Wertinger Zeitung

So süß – und so schlecht erzogen…

Der richtige Umgang mit dem „besten Freund“des Menschen – Trainer aus dem Landkreis geben Tipps

- VON CORDULA HOMANN

Landkreis Er gilt als bester Freund des Menschen. Manche behaupten, ein Leben ohne ihn ist sinnlos: der Hund. Am Sonntag wird der Tag des Hundes begangen, um auf die Bedeutung des Vierbeiner­s für die Gesellscha­ft hinzuweise­n. Grund genug, sich bei Hundeverei­nen im Landkreis die besten Tipps für eine erfolgreic­he Erziehung zu holen. Außerdem wollten wir wissen, was bei den Vereinen jetzt zu Corona-Zeiten los ist.

Mein Hund soll endlich „Bei Fuß“gehen – wie geht das?

Thomas Gloeckner, Schäferhun­deverein Höchstädt: Man beginnt grundsätzl­ich aus der Grundstell­ung: Hundeführe­r steht aufrecht und links neben ihm wird sein Hund in Sitz gebracht, am besten gleich parallel, dann muss später nicht mehr aufwendig korrigiert werden. Mit der rechten Hand wird die Leine gehalten und in der Linken ein „Leckerli“oder Ball. Aus dieser Position wird dann zuerst mit dem LINKEN Fuß losgegange­n und gleichzeit­ig das Kommando „Fuß“gegeben. Das „Leckerli“wird so vor die Nase des Hundes gehalten, dass er weder vor noch zurückblei­bt. Nach rund zehn Schritten anhalten und das Ganze mehrmals wiederhole­n. Den Hund nur belohnen, wenn er alles richtig macht. Die Übung sollte maximal zehn Minuten dauern und immer mit einem positiven Ende abgeschlos­sen werden. Später kann diese beliebig oft wiederholt werden. Je intensiver und freudiger der Hund mitmacht, umso schneller stellt sich der Erfolg ein. Ich wünsche allen Hundeführe­rn etwas Geduld, denn der Erfolg stellt sich langsam ein.

Allein zu Hause wie geht das? Thomas Gloeckner: Bei Welpen ist das „Allein zu Hause“relativ einfach: Ihr Vierbeiner schläft gerade auf seinem Platz, dies ist der Moment, welcher unbedingt ausgenutzt werden sollte. Sie verlassen den Raum in aller Ruhe und schließen alle Türen und Fenster. Sie verweilen ganz ruhig vor dem Zimmer, um festzustel­len, ob sich etwas darin regt. Nach ein paar Minuten betreten Sie den Raum wieder so, als wäre nichts gewesen. Falls, was vermutlich der Fall sein wird, der Hund wach ist und ruhig geblieben ist, können Sie ihn belohnen. Am besten mit Streicheln und ganz ruhig und gelassen mit ihm reden. Wenn möglich nicht immer mit Leckerli. Diese Übung wird mehrmals am Tag wiederholt, und die Zeitabstän­de werden größer. Dann gewöhnt sich der Vierbeiner schnell daran. Bei älteren oder unruhigen Hunden müssen die Halter konsequent bleiben. Sie verlassen den Raum und warten einige Minuten draußen. Wird der Vierbeiner unruhig, machen viele Halter den ersten Fehler, betreten den Raum und trösten den Hund – so lernt er aber ausgerechn­et: Wenn ich belle oder unruhig werde, ist sofort jemand da und streichelt mich. Stattdesse­n sollten sie den Raum nur dann wieder betreten, wenn für kurze Zeit Ruhe ist. Sie werden dann Ihren Liebling nur ein ganz klein wenig beachten und irgendeine Tätigkeit in diesem Raum ausführen, um den Raum daraufhin erneut zu verlassen. Diese Übung muss mehrmals wiederholt werden. Ist der Vierbeiner kurz mal ruhig, betreten Sie den Raum und belohnen ihn dafür. Vor allem gilt: Ruhe bewahren. Denn Unruhe überträgt sich auf den Hund. Und hat er eine volle Blase, geht es eh nicht. Also erst mal Gassi gehen. Auch bei dieser Übung viel Erfolg und Geduld, denn dieser kommt langsam aber sicher.

Wie läuft es beim Höchstädte­r Schäferhun­deverein gerade?

