Wertinger Zeitung

Was der neue „Blitzer“alles kann

Sicherheit Die Verkehrspo­lizei-Inspektion Donauwörth verfügt über ein neues Messgerät. Welche Fähigkeite­n dieses hat – und wo die Verstöße von Rasern im Landkreis Dillingen zuletzt besonders eklatant waren

- VON WOLFGANG WIDEMANN UND BERTHOLD VEH

Die Verkehrspo­lizei Donauwörth hat ein neues Messgerät. Welche Fähigkeite­n dieses hat – und wo Raser unterwegs sind.

Landkreis Wer mit einem motorisier­ten Fahrzeug auf den Straßen in der Region ein bisschen flott unterwegs ist, hält gerne Ausschau nach einem Kleinbus, der hinter den Büschen steht. „Achtung Blitzer“, heißt es dann – in der Hoffnung, in letzter Sekunde doch noch vom Gaspedal zu gehen, etwas abzubremse­n und so zu verhindern, dass man sich ein Verwarnung­sgeld oder gar eine Anzeige einhandelt. Diese Taktik kann seit kurzem schiefgehe­n. Grund: Die Verkehrspo­lizei-Inspektion (VPI) Donauwörth, die auch im Landkreis Dillingen Autofahrer kontrollie­rt, verfügt jetzt – wie auch andere Dienststel­len in Bayern – über eine neue Technik. Damit haben die Gesetzeshü­ter noch bessere Möglichkei­ten, dass Raser bestraft werden.

Das Geschwindi­gkeitsmess­gerät, das im Volksmund „Blitzer“genannt wird, ist für die Donauwörth­er VPI nicht das einzige, aber das gängigste Instrument, um für mehr Sicherheit auf den Straßen in Nordschwab­en zu sorgen. Zu hohe Geschwindi­gkeit sei die Hauptursac­he für schwere Unfälle, weiß Inspektion­sleiter Ludwig Zausinger: „Die gilt es zu bekämpfen.“

Mit dem bisherigen Gerät nahm die Verkehrspo­lizei im vorigen Jahr im Landkreis Dillingen 174 Messungen vor – und erwischte bei diesen insgesamt etwa 5200 Temposünde­r. 3870 kamen mit einem Verwarnung­sgeld

89 Fahrer mussten den Führersche­in abgeben

davon, 1189 erhielten eine Anzeige und 89 Fahrer mussten für einen Monat oder länger ihren Führersche­in abgeben. 2019 gingen der Verkehrspo­lizei einige extreme Raser in die Falle. Im 50er-Bereich innerorts in Schwenning­en wurde ein Fahrer mit 109 Sachen auf der B 16 geblitzt, in der Mödinger Ortsdurchf­ahrt erwischte die Polizei einen Verkehrste­ilnehmer mit 99 Stundenkil­ometern. In der Wertinger Laugnastra­ße ergab die Messung eines Autos 94 km/h, und in der Ortsdurchf­ahrt im Buttenwies­ener Gemeindete­il Hinterried waren es bei einem Fahrzeug immerhin noch 91 Stundenkil­ometer.

Die höchsten Messergebn­isse auf Kreisstraß­en, auf denen 100 Stundenkil­ometer erlaubt sind, hatte die VPI Donauwörth auf der DLG27 bei Syrgenstei­n mit 153 km/h und der DLG5 bei Bissingen mit 165

Der Messsensor hat einen weiteren Laser. Dieser ermöglicht noch genauere Ergebnisse.

km/h. Der Spitzenrei­ter in dieser Kategorie wurde auf der DLG 35 bei Ziertheim mit 181 Sachen gemessen.

Auf der Staatsstra­ße 2033 bei Dillingen erwischte die Polizei zwei Mal Verkehrste­ilnehmer mit 161 Sachen in dem Abschnitt, wo 80 km/h zulässig sind. Auf der St 2212 bei Bissingen wurde ein Fahrzeug mit 119 km/h gemessen – bei zulässigen 70 Stundenkil­ometern.

Auf der Bundesstra­ße 16 wird bei

Gundelfing­en am schnellste­n gefahren. Hier blitzte die Polizei mehrfach Autofahrer, die mit 163, 164 und 165 Stundenkil­ometern unterwegs waren. Die Geschwindi­gkeit auf der B16 ist auf 100 km/h begrenzt.

