Was der neue „Blitzer“alles kann
Sicherheit Die Verkehrspolizei-Inspektion Donauwörth verfügt über ein neues Messgerät. Welche Fähigkeiten dieses hat – und wo die Verstöße von Rasern im Landkreis Dillingen zuletzt besonders eklatant waren
Die Verkehrspolizei Donauwörth hat ein neues Messgerät. Welche Fähigkeiten dieses hat – und wo Raser unterwegs sind.
Landkreis Wer mit einem motorisierten Fahrzeug auf den Straßen in der Region ein bisschen flott unterwegs ist, hält gerne Ausschau nach einem Kleinbus, der hinter den Büschen steht. „Achtung Blitzer“, heißt es dann – in der Hoffnung, in letzter Sekunde doch noch vom Gaspedal zu gehen, etwas abzubremsen und so zu verhindern, dass man sich ein Verwarnungsgeld oder gar eine Anzeige einhandelt. Diese Taktik kann seit kurzem schiefgehen. Grund: Die Verkehrspolizei-Inspektion (VPI) Donauwörth, die auch im Landkreis Dillingen Autofahrer kontrolliert, verfügt jetzt – wie auch andere Dienststellen in Bayern – über eine neue Technik. Damit haben die Gesetzeshüter noch bessere Möglichkeiten, dass Raser bestraft werden.
Das Geschwindigkeitsmessgerät, das im Volksmund „Blitzer“genannt wird, ist für die Donauwörther VPI nicht das einzige, aber das gängigste Instrument, um für mehr Sicherheit auf den Straßen in Nordschwaben zu sorgen. Zu hohe Geschwindigkeit sei die Hauptursache für schwere Unfälle, weiß Inspektionsleiter Ludwig Zausinger: „Die gilt es zu bekämpfen.“
Mit dem bisherigen Gerät nahm die Verkehrspolizei im vorigen Jahr im Landkreis Dillingen 174 Messungen vor – und erwischte bei diesen insgesamt etwa 5200 Temposünder. 3870 kamen mit einem Verwarnungsgeld
89 Fahrer mussten den Führerschein abgeben
davon, 1189 erhielten eine Anzeige und 89 Fahrer mussten für einen Monat oder länger ihren Führerschein abgeben. 2019 gingen der Verkehrspolizei einige extreme Raser in die Falle. Im 50er-Bereich innerorts in Schwenningen wurde ein Fahrer mit 109 Sachen auf der B 16 geblitzt, in der Mödinger Ortsdurchfahrt erwischte die Polizei einen Verkehrsteilnehmer mit 99 Stundenkilometern. In der Wertinger Laugnastraße ergab die Messung eines Autos 94 km/h, und in der Ortsdurchfahrt im Buttenwiesener Gemeindeteil Hinterried waren es bei einem Fahrzeug immerhin noch 91 Stundenkilometer.
Die höchsten Messergebnisse auf Kreisstraßen, auf denen 100 Stundenkilometer erlaubt sind, hatte die VPI Donauwörth auf der DLG27 bei Syrgenstein mit 153 km/h und der DLG5 bei Bissingen mit 165
Der Messsensor hat einen weiteren Laser. Dieser ermöglicht noch genauere Ergebnisse.
km/h. Der Spitzenreiter in dieser Kategorie wurde auf der DLG 35 bei Ziertheim mit 181 Sachen gemessen.
Auf der Staatsstraße 2033 bei Dillingen erwischte die Polizei zwei Mal Verkehrsteilnehmer mit 161 Sachen in dem Abschnitt, wo 80 km/h zulässig sind. Auf der St 2212 bei Bissingen wurde ein Fahrzeug mit 119 km/h gemessen – bei zulässigen 70 Stundenkilometern.
Auf der Bundesstraße 16 wird bei
Gundelfingen am schnellsten gefahren. Hier blitzte die Polizei mehrfach Autofahrer, die mit 163, 164 und 165 Stundenkilometern unterwegs waren. Die Geschwindigkeit auf der B16 ist auf 100 km/h begrenzt.
Dass die Verkehrspolizei-Inspektion nun über noch ausgefeiltere technische Möglichkeiten verfügt, solle kein Geheimnis sein, betont Zausinger. Man sei um Transparenz bemüht: „Der Bürger hat ein Recht darauf, zu wissen, was wir tun.“Am Donnerstagvormittag haben Hauptkommissar Norbert Rasch und zwei Kollegen das neue System an der B25 bei Ebermergen (Donau-RiesKreis) aufgebaut. Anfangs sei das ein größeres Prozedere gewesen, so Rasch. Schließlich müssten die Vorgaben genau eingehalten werden. Mittlerweile reichten 25 Minuten aus, um den Sensor, mit dem die Geschwindigkeit gemessen wird, die Kamera, die von dem Fahrzeug ein Foto macht, und den Blitz, der für die entsprechende Ausleuchtung sorgt, jeweils zu installieren. Die neue Technik habe „von Beginn an funktioniert“, schildert Rasch. Es zeige sich, dass das Gerät namens ES 8.0 einige Vorteile habe. Weil der „Blitzer“über ein geschlossenes WLAN-System verfüge, müsse das Fahrzeug, in dem der Beamte die Messung überwacht und die Daten registriert werden, nicht mehr direkt an der Messstelle stehen. Soll heißen: Wer den Kleinbus erblickt, weiß nicht, wo tatsächlich „geblitzt“wird.
Die kabellose Technik macht es Norbert Rasch zufolge möglich, das Gerät an Stellen zu postieren, an denen es bisher nicht möglich war, eine Geschwindigkeitsmessung vorzunehmen, beispielsweise im Bereich von Unterführungen. Im Sensor, der einige Meter vor der Kamera steht, sei ein zusätzlicher Laser montiert. Der messe den Seitenabstand zum Gerät und registriere auf mehrspurigen Straßen genau, welches Fahrzeug zu schnell ist – auch wenn zwei Fahrzeuge im Moment der Messung gleichauf sind. Die Kamera sei ebenfalls verbessert. Die Auflösung sei höher, dadurch könne man die Kamera auch weiter weg vom Sensor aufstellen. Zudem mache sie „deutlich bessere Bilder“. In der Folge seien praktisch alle Fahrer identifizierbar. Auch der Blitz sei vielfältiger einsetzbar, informiert der Hauptkommissar weiter. Weil er in der Neigung verstellt werden könne, gebe es mehr Möglichkeiten, ihn zu platzieren.
Das Gerät ist laut Rasch bis zu einer gemessenen Geschwindigkeit von 250 Stundenkilometern zugelassen. Leider sei diese Marke nicht utopisch. Bei den bisherigen Kontrollen war ein Autofahrer auf der Schellenberg-Umgehung (B2) bei Donauwörth der Spitzenreiter. Er brachte es auf 212 Stundenkilometer. Den Beamten der VPI bleibt es vorbehalten, mit der zur Verfügung stehenden Technik den Verstoß genau zu dokumentieren. Den Rest, so erklärt Rasch, erledige die Bußgeldstelle.