Wer erzählt die Wahrheit?
Gladbach Breel Embolo verstößt gegen die Corona-Regeln. Der Umgang seines Vereins mit der Verfehlung ist fragwürdig
Was für eine irrsinnige Dämlichkeit das aber auch von Salomon Kalou im vergangenen Mai war. Gerade erst hatten die Bundesligisten die Erlaubnis erhalten, zum Zwecke der Arbeitsplatzsicherung etlicher Jungmillionäre und zur Bespaßung der Corona-gepeinigten Bevölkerung den Spielbetrieb wieder aufzunehmen, da bot der Stürmer einen Schlüssellochblick in die Kabine der Berliner Hertha an. Der Ivorer übertrug live im Internet, wie er den Großteil der gerade erst im Hygienekonzept festgehaltenen Regeln brach. Riesenaufschrei. Tenor: abgehobene Fußballer. Kalou war seinen Arbeitsplatz los.
Mittlerweile wird mit den Kickern nicht mehr ganz so hart ins Gericht gegangen. Wer nicht schon mal eine Corona-Regel gebrochen hat, werfe die erste Maske. Während des Jubelns kommen sich die Spieler schon wieder so nahe wie in pandemielosen Zeiten und wenn der Torwart auf den Rasen spuckt, laufen in der ARD nicht sofort die Planungen für einen „Brennpunkt“an. Letzter bekannter Profiteur dieser Entwicklung ist der Gladbacher Stürmer Breel Embolo.
Am vergangenen Wochenende musste der 23-Jährige der Polizei Auskunft über seine Personalien erteilen. Und nicht nur er. Die Ordnungshüter
befassten sich gleich mit 23 Personen, die in einem Gastronomiebetrieb in Essen gefeiert haben sollen. Um 2.30 Uhr. Embolo hingegen beteuert, sich in einer benachbarten Wohnung mit zwei Freunden befunden zu haben, um ein Basketballspiel anzuschauen. Die Polizei fand den Profi auch in der Wohnung vor, hatte aber zuvor eine Person über ein Flachdach fliehen und in die Wohnung einsteigen sehen. „Wir gehen davon aus, dass der Geflohene und Embolo eine Person sind“, erklärte ein Sprecher der Polizei.
Der Stürmer jedenfalls wurde von seinem Verein für das Spiel am Dienstagabend gegen Bremen aus dem Kader gestrichen. Dass sein Team äußerst glücklich mit 1:0 gewann, erlebte er lediglich am Fernseher.
Eine Beurlaubung Emobolos aber fordern nur die wenigsten. Trainer Marco Rose plant, den Stürmer bereits für das Spiel am
Freitag gegen Borussia Dortmund wieder in den Kader zu berufen. Kalou konnte nicht auf so viel Nachsicht zählen, dabei hatte er nicht nächtlich gegen offizielle CoronaRegeln verstoßen. Dem Gladbacher drohen allerdings noch härtere Sanktionen, falls sich der von ihm geschilderte Verlauf des Abends als falsch herausstellen sollte. „Er hat uns glaubwürdig versichert, dass er kein Teil irgendeiner Party war. Das macht für mich einen ganz, ganz großen Unterschied. Eine Party zu feiern in dieser Zeit wäre ein erheblicher Unterschied“, so Trainer Rose. Wo genau der Unterschied liegt, ist hingegen nicht bekannt. Abstand, Hygiene, Alkohol – die AHA-Regeln können auch beim Fernsehen gebrochen werden. Embolo kann sich immerhin recht sicher sein, nicht allein zu sein – nur besonders ungeschickt. Erwischt wurden Kalou und er aufgrund zumindest als unglücklich zu bezeichnenden Verhaltens. Bedeutet: Die Dunkelziffer an Regel-Verstößen dürfte weit höher liegen.