Tote Jugendliche: Hat der Landkreis Augsburg ein Drogenproblem?
Kriminalität Die Zahl der Delikte mit Amphetaminen steigt. Die Polizei sieht bislang keine Hotspots im Augsburger Land
Landkreis Augsburg Die beiden toten Jugendlichen aus Nordendorf konsumierten Drogen. Das bestätigen erste Ergebnisse der Obduktion. Die Ermittler gehen mittlerweile davon aus, dass die beiden 15 und 16 Jahre alten Teenager vermutlich an Rauschgift gestorben sind. Klarheit soll eine genauere Untersuchung bringen, die noch aussteht. Im Umfeld der Jugendlichen aus Nordendorf fanden die Ermittler allerdings Amphetamine.
Das sind synthetische Drogen, die bei einer Überdosis tödlich sein können, auch bekannt als „Speed“oder „Pep“. Wie verbreitet sind diese Stoffe im Augsburger Land?
Derzeit arbeiten die Ermittler mit Hochdruck daran, denjenigen zu finden, der den beiden Teenagern die vermutlich tödlichen Drogen verkauft hat. Kein Einzelfall, wie ein Blick in die Statistik zeigt: Im Augsburger Land steigen die Fälle von Rauschgiftdelikten im Zusammenhang mit Amphetaminen. Waren es 2018 noch 343 Fälle, stieg die Zahl im vergangenen Jahr auf 380. Das sind knapp elf Prozent mehr, wie aus der Kriminalstatistik des Polizeipräsidiums Schwaben Nord hervorgeht.
Woran liegt das? „Die Entwicklung der Rauschgiftdelikte ist wie kein anderer Deliktsbereich sehr stark vom Kontrollverhalten der Polizei abhängig“, erklärt die Polizei. Weil mehr Kontrollen durchgeführt werden, gebe es also auch mehr Delikte. Das hänge auch mit den Ressourcen der Polizei zusammen. Insgesamt stieg die Zahl der Drogendelikte allerdings nur leicht um 3,8 Prozent. Mehr als 95 Prozent der Delikte werden im Bereich Schwaben Nord aufgeklärt.
Dass Jugendliche mit Drogen erwischt werden, ist auch im Augsburger Land keine Seltenheit. Im gesamten Bereich der Polizei Schwaben Nord lasse sich das feststellen, erklärt Polizeisprecher Michael Jakob. Besondere Hotspots gebe es hier demnach nicht. Auch die Frage nach einer auffälligen Drogenszene im nördlichen Landkreis weist die Polizei zurück.
Was die Art der konsumierten Substanzen angeht, lässt sich bereits seit einigen Jahren eine neue Gruppe von Drogen feststellen. Die Polizei spricht dabei von „neuen psychoaktiven Stoffen“, auch bekannt als „Badesalze“oder „Kräutermischungen“. Oft ist nicht klar, aus welchen chemischen Stoffen sich diese Substanzen zusammensetzen. Das kann tödlich enden: „Die Konsumenten wissen häufig nicht, welche Substanzen sie konsumieren und in welcher Dosierung sie diese zu sich nehmen“, teilt die Polizei mit.
Im Fall der beiden toten Jugendlichen aus Nordendorf gibt es weiterhin noch einige ungeklärte Fragen. Zwar ist nun bekannt, dass die beiden Rauschgift konsumierten. Welche Stoffe genau und wie viel davon, wird allerdings erst ein sogenanntes chemisch-toxikologisches Gutachten aufklären können. Die Ergebnisse dieser aufwendigen Untersuchung werden von den Ermittlern erst „in den kommenden Tagen bis Wochen“erwartet.