Nordkorea droht dem Süden
Wut über eine Propaganda-Aktion
Seoul Nordkorea hat nach einer Propaganda-Aktion südkoreanischer Aktivisten seinen Ton verschärft und dem Nachbarland mit Vergeltung gedroht. „Das Recht, die nächste Aktion gegen den Feind zu unternehmen, wird dem Generalstab unserer Armee anvertraut“, erklärte die einflussreiche Schwester von Machthaber Kim Jong Un, Kim Yo Jong. Es sei besser, eine Reihe von Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen, als Erklärungen abzugeben. Wie die Aktion konkret aussehen könnte, ging aus den mit Andeutungen gespickten Äußerungen nicht hervor.
Die Regierung in Seoul rief die kommunistische Führung in Pjöngjang am Sonntag auf, alle bilateralen Abkommen einzuhalten. Die Situation werde als „sehr ernst“angesehen, teilte das Vereinigungsministerium mit. Das ständige Komitee des Nationalen Sicherheitsrats kam in Seoul zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen, um die Lage zu erörtern. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums werden die Bewegungen des Militärs im Nachbarland genau beobachtet. „Ich spüre, dass es an der Zeit ist, mit der südkoreanischen Regierung zu brechen“, wurde Kim Yo Jong von den nordkoreanischen Staatsmedien zitiert. Sie habe die Abteilung, die für „Angelegenheiten mit dem Feind“zuständig sei, angewiesen, die nächste Aktion entschieden auszuführen, sagte die Funktionärin. Dazu habe sie die Befugnis vom Machthaber und der Partei.
Kim spielte erneut auf eine Ballonkampagne von Ende Mai an, bei der Aktivisten und nordkoreanische Flüchtlinge in Südkorea nahe der Grenze etwa eine halbe Million Flugblätter mit Kritik an der Regierung in Pjöngjang in Richtung Norden geschickt hatten. Den Teilnehmern an der Kampagne warf Kim vor, die Würde ihres Bruders zu verletzen, indem sie „Müll auf unser unverletzliches Territorium“fliegen ließen. Ziel dieser häufig unternommenen Aktionen ist es, die Nordkoreaner zum Sturz der autokratischen Führung aufzurufen.
Der südkoreanischen Regierung in Seoul wirft Pjöngjang vor, nichts gegen Kampagnen dieser Art zu tun. Nordkorea hatte schon Anfang Mai mit dem Ende eines Militärabkommens mit dem Süden aus dem Jahr 2018 sowie der Schließung eines Verbindungsbüros an der Grenze gedroht. Später kappte Pjöngjang alle Kommunikationskanäle zu Seoul.