Corona stoppt die Fitnesswelle
Gesundheit Unternehmen im Kreis Dillingen haben nach dem ersten Lockdown investiert. Und jetzt?
Landkreis Fitnessstudios in Deutschland, in Bayern und somit auch im Landkreis Dillingen erleben coronabedingt schon den zweiten Shutdown in diesem Jahr. Dies hat zur Folge: „Neue Mitglieder bleiben fern, andere entdecken das Training zu Hause. Nun warnt die Branche vor einem Kahlschlag – auch in der Region“, berichtet Fabian Ziegler, Betreiber der Studios „FitYou“in Dillingen und Giengen. „Ein Zustand, der die eigentliche Boombranche der vergangenen Jahre hart trifft.“In den Fitnessund Gesundheitsanlagen im Landkreis Dillingen sind laut Aussage des Studiobetreibers rund 14500 Menschen aktiv, Tendenz steigend bis zum ersten Lockdown im Monat März 2020. Zu dieser Zeit sei seitens der Studiobetreiber wie auch anderer Dienstleistungsbetriebe diesen Maßnahmen eines Shutdowns ein gewisses Verständnis entgegengebracht worden, berichtet Fabian Ziegler, da niemand die Gefahren einer pandemischen Ausbreitung des Corona-Virus einschätzen konnte.
Als jedoch im Juni des Jahres die Fitnessstudios mit scharfen Hygieneauflagen wieder öffnen durften, sei bei den Studiobetreibern die Hoffnung gekeimt, dass die Branche von einer großen Insolvenzwelle verschont werde. „Denn in dieser Zeit des Stillstands haben wir besonders massiv in Hygiene investiert, um den Anforderungen der Politik zu folgen und für die Sicherheit unserer Mitglieder zu sorgen“, berichtet „FitYou“-Betreiber Ziegler.
Unter anderem beispielsweise mittels einer Spezialbeschichtung aller häufig berührten Flächen sowie zusätzlicher Desinfektionsstationen, fügt Christian Deisler, Inhaber des Studios „Premio Fitness“in Gundelfingen, hinzu, dessen Unternehmen trotz der Corona-Einschränkungen von der führenden Beratungsfirma in der Fitnessbranche, Kerstan Consult GmbH, zum Fitnessstudio des Jahres 2020/21 gewählt wurde. „Dennoch durften wir nach dem ersten Shutdown nur eingeschränkt wieder öffnen, ohne Kurse, Umkleiden, Duschen und Sauna.“Doch mit viel Engagement habe man es geschafft, das Vertrauen der Besucher und Mitglieder zu gewinnen, sodass beinahe die Anzahl der Vor-Corona-Zeiten erreicht wurde. Trotz aller Maßnahmen und des Wissens um den Nutzen eines Kraft- und Fitnesstrainings sei es daher umso unverständlicher, dass die Branche auch im zweiten Lockdown mit zu den Leidtragenden gehöre. Für die erneute Schließung hat Deisler wenig Verständnis. „Mir fehlt die nachvollziehbare Begründung, warum ausgerechnet die Betriebe schließen sollen, die effektive Hygienekonzepte vorgelegt haben und darüber hinaus technisch perfekt dafür ausgestattet sind, um potenzielle Infektionsketten über elektronische Aufzeichnungen detailliert und wahrheitsgetreu nachvollziehen zu können“, sagt der Gundelfinger Fitnesscoach. Er verweist in diesem Zusammenhang auf eine Studie des europäischen Branchenverbands Europe Active, die eine durchschnittliche Infektionsrate von 0,78 pro 100000 Besuche zeige. Mehrfach nachgewiesen sei darüber hinaus, dass Kraft- und Fitnesstraining das Immunsystem stärke.
Laut Deisler sind die versprochenen finanziellen Hilfen nur zum Bruchteil angekommen und würden nicht mal für Miet- und Personalkosten ausreichen. Dezemberhilfen könnten bis heute nicht beantragt werden, weiß Deisler zu berichten, und die tatsächlichen Hilfen werden vermutlich erst Ende des ersten Quartals 2021 ankommen. „Bis dahin heißt es durchhalten.“
Vom Durchhalten spricht auch Birgit Schmid vom „Athletics-Fitnessstudio“in Wertingen-Geratshofen.
Auch hier wurde nach dem ersten Lockdown in Hygienemaßnahmen, wie Desinfektionsstationen und Abluftanlagen, investiert. Die Kunden hätten das Angebot trotz der Auflagen sehr gut angenommen, berichtet Birgit Schmid. „Wir hatten keine Probleme.“Und als dann zum ersten November erneut eine Schließung für vier Wochen anstand, sei nochmals investiert worden, damit sich die Kunden sicher fühlen können. „Wir glaubten an die vier Wochen“, sagt die Mitbetreiberin des Wertinger Studios, das bereits seit 20 Jahren für die Fitness seiner Mitglieder sorgt. Und so stehe die Hoffnung im Raum, im neuen Jahr so bald wie möglich wieder öffnen zu können.
Dabei fügt Schmid hinzu, dass Mitglieder-Verträge auslaufen und in dieser Zeit keine Neukunden zu akquirieren seien. Denn viele Menschen seien doch hochgradig verunsichert, in dieser Zeit überhaupt solche Fitnesskontakte aufzunehmen.
„Wir können nur hoffen“, sagt Birgit Schmid. „Denn die Hoffnung stirbt zuletzt, auch wenn bis jetzt noch nicht ein Cent der in der Öffentlichkeit so großzügig angekündigten finanziellen Bundeshilfe bei uns in Wertingen eingetroffen ist.“