Auf der Suche nach dem guten Gefühl
Bundesliga Seitdem Marco Rose seinen Abschied verkündet hat, läuft es bei Borussia Mönchengladbach nicht mehr. In Augsburg soll nun die Wende geschafft werden
Augsburg Endlich konnte Max Eberl mal wieder etwas Positives verkünden. Nico Elvedi und Ersatztorwart Tobias Sippel haben ihre Verträge verlängert. Das scheint im Gesamtbild nicht mehr als eine Randnotiz, für Borussia aber ist es ein wichtiges Zeichen. Die Zukunft war im Umfeld des Traditionsvereins zuletzt recht düster gemalt worden. Eberl hatte gar den Eindruck, dass viele Außenstehende davon ausgehen, dass Mönchengladbach im Sommer ohne Team dastehen würde. Auch wenn der angekündigte Abschied von Trainer Marco Rose ein Schock war, wird es so weit natürlich nicht kommen. Also zur Beruhigung der nicht wenigen Fans: Die Borussia wird auch in der neuen Saison der Fußballbundesliga dabei sein.
Freilich waren die vergangenen Wochen für den Manager schwierig. Sportlich läuft es gar nicht mehr. Die Krise hat genau da begonnen, als Rose seinen Abschied zu Borussia Dortmund verkündet hatte. Seitdem reiht sich Niederlage an Niederlage wie zu normalen Zeiten Autos von Schweizer Einkaufstouristen in den deutschen Grenzstädten. Mit Roses Entscheidung für Borussia Dortmund stellte sich zudem recht schnell die Frage, ob der Trainer denn überhaupt die Saison in Mönchengladbach zu Ende bringen könne. Eberl sieht darin kein Problem, etliche Fans dagegen schon, was sie öffentlich und lautstark verkündeten. Also schrieb Borussias Manager Anfang der Woche einen offenen Brief an die Anhänger. Der Tenor: Bitte mehr Vertrauen und Zusammenhalt. „Für mich war es wichtig, mein Herz auszuschütten“, erklärte Eberl nun vor dem Spiel beim