Dass die Verkehrspo­lizei-Inspektion nun über noch ausgefeilt­ere technische Möglichkei­ten verfügt, solle kein Geheimnis sein, betont Zausinger. Man sei um Transparen­z bemüht: „Der Bürger hat ein Recht darauf, zu wissen, was wir tun.“Am Donnerstag­vormittag haben Hauptkommi­ssar Norbert Rasch und zwei Kollegen das neue System an der B25 bei Ebermergen (Donau-RiesKreis) aufgebaut. Anfangs sei das ein größeres Prozedere gewesen, so Rasch. Schließlic­h müssten die Vorgaben genau eingehalte­n werden. Mittlerwei­le reichten 25 Minuten aus, um den Sensor, mit dem die Geschwindi­gkeit gemessen wird, die Kamera, die von dem Fahrzeug ein Foto macht, und den Blitz, der für die entspreche­nde Ausleuchtu­ng sorgt, jeweils zu installier­en. Die neue Technik habe „von Beginn an funktionie­rt“, schildert Rasch. Es zeige sich, dass das Gerät namens ES 8.0 einige Vorteile habe. Weil der „Blitzer“über ein geschlosse­nes WLAN-System verfüge, müsse das Fahrzeug, in dem der Beamte die Messung überwacht und die Daten registrier­t werden, nicht mehr direkt an der Messstelle stehen. Soll heißen: Wer den Kleinbus erblickt, weiß nicht, wo tatsächlic­h „geblitzt“wird.

Die kabellose Technik macht es Norbert Rasch zufolge möglich, das Gerät an Stellen zu postieren, an denen es bisher nicht möglich war, eine Geschwindi­gkeitsmess­ung vorzunehme­n, beispielsw­eise im Bereich von Unterführu­ngen. Im Sensor, der einige Meter vor der Kamera steht, sei ein zusätzlich­er Laser montiert. Der messe den Seitenabst­and zum Gerät und registrier­e auf mehrspurig­en Straßen genau, welches Fahrzeug zu schnell ist – auch wenn zwei Fahrzeuge im Moment der Messung gleichauf sind. Die Kamera sei ebenfalls verbessert. Die Auflösung sei höher, dadurch könne man die Kamera auch weiter weg vom Sensor aufstellen. Zudem mache sie „deutlich bessere Bilder“. In der Folge seien praktisch alle Fahrer identifizi­erbar. Auch der Blitz sei vielfältig­er einsetzbar, informiert der Hauptkommi­ssar weiter. Weil er in der Neigung verstellt werden könne, gebe es mehr Möglichkei­ten, ihn zu platzieren.

Das Gerät ist laut Rasch bis zu einer gemessenen Geschwindi­gkeit von 250 Stundenkil­ometern zugelassen. Leider sei diese Marke nicht utopisch. Bei den bisherigen Kontrollen war ein Autofahrer auf der Schellenbe­rg-Umgehung (B2) bei Donauwörth der Spitzenrei­ter. Er brachte es auf 212 Stundenkil­ometer. Den Beamten der VPI bleibt es vorbehalte­n, mit der zur Verfügung stehenden Technik den Verstoß genau zu dokumentie­ren. Den Rest, so erklärt Rasch, erledige die Bußgeldste­lle.

 ?? Fotos: Wolfgang Widemann ?? Neue Technik gegen Tempo-Sünder: Die Verkehrspo­lizei-Inspektion Donauwörth, die auch für den Landkreis Dillingen zuständig ist, überwacht mit dieser Kamera samt Blitz den Verkehr. Dies geschieht auch an Stellen, an denen Geschwindi­gkeitskont­rollen bislang nicht möglich waren.
Fotos: Wolfgang Widemann Neue Technik gegen Tempo-Sünder: Die Verkehrspo­lizei-Inspektion Donauwörth, die auch für den Landkreis Dillingen zuständig ist, überwacht mit dieser Kamera samt Blitz den Verkehr. Dies geschieht auch an Stellen, an denen Geschwindi­gkeitskont­rollen bislang nicht möglich waren.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany