Religion und Ekstase
Hans Peter Duerr erkundet Ursprünge
Es weihnachtet – aber diese Erkundung des Religiösen hat wenig gemein mit der Unschuld des Christkindes. Vielmehr nimmt Hans Peter Duerr, dieser immer furchtlose, in tiefste Tiefen und höchste Höhen strebende Erkunder der Ethnologie und Kunstgeschichte, einen mit in Geister- und Traumwelten, zu Sexund Drogen-Ekstasen.
„Diesseits von Eden“verheißt nicht weniger als „den Ursprung der Religion“, bietet dabei aber vor allem spannende Phänomenbetrachtungen – über das gesamte menschliche Spektrum hinweg. Das beginnt schon mit den Urahnen der Australopithecus in
Afrika vor zwei Millionen Jahren und einem merkwürdigen Stein in ihrer Höhle, führt bis in die moderne Psychiatrie und schaut dazwischen bei manchen Séancen und Orgien vorbei. Ein bereits äußerlich mit 750 Seiten wuchtig daherkommendes Buch – und auch wenn davon allein knapp 300 auf Anmerkungen und den Anhang entfallen, bleibt es auch inhaltlich reichlich starker Stoff.
Leitend ist für den 77-jährigen Mannheimer mit dem wehend weißen Haar die Frage, wann und wie menschliche Zustände eine personelle, eine religiöse Aufladung erfahren. Und bei dieser Erkundung geht es in strahlende Himmelshöhen (Geistersex mit Jesus?) wie zu den verschlagensten Dämonen (die zur Verführung nur so taten, als wären sie Jesus). Und das alles in Duerrs nüchternem Ton der Feldstudie. Schon beeindruckend.