Mit 500 PS mitten in der Natur
Zu den Leserbriefen „Fehlende Dialogbereitschaft“vom 15. Juni und „Die gute fachliche Praxis muss weg“vom 30. Mai. Fehlendes Bewusstsein für Natur prägt den modernen Menschen – auch den Großteil der Landwirte. Problem ist weniger fehlende Dialogbereitschaft als fehlende Dialogfähigkeit. Unbeantwortet bleiben Fragen: Was ist Natur? Ursprünglicher Lebensraum oder nur nutzbare Ressource?
Was sind Kulturlandschaften? Ergebnis verantwortungsvollen Handelns oder Folgen rücksichtsloser Ausbeutung?
Was bedeutet Heimat? Nicht nur unserer Gesellschaft, sondern auch für kommende Generationen und in zunehmend schwierigen Zeiten, mit Pandemien oder mit unvorhersehbaren Folgen antibiotikaresistenter Keime durch Massentierhaltung für die Menschen.
Was bedeutet „gute landwirtschaftliche Praxis“? Ökologische und ethische Verantwortung des Menschen gegenüber Natur und Tieren oder Gewinnmaximierung um jeden Preis – wie gewohnt?
Wie steht es mit der Gefährdung und dem Verlust der Artenvielfalt und der Behebung der Ursachen? Ohne ausreichend ökologische Landwirtschaft im Gegensatz zu den großflächigen Agrarwüsten und Monokulturen mit natur- und umweltgefährdendem Einsatz von chemischen Pflanzenschutz- und Düngemitteln: Folgen einer fehlgeleiteten Agrarpolitik nach der Maxime „Wachse oder weiche“, zu hoher Erwartungen sowie finanzieller Zwänge für die Landwirte?
Nicht jeder stellt sich diese Fragen. Nicht jeder, auch wenn er „mit dem Fahrrad in der ‚Natur‘ unterwegs ist und spüren und sehen kann, wie schön unsere ‚Kulturlandschaft‘ ist“, und auch nicht jeder, wenn er als „Landwirt mittendrin arbeitet“. Viel muss noch geschehen. Die Natur bleibt bedroht.
Josef Schrallhammer, Buttenwiesen