Wertinger Zeitung

Ecclestone sorgt für Eklat

Motorsport Der ehemalige Formel-1-Chef sagt in einem Interview, dass schwarze Menschen in vielen Fällen rassistisc­her als weiße Menschen seien. Weltmeiste­r Lewis Hamilton reagiert fassungslo­s

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Spielberg Auf den letzten Metern vor dem kniffligen Neustart hat der Formel 1 ein Rassismus-Eklat um Ex-Boss Bernie Ecclestone gerade noch gefehlt. „Ignorant und ungebildet“seien die brisanten Sätze des langjährig­en Chefs der Rennserie, ätzte Weltmeiste­r Lewis Hamilton. Als wäre der Geister-Auftakt unter Corona-Bedingunge­n in Österreich am nächsten Wochenende nicht schon heikel genug, nimmt die Formel 1 noch eine explosive Debatte mit nach Spielberg.

Eilig gingen die Spitzen des PSSpektake­ls auf Distanz zum Unruhestif­ter Ecclestone, doch das Thema werden sie so schnell nicht los. In einem befremdlic­hen CNN-Interview hatte der 89-Jährige behauptet, in vielen Fällen seien schwarze Menschen rassistisc­her als weiße Menschen. Die scharfe Kritik seiner Nachfolger um Geschäftsf­ührer Chase Carey wies Ecclestone kühl zurück. „Ich bin froh, dass er gesagt hat, dass ich nicht Teil der Formel 1 bin, dann kann man mich auch nicht mit Dingen in Verbindung bringen, die sie nicht geschafft haben“, sagte der 89 Jahre alte Brite der Mail on Sunday und empfahl Carey, sich lieber um die Anteilseig­ner zu kümmern. Er habe nichts gegen Schwarze, beteuerte Ecclestone, fügte aber hinzu: „Schwarze Menschen sollten sich um sich selbst kümmern.“

Über Sätze wie diese hatte sich Hamilton fassungslo­s gezeigt und bei Instagram geschriebe­n: „Wenn jemand, der den Sport über Jahrzehnte führt, so wenig von den tief greifenden Problemen versteht, mit denen schwarze Menschen jeden Tag umgehen müssen, wie können wir dann Verständni­s von den Menschen erwarten, die unter ihm arbeiten.“Einmal mehr rief der 35 Jahre alte Titelverte­idiger die „Zeit des Wandels“aus.

Offen ist, ob Hamilton beim Rennen in der Steiermark am nächsten Sonntag ein Zeichen setzen wird. Dabei würde die Formel 1 doch gern endlich wieder den Blick aufs Sportliche lenken. Fast vier Monate später als geplant soll die Saison nun starten, nachdem der Auftakt in Melbourne Mitte März wegen der Corona-Pandemie in letzter Minute abgesagt worden war.

Seit Wochen bereiten Rennserie und Weltverban­d mit seitenlang­en Regelwerke­n den Notbetrieb vor.

Leere Ränge, viel weniger Personal an der Strecke, keine Motorhomes, Maskenpfli­cht in den Garagen und regelmäßig­e Corona-Tests – das ist die neue Formel-1-Welt.

„Es ist jetzt mal gut, dass wir wieder loslegen“, sagte Ferrari-Pilot Sebastian Vettel in einem Video seines Teams. Immerhin kommt der 32-Jährige so noch zu ein paar Ausfahrten im roten Auto, bevor er die Scuderia am Jahresende verlässt. „Ich denke, ich habe meine Zeit gut genutzt, um fit in die Saison zu starten. Ich glaube, das wird ein Schlüssel sein“, sagte Vettel.

Mindestens 15 WM-Läufe will die Formel 1 bis Mitte Dezember noch absolviere­n, um einen Großteil der Fernseh- und Sponsoreng­elder zu retten. „So viele Rennen, kaum Pausen dazwischen, das ist auf Dauer sehr anstrengen­d“, sagte Vettel.

Noch immer aber ist ungewiss, ob die Pläne der Bosse aufgehen. Acht Geisterren­nen in Europa bis Anfang September sind terminiert. Als neuntes wird wohl ein Grand Prix auf der Ferrari-Hausstreck­e in Mugello folgen.

Doch dann klafft weiter ein Loch bis zu den letzten Saisonläuf­en in

Bahrain und Abu Dhabi. Shanghai und Sotschi könnten weitere Stationen sein. Dagegen scheinen Abstecher nach Brasilien, Mexiko oder in die USA angesichts der PandemieLa­ge in diesen Ländern derzeit ziemlich unwahrsche­inlich.

Rund um die ersten beiden Formel-1-Saisonrenn­en in Spielberg am 5. und 12. Juli sollen insgesamt 10000 bis 12000 Coronaviru­s-Tests für eine gewisse Sicherheit sorgen. Seit zwei Wochen schon wurden hunderte Mitarbeite­r der Hotellerie getestet, bislang noch ohne CoronaFall, wie Manuela Machner, Geschäftsf­ührerin des Tourismusv­erbandes Spielberg, der Nachrichte­nagentur APA sagte.

Die guten Nachrichte­n für die Formel 1 werden jedoch übertönt vom Getöse um den Fall Ecclestone. Am liebsten würden die Chefs der Rennserie den einstigen Zampano wohl dauerhaft von der Strecke verbannen. „Das würde ich ihnen nicht empfehlen“, sagte Ecclestone. Zwar werde er wegen der bald bevorstehe­nden Geburt seines ersten Sohnes nicht zum Auftakt nach Österreich kommen. „Aber in Ungarn oder Monza bin ich sicher dabei.“

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Foto: Franck Robichon, dpa Bernie Ecclestone (links) hat mit seinen jüngsten Aussagen nicht nur Formel-1-Weltmeiste­r Lewis Hamilton gegen sich aufgebrach­t.

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