Eine Saison zum Nachdenken
Bundesliga Nach dem 1:2 gegen RB Leipzig beendet der FC Augsburg die Saison als 15. Damit ist Manager Stefan Reuter nicht zufrieden. Er will die Spielzeit kritisch aufarbeiten
Augsburg Unmittelbar als Schiedsrichter Felix Brych die Saison 19/20 am Samstag in der leeren WWKArena für den FC Augsburg beendet hatte, startete Stefan Reuter seine Dankestour durch die Mannschaft. 1:2 (0:1) hatte seine Mannschaft gegen RB Leipzig verloren, es war die 16. Niederlage im 34. Spiel, doch das Minimalziel Klassenerhalt hatte der FCA schon eine Woche zuvor mit dem 1:1 in Düsseldorf erreicht.
Deshalb trug der Geschäftsführer auch das schwarze Saison-Abschluss-Shirt mit der Aufschrift „La Décima“. Der FCA geht in seine zehnte Bundesliga-Saison in Folge. In Anlehnung an den zehnten Champions-League-Titel von Real Madrid im Jahre 2014 „La Décima“, eben auf Schwäbisch.
Und es ist wirklich eine genauso große Herausforderung für den FCA, in der Bundesliga zu bleiben, wie für Real Madrid, die Königsklasse zu gewinnen. Das zeigte auch das finale Duell mit dem Champions-League-Viertelfinalisten. Leipzig spielte überlegen, ging durch Timo Werner (27.) auch in Führung. Nach dem Wechsel gab es dann drei Aufreger. Schiedsrichter Brych nahm korrekterweise eine Rote Karte für Philipp Max nach einer angeblichen Notbremse zurück (57.). 14 Minuten später erzielte dann Ruben Vargas das zwischenzeitliche 1:1 (71.). Neun Minuten stand der FCA auf Platz 13, was einige Millionen Euro zusätzliche TV-Gelder bedeutet hätte. Dann überwand Timo Werner FCA-Torhüter Tomas Koubek, der den verletzten Andreas Luthe vertrat, zum entscheidenden 1:2. Werner verabschiedete sich mit seinem 28. Saisontor (81.) von RB Leipzig. Er wechselt für rund 50 Millionen Euro zum FC Chelsea. Beim Finalturnier der Champions League im August wird er nicht mehr dabei sein.
Beim FCA hingegen begann Stefan Reuter umgehend mit der Aufarbeitung der Holper-Saison, die der FCA wie im Vorjahr als 15. beendete. „Wir werden die Situation in aller Ruhe analysieren, weil wir ein Stück weit nicht zufrieden sein können, so auf den letzten Drücker die Klasse zu halten“, sagte er kühl. Auch Abwehrspieler Philipp Max hatte keine Lust auf gute Laune. „Mit Platz 15 sind wir mit einem blauen Auge davongekommen, aber besonders die Rückrunde mit nur 13 Punkten ist nicht unser Anspruch.“
Es war die schlechteste seit dem Aufstieg 2011. Das konnte auch der neue Trainer Heiko Herrlich nicht ändern. Trotzdem lobte Reuter seinen leitenden Angestellten: „Großes Kompliment an Heiko Herrlich, wie er die Mannschaft in einer extrem schwierigen Phase übernommen und für Stabilität gesorgt hat.“
Dass es personelle Konsequenzen geben wird, daran lässt Reuter keine Zweifel, auch wenn er zu konkreten Personalien keine Stellung nimmt. „Es gilt, sich Gedanken zu machen, was wir verbessern können, um im nächsten Jahr mehr gute Spiele abzuliefern. Wir hatten Phasen, die uns zu denken geben.“
Die ersten ablösefreien Transfers scheint er schon erledigt zu haben. Daniel Caligiuri, 32, von Schalke 04, Tobias Strobl, 30, von Borussia Mönchengladbach und Torhüter Rafal Gikiewicz, 32, von Union Berlin sollen schon auf Häusersuche sein. Was auffällt: Alle drei gelten als charakterstarke Führungsspieler, stehen für Erfahrung. Vor dieser Saison hatte Reuter den Kader deutlich verjüngt, jetzt setzt er anscheinend mehr auf Routine, Cleverness und Nervenstärke.
FCA Koubek – Jedvaj, Gouweleeuw, Uduokhai, Max – R. Khedira (75. Suchy), Gruezo – Hahn (64. Cordova), M. Richter (85. Löwen), Vargas (85. Sarenren-Bazee) – Finnbogason (64. Oxford)
RB Leipzig Mvogo – Konaté, Upamecano, Halstenberg – Adams (87. Krauß), Haidara (82. Kampl) – Mukiele, Angelino – Olmo (74. Nkunku), Werner (82. Borkowski), Forsberg Tore 0:1 Werner (28.), 1:1 Vargas (72.), 1:2 Werner (80.) Schiedsrichter Brych (München)