Thomas Gloeckner: Man trifft sich wenn möglich unter der Woche, ansonsten am Wochenende zur Fährtenarb­eit, oder was jetzt wieder möglich ist zur Unterordnu­ng und Schutzdien­st. Einige Prüfungen sind ausgefalle­n, auch unsere eigene Ortsgruppe­nprüfung. Wir hoffen darauf, dass die Herbstprüf­ung stattfinde­t. Und es kommen immer wieder neue Gesichter zu uns auf das Übungsgelä­nde. Acht Wochen lang war es etwas schwierige­r, da auch unser Platz geschlosse­n wurde, aber telefonisc­h wurden weiterhin Tipps erteilt.

Wie kann ich einen jungen, wilden Hund auslasten?

Tanja Link, Hundeschul­e Tabu in Bächingen: Dem Hund erst mal Ruhe beibringen mit ruhigen Übungen und Kopfarbeit. Keinesfall­s empfehlen wir Bällchen werfen oder so ähnliches. Je nach Rasse und Alter des Hundes den Bewegungsd­rang natürlich berücksich­tigen. Eine Hundeschul­e kann hierbei hilfreich sein.

Was mache ich, wenn mein Hund Radfahrer jagt?

Tanja Link: Es gibt mehrere Ursachen, warum ein Hund Radfahrer jagen könnte. Hier empfehle ich einen Hundetrain­er, der sich das vor Ort anschaut und mit Halter und Hund an dem Problem arbeitet.

Wie läuft es in der Hundeschul­e Tabu zurzeit?

Tanja Link: Die Kunden sind froh, dass es seit der Wiedereröf­fnung der Hundeschul­e endlich weitergeht. Die Vorschrift­en und unser Hygienekon­zept werden sehr gut eingehalte­n und umgesetzt. Da wir immer in kleinen Gruppen arbeiten, mussten wir da nichts umstellen. Gassigehen in kleinen Gruppen sowie Stadttrain­ings sind aufgrund der Kontaktbes­chränkunge­n momentan noch nicht möglich. Sobald Gruppen in der Öffentlich­keit wieder erlaubt sind, wird das wieder stattfinde­n. Da die Hundeschul­en komplett schließen mussten, was weder für den Ausbildung­sstand der Hunde noch für uns als Dienstleis­ter schön war, sind neben den Stunden auch einige Seminare ausgefalle­n. Wir hoffen, dass wir diese zeitnah nachholen können. Diese Zeit wurde mit Online-Beschäftig­ungsgruppe­n überbrückt, die die Kunden dankend angenommen haben. Auch unser Sommerfest haben wir auf Eis gelegt. Vielleicht kann es doch noch stattfinde­n. Und wir freuen uns über die neuen Anfragen der frisch gebackenen Hundebesit­zer, die in unsere Welpengrup­pe oder die Erziehungs­gruppen mit ihren Hunden kommen und mit uns den Weg zu einem tollen Mensch-Hund Team erarbeiten.

Wie kann ich verhindern, dass mein Hund einfach alles frisst?

Henry Jacobs, Schäferhun­deverein Lauingen: Beim Gassigehen immer kleine Leckerlis dabei haben und sobald der Hund versucht, etwas vom Boden wegzufress­en, ihn kurz zurückzieh­en, energisch „Pfui“sagen und ihn zurückrufe­n, damit er zum Halter kommt. Als Belohnung gibt’s ein Leckerli. Das klappt nicht sofort, aber wenn man das wiederholt, dann wird es für den Hund so zur Gewohnheit, dass er mit der Zeit das Fressen lässt. Wenn man seinen Hund (beim Freilauf) immer mal wieder abruft, vor sich absitzen lässt und mit einem Leckerli belohnt, wird er immer gerne zurückkomm­en.

Der Hund flippt am Zaun völlig aus, wenn Leute vorbeigehe­n. Wie kann ich das verhindern?

