Vier gegen einen
Die Ex-Präsidenten melden sich zu Wort
Washington Der Kontrast könnte schärfer kaum sein. „Diese Nation braucht vor allem Recht und Ordnung“, verkündete US-Präsident Donald Trump am Mittwochabend. Fast zeitgleich meldete sich sein Vorgänger Barack Obama zu Wort. Er lobte die Proteste nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd als Zeichen der Hoffnung. Obama, der lange zu Trumps Politik geschwiegen hatte, ist nicht der Einzige, der sich nun zu Wort meldet.
Alle vier noch lebenden Präsidenten – also auch George W. Bush, Bill Clinton und Jimmy Carter – haben in den vergangenen Tagen die sonst übliche Zurückhaltung aufgegeben und den strukturellen Rassismus des amerikanischen Rechtssystems angeprangert. Sie haben versucht, das Volk zu einen. Trump hingegen hat den Angehörigen des Opfers nur pflichtschuldig kondoliert. Er präsentiert sich stattdessen als starker Mann, der mit Härte „die Gesetzlosigkeit im Land beenden“will.
Was Trump als Gefahr sieht, ist für Obama ein Zeichen der Hoffnung. Mit einem erstaunlich optimistischen Unterton meldet sich der bisher einzige afroamerikanische Präsident zu Wort. Die Bewegung seit dem Tod von George Floyd sei so mächtig, wie kaum etwas, das er in den letzten Jahren erlebt habe.
Ex-Präsident George W. Bush sagte: „Laura und ich sind beklommen wegen des brutalen Erstickungstods von George Floyd und beunruhigt über die Ungerechtigkeit und die Angst, die unser Land ersticken“, erklärte Bush auch im Namen seiner Ehefrau. Es sei „ein schockierendes Versagen“, dass viele Afroamerikaner im eigenen Land verfolgt würden.
Ex-Präsident Jimmy Carter erinnerte daran, dass er bereits 1971 die Zeit der Rassendiskriminierung für beendet erklärt habe: „Mit großer Sorge und Enttäuschung wiederhole ich diese Worte heute, fünf Jahrzehnte später.“Carter forderte ein Ende aller Regierungsaktivitäten, die die Einheit der Demokratie untergraben – ein Seitenhieb des 95-Jährigen auf Trump.
Schon am Samstag hatte Ex-Präsident Bill Clinton einen Appell gestartet. Alle Amerikaner müssten sich gegen Rassismus auflehnen, vor allem aber Politiker müssten Fehler einräumen und Verantwortung übernehmen, sagte er.