Es gibt auch für arme Länder Impfstoff-Hoffnung
Im Kampf gegen die Corona-Pandemie droht ein globaler Verteilungskampf – auch weil sich längst nicht alle Länder solidarisch zeigen. Andere zum Glück aber sehr
Viele prominente Politiker haben es bereits getan und andere werden in diesen Tagen vor Weihnachten noch folgen: Es ist gerade ziemlich populär, einen Corona-Impfstoff für die ärmeren Länder zu fordern. Staaten wie die USA oder Deutschland haben sich bereits eine Anzahl von Impfdosen gesichert, welche die Bevölkerungszahl in einer auf den ersten Blick obszönen Größe bei weitem übertrifft. Sie sind zudem zweifellos in der Lage, diese Impfdosen zu bezahlen. So gesehen macht die Sorge um die Versorgung der armen Länder Sinn. Aber die Sache ist dann doch komplizierter.
Viele reiche Staaten haben sich bereits zum Ausbruch der Pandemie Sorgen um die finanzschwachen Regionen Gedanken gemacht. Deutschland war hier ein lobenswerter Vorreiter, Kanzlerin Angela
Merkel etwa rief früh zu einer Impfstoff-Versorgung der benachteiligten Staaten auf. Im April wurde Covax gegründet. Ziel der ambitionierten Initiative von Weltgesundheitsorganisation WHO und anderen ist es, ärmere Länder mit Impfstoffen zu versorgen.
Der diesjährige Finanzierungsbedarf von zwei Milliarden US-Dollar für Entwicklungsländer ist nach Angaben eines Regierungssprechers aktuell mit Zusagen von 2,1 Milliarden US-Dollar mehr als gedeckt. Deutschland beteiligt sich mit 100 Millionen Euro (120 Millionen US-Dollar). Das reicht allerdings noch nicht, denn Covax will bis Ende nächsten Jahres zwei Milliarden Impfdosen zusammenhaben und benötigt deshalb noch einmal fünf Milliarden US-Dollar. Deutschland prüft, im kommenden Jahr weitere Mittel bereitzustellen. Das Steuergeld wird sicherlich fließen und ist gut angelegt.
Der britische Pharmariese Astra Zeneca und andere Konzerne haben bereits Liefervereinbarungen mit ärmeren Ländern abgeschlossen. Hinzu kommt, dass die Forschung
noch lange nicht am Ende ist und neue Wirkstoffe das Impfgeschehen weltweit vorantreiben werden. Die Frage ist also nicht, ob arme Länder einen Corona-Impfstoff bekommen – sondern wann.
Entwicklungsländer werden längere Zeit kaum in der Lage sein, eigene Impfstoffe herzustellen. Die Bundesregierung verweist darauf, dass sich die Weltgemeinschaft und beispielsweise auch die G20 in verschiedenen Deklarationen und Resolutionen zwar verpflichtet haben, Daten, Wissen und Materialien zu teilen, um die Pandemie schnellstmöglich weltweit zu bekämpfen. Doch die Umsetzung ist rechtlich schwierig.
Es gibt zudem Überlegungen, im Zusammenhang mit der CoronaPandemie zeitlich begrenzt auf einige Bestimmungen des Trips-Abkommens über den Schutz des geistigen Eigentums zu verzichten. Vor allem Patentrechte sollen ausgesetzt werden. Doch der Widerstand ist groß und in Teilen sogar nachvollziehbar. Die Entwicklung eines Impfstoffs ist aufwendig und kostet sehr viel Geld. Das müssen die Pharmakonzerne wieder reinholen. Sie sind außerdem ihren Aktionären gegenüber verpflichtet, mit ihren Produkten Kasse zu machen.
Es muss also schnell viel mehr Geld her, damit Impfdosen gekauft werden können. Deutschland, die Europäische Union, andere Industriestaaten und auch private Stiftungen und Geldgeber sind mit gutem Beispiel vorangegangen. Sie haben finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt und lassen, was nicht weniger wichtig ist, nationale Egoismen im Kampf gegen die Pandemie weitgehend außen vor. An den Corona-Pranger gehören hingegen die sogenannten Weltmächte USA und Russland. Beide Länder geben zwar viele Milliarden für ihre Militäretats aus. Im Kampf gegen Corona kapseln sie sich jedoch ab und haben etwa für die Covax-Initiative keinen einzigen Cent übrig.
Russland und die USA fallen bislang als Mäzen aus