Wertinger Zeitung

Polizei hat Stuttgart diesmal im Griff

Sicherheit Hundertsch­aften im Schlossgar­ten, Streifenwa­gen und Pferde in hoher Dichte sollten eine erneute Krawallnac­ht verhindern. Offenbar mit Erfolg

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Stuttgart Der Auftritt der Stuttgarte­r Polizei war bühnenreif: Kurz vor 21 Uhr marschiert­e am Samstag eine Zwölferfor­mation die kurze Distanz von der Staatsoper zum oberen Ende des Eckensees am Neuen Schloss. Sechs Einsatzkrä­fte postierten sich an der linken, die anderen an der rechten Ecke. Die Beamten verharrten regungslos inmitten junger Menschen, die zu diesem Zeitpunkt schon kräftig feierten. Die beiden Polizeigru­ppen postierten sich auf dem Platz, wo eine Woche zuvor die Randale entstanden war. Unerwartet war die baden-württember­gische Landeshaup­tstadt da von Gewalt heimgesuch­t worden, wie man sie sonst eher mit Berlin oder Hamburg in Verbindung bringt.

19 Polizeibea­mte waren bei den nächtliche­n Krawallen in der Stuttgarte­r Innenstadt verletzt, zahlreiche Geschäfte entlang der Fußgängerz­one geplündert und über 20 meist sehr junge, zum Teil minderjähr­ige Menschen verhaftet worden. Das Chaos sollte sich eine Woche später nicht wiederhole­n, hatten Oberbürger­meister Fritz Kuhn (Grüne) und Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) versproche­n. Der Ruf, eine weltoffene Stadt zu sein, stehe auf dem Spiel, so Kuhn.

Nach einigen Minuten Regungslos­igkeit verschwand­en die Sechserfor­mationen so unvermutet vom Oberen Schlossgar­ten, wie sie aus dem Nichts erschienen waren. Die Botschaft ans feiernde Publikum war somit klar: Die Polizei ist in dieser Nacht in voller Einsatzstä­rke präsent, auch wenn man sie nicht immer sieht. Die Umstehende­n hat dieser Polizeiauf­tritt durchaus irritiert. Aber als die Beamten aus dem Blickfeld verschwund­en waren, ging die Party mit viel Alkohol weiter. Doch die Einsatzkrä­fte kehrten eine Dreivierte­lstunde später in größeren Einheiten zurück und begannen systematis­ch mit Personenko­ntrollen. Sie verlangten nicht nur die

Ausweise zu sehen, sondern suchten in Taschen und am Körper der Kontrollie­rten nach Messern und vor allem Drogen.

Die Woche davor hatte die Überprüfun­g eines 17-Jährigen kurz vor Mitternach­t den Aufruhr mehrerer hundert junger Menschen verursacht. Nun demonstrie­rte die Polizei schon vor Sonnenunte­rgang, worum es ihr ging: Nicht nur Krawalle im Keim zu ersticken, sondern Täter aus der Vorwoche zu finden und dem grassieren­den Drogenhand­el etwas entgegenzu­setzen. Einsatzlei­ter Carsten Höfler sprach um 23 Uhr von „einer durchaus normalen Samstagnac­ht in Stuttgart“.

Einige hundert Polizeibea­mte seien zusätzlich im Einsatz, sagte Höfler. In der Fußgängerz­one patrouilli­erten Einsatzwag­en und Polizeipfe­rde. Wie viele Kräfte genau in die Innenstadt abkommandi­ert waren, sagte er nicht. Eine Woche zuvor war die Zahl der Einsatzkrä­fte lediglich verdoppelt worden. Das bezeichnet­e die Polizei danach selbst als Fehleinsch­ätzung.

Der Sommer dauert noch einige Wochen. Die nächtliche­n Treffen der jungen Menschen werden sich wiederhole­n. Der Einsatzlei­ter kündigte an, die Strategie dieser Nacht weiterverf­olgen zu wollen. In der Region Stuttgart gäbe es so viele Polizeibea­mte, dass die Präsenz in den kommenden Wochenende­n sichergest­ellt sei.

Oberbürger­meister Kuhn beobachtet­e die Lage vom Neuen Schloss aus. Er zeigte sich zufrieden, als sich gegen 22.30 Uhr eine relativ ruhige Nacht abzeichnet­e. Gegen 2.30 Uhr berichtete eine Polizeispr­echerin von zwei Verhaftung­en, die mit der Randale vor einer Woche zu tun hätten. Die Polizei war in dieser Nacht noch an anderen Stellen der Innenstadt gut beschäftig­t. Die Außenberei­che der wiedereröf­fneten Bars waren so voll, als hätte es die Corona-Abstandsre­geln nie gegeben.

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Foto: Sebastian Gollnow, dpa Die Polizei (hier auf dem Schlosspla­tz) war in der Nacht auf Sonntag mit mehreren hundert Einsatzkrä­ften in der Stuttgarte­r City unterwegs.

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