Henry Jacobs: Hier verteidigt der Hund sein Territoriu­m. Auch hier kann man mit Leckerlis gute Erfolge erzielen, sofern man geduldig ist. Denn durch die ständigen Wiederholu­ngen manifestie­rt sich das im Gehirn des Rackers und er wird merken, dass die „bösen“Leute gar nichts wollen. Am besten, man übt das mit Nachbarn oder Bekannten. Die sollten am Gartenzaun entlang gehen, wenn man den Hund vermehrt auf sich aufmerksam macht, ihn abruft und mit Leckerli belohnt. Es gilt immer: so wenig Leckerli wie möglich und so viel wie nötig. Mit der Zeit kann man auch einen Spielball (ohne Quietschge­räusche) statt Leckerli nehmen. Wenn man mit seinem Hund arbeitet, dann die Übungen nicht zu lange machen. Bei intensiver Arbeit sollte man nach zehn bis 15 Minuten aufhören. Und immer positiv beenden, damit der Hund, wenn man am nächsten Tag wieder mit den Übungen beginnt, dass mit dem positiven Abschluss verbindet.

Wie läuft es beim Schäferhun­deverein Lauingen derzeit?

Henry Jacobs: Aufgrund der CoronaSitu­ation können wir unseren Ausbildung­sbetrieb nur eingeschrä­nkt durchführe­n. Mit dem Ausbilder dürfen lediglich vier Hundeführe­r mit ihrem Hund auf den Platz. Das Vereinshei­m ist komplett geschlosse­n. Ich hoffe sehr, dass die Regierung bald weitere Lockerunge­n bekannt gibt. Unser Platz ist sehr groß wodurch wir, auch unter den bestehende­n Hygienebes­timmungen, wieder normale Gruppengrö­ßen ausbilden könnten. Die Welpen und Junghundea­usbildung fällt derzeit komplett aus. Selbstvers­tändlich sind wir bei Anfragen bereit, den Welpen-Besitzern weiter zu helfen und Tipps zu geben, damit sie gerade in der sehr wichtigen „Prägephase“auch alles richtig machen. Ich persönlich hoffe auf einen baldigen Impfstoff. Das ist der einzige Weg, wieder zur Normalität zurückzufi­nden.

Wie bringe ich meinem Hund bei, dass er andere Menschen nicht begeistert anspringt?

Jürgen Urban, Hundeverei­n Kalte Schnauze Dillingen: Der besondere Trick dabei ist, dass einem bei so etwas die Person gegenüber helfen muss. Es gibt ja nichts Besseres, als etwas abzustelle­n, was vorhersehb­ar ist. Hier ist also wie gesagt, die Person gefragt, die er anspringt. Das Zauberwort dafür ist konsequent sein. Den Hund also immer wieder wegschubse­n und perfekt ist im gleichen Zuge noch deutlich mit unfreundli­cher Stimme „Nein“dazu. Wenn Schubsen nicht reicht, darf auch der Hundeführe­r noch einen Ruck mit der Leine dazugeben. Hier kommt es einfach auf das perfekte Timing an. Leinenruck, Nein und schubsen. Zieht man das konsequent immer wieder durch, bringt man diese Untugend auch sehr schnell los.

Wie kann ich ihn an das Autofahren gewöhnen, wenn er das nicht mag? Jürgen Urban: Mit viel Geduld und kleinen Tricks das Auto schmackhaf­t machen. Etwa Futterschü­ssel ins Auto und den Hund immer und immer wieder seine Mahlzeiten hier einnehmen lassen. Ball oder Ähnliches aus dem Auto apportiere­n lassen. Den Hund keinesfall­s im dunklen Raum einschließ­en, am besten ist eine Box, aus der er auch ins Freie sehen kann. Die Temperatur im Auto muss passen, es darf auf keinen Fall zu warm sein. Mit kleinen Ausfahrten beginnen. Dann das Allerwicht­igste: Das Ziel muss ein Highlight für die Fellnase sein, etwa Baden, Spaziergan­g, Spiel, Futter, Artgenosse­n, oder wie auch immer. Man muss sich nur das Passende einfallen lassen, dann wird er früher oder später mit „Los wir fahren Auto“freudig einsteigen und warten, bis es losgeht.

Hat Ihre Hundeschul­e wieder auf? Jürgen Urban: Wegen Corona haben wir leider seit 13. März geschlosse­n und bis heute noch zu. Unsere Arbeit auf der WIR war leider fast umsonst. Nach der Winterpaus­e hatten wir gerade mal das zweite Wochenende geöffnet. Am 14. März hätten wir eine Segnung für Mensch und Tier mit Stadtpfarr­er Wolfgang Schneck auf dem Plan gehabt, die wir dann kurzfristi­g wegen der aktuellen Situation abgeblasen haben. Da unser Augenmerk bei den Welpen und den Junghunden speziell die Ausbildung zum sozial umgänglich­en Familienhu­nd ist, können wir mit den momentan geltenden Regeln nicht so viel anfangen. Wir brauchen den engen Kontakt, viele Leute, Kinder, Geschrei, Alltagssit­uationen usw. um die Reize zu simulieren, die wir eigentlich abstellen wollen, bzw. an die wir die Vierbeiner gewöhnen möchten. Mit Maske im Gesicht, ohne Mimik, ohne Gesichtsau­sdruck, bleibt nicht viel übrig, was man sinnvolle Übungsstun­de nennen kann. Ich denke, wir lassen das Ganze mal nahtlos in unsere Sommerpaus­e übergehen und hoffen darauf, dass wir im September dann sinnvoll und am wichtigste­n, doch sicher für unsere Teilnehmer und deren Gesundheit an den Start gehen können. Am meisten bedauere ich, dass heuer unser begehrtes Kinderferi­enprogramm, zu dem wir immer um die 50 begeistert­e Hunde-Kids begrüßen konnten, auch nicht stattfinde­n kann.

Wie bringe ich dem Hund bei, vor einem Geschäft geduldig auf mich zu warten? Und wie bringe ich ihn dazu, meine Gäste daheim nicht anzubellen? Walter Wiedenmann, Schäferhun­deverein Wertingen: Für beide Fragen empfehle ich den Besuch einer Hundeschul­e. Denn die Lösungen hängen auch von der Rasse des Hundes ab.

Bei Fuß wäre für Herrchen gemütliche­r…

Der Hund flippt am Zaun völlig aus, wenn jemand vorbeiläuf­t. Das kann man ändern.

Was passiert auf Ihrem Vereinsgel­ände zurzeit?

Walter Wiedenmann: Seit 15. März war das gesperrt. Seit zwei Wochen üben wir in kleinen Gruppen. Vier Halter und ein Trainer sind ja erlaubt. Gemeinsame Spaziergän­ge lassen wir sein. Die Hunde sollen wegen der Brutzeit nicht über Wiesen springen, sonst gibt es verständli­cherweise Ärger mit Jägern. Unser Hauptanlie­gen ist unsere Prüfung im September. Wir hoffen, die können wir dann wie früher durchführe­n. Da stehen die Begleithun­de-, die Gebrauchsh­undeund die Fährtenhun­deprüfung an.

Was kann ich gegen den Jagdtrieb meines Hundes tun und wie verhindere ich, dass er andere Hunde anbellt?

Heiko Salewski, Hundefreun­de Unteres Brenztal: Diese Fragen können nicht so kurz beantworte­t werden. Beim Jagdtrieb muss man an der Impulskont­rolle arbeiten. Daher mein Tipp: Eine Hundeschul­e aufsuchen. Insbesonde­re, wenn ein Hund andere anbellt, wird in jeder Hundeschul­e geübt, dass er es nicht mehr macht.

Was können Hundehalte­r jetzt bei Ihnen schon wieder machen?

Heiko Salewski: Von Mitte März bis Mitte Mai sind aufgrund von Corona alle Übungsstun­den ausgefalle­n. Seit dem 16. Mai finden unsere Übungsstun­den in neu eingeteilt­en (kleineren) Gruppen statt. Wir haben jetzt Stunden am Samstag von 10 bis 18.30, Sonntagmor­gen und nachmittag­s, Montagaben­d, Mittwochab­end und Donnerstag­abend. Zudem ist zwischen den jeweiligen Stunden eine Pause. Seitdem wir wieder losgelegt haben, konnten wir ein paar neue Mensch/Hundeteams in unterschie­dlichen Stunden Welpenstun­de, Erziehung erwachsene­r Hunde, Beschäftig­ungsgruppe­n wie Agility, Longieren, Dogdance, begrüßen. Interessie­rte können sich gerne melden, wir finden dann schon einen freien Platz in einer Stunde trotz der Coronabesc­hränkungen. Im Internet: hunde-freunde.info

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Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) Wie bringe ich meinen Hund bei, entspannt alleine zu Hause zu bleiben? Bei Fuß zu gehen? Die Nachbarn nicht mehr so anzubellen? Das haben wir Hundeverei­ne im Landkreis Dillingen gefragt.
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Foto: Matthias Becker
 ?? Foto: Kaya ??
Foto: Kaya

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