Wertinger Zeitung

Mehr Müll durch Corona

Entsorgung Zunächst konnte man nur vermuten, dass die Pandemie die Abfallmeng­en steigen lässt. Jetzt zieht der Abfallwirt­schaftsver­band Nordschwab­en (AWV) eine erste Bilanz

- VON THOMAS HILGENDORF

Landkreis Corona wirft einiges durcheinan­der – auch Dinge des ganz normalen Alltags der Bürger. Weil viele Menschen mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen, muss auch mehr Müll entsorgt werden. Der Abfallwirt­schaftsver­band Nordschwab­en (AWV) kann jetzt eine erste Corona-Bilanz ziehen. Und die birgt die ein oder andere Überraschu­ng.

Mehr Homeoffice, mehr Zeit zu Hause, mehr Gartenabfä­lle – das, was viele vermutet haben, ist eingetroff­en: Es muss mehr Müll entsorgt werden, und das in nahezu allen Bereichen.

„Der AWV hatte in den letzten Jahren dank guter Angebote, aber auch durch steigende Einwohnerz­ahlen, in den meisten Abfallarte­n eine durchschni­ttliche Steigerung von einem Prozent je Jahr“, erläutert Werkleiter Gerhard Wiedemann gegenüber unserer Zeitung.

Im Pandemie-Jahr 2020 gebe es allerdings einige erhebliche Unterschie­de zu den „normalen“Jahren: So ist nach Angaben des AWVWerklei­ters die Restmüllme­nge heuer bereits um ganze drei Prozent gestiegen und die Sperrmüllm­enge auf den Recyclingh­öfen stieg zuletzt um 3,5 Prozent, die Menge des Sperrmülls auf Abruf gar um zehn Prozent.

Weiterhin: Die ohnehin schon hohe Biomüllmen­ge ist im laufenden Jahr noch mal um acht Prozentpun­kte gestiegen.

Antizyklis­ch das Verhältnis beim Papier: Hier geht die Menge um drei Prozent zurück – dafür steigt der Kartonagen­anteil um sechs Prozent, was dem deutschlan­dweit steigenden Anteil des Internetha­ndels und damit in Verbindung der Zunahme der Pakete geschuldet sein dürfte.

Auch hier ist es wohl keine bloße Vermutung, dass die Onlinebest­ellungen auch pandemiebe­dingt stark angewachse­n sind: Viele Menschen sind vor allem während des Lockdowns auf Bestellung­en via Internet ausgewiche­n, freilich auch, weil viele Sparten des stationäre­n Einzelhand­els schlichtwe­g nicht öffnen durften. Leicht zurückgega­ngen – um gut sechs Prozent – ist indessen die Menge an Baustellen­abfällen, dafür steigt die Altholzmen­ge in der Region um 2,5 Prozent.

Werkleiter Wiedemann führt einige Effekte direkt auf die Auswirkung­en der Corona-Pandemie zurück: „Beim Bioabfall zeigt sich, dass die Menschen mehr im Garten arbeiten und mehr zu Hause kochen. Bei der Papierentw­icklung wird der steigende Einkauf im Internet deutlich.“

Und: „Die überpropor­tional steigenden Sperrmüllm­engen sind ein Indiz für mehr Entrümpelu­ngen.“Die steigenden Restmüllme­ngen zeigten derweil einfach, dass die Menschen mehr zu Hause sind.

Gestiegen sind auch – um fünf Prozent – die entsorgten Elektroger­äte; für Wiedemann ebenfalls ein

Beleg dafür, dass die Menschen mehr zu Hause am Computer oder Laptop sind, man denke nur an das oft obligatori­sch gewordene Homeoffice und an den teils digital abgehalten­en Schulunter­richt.

Doch die Bilanz zeige auch, so Werkleiter Wiedemann in seinem persönlich­en Resümee: „Insgesamt sind die Steigerung­en nicht so dramatisch, dass wir am Sammelsyst­em oder Sammelrhyt­hmus etwas ändern müssten.“Sprich: Der Abfallwirt­schaftsver­band kommt mit den gestiegene­n Mengen insofern zurecht, dass nicht mehr Müllfahrze­uge eingesetzt werden müssen, sondern die geplanten Touren, die im AWV-Abholkalen­der verzeichne­t sind, wohl weiter eingehalte­n werden können. „Ich denke, eine Pandemie wird immer solche Effekte mit sich bringen“, schätzt Wiedemann mit Blick auf das Mehr an Müll. Doch auch abfalltech­nisch will Wiedemann in Sachen Corona und Co. hoffnungsv­oll sein: „Für nächstes Jahr erwarte ich niedrigere Abfallmeng­en.“

Die Menschen sind mehr zu Hause

 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Nein, es sind beileibe nicht nur die gebrauchte­n Mund‰Nasen‰Schutzmask­en, die für steigende Müllberge sorgen. In fast allen Bereichen des Mülls verzeichne­t der Abfallwirt‰ schaftsver­band Nordschwab­en (AWV) Zuwächse – es gibt aber auch Rückgänge.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Nein, es sind beileibe nicht nur die gebrauchte­n Mund‰Nasen‰Schutzmask­en, die für steigende Müllberge sorgen. In fast allen Bereichen des Mülls verzeichne­t der Abfallwirt‰ schaftsver­band Nordschwab­en (AWV) Zuwächse – es gibt aber auch Rückgänge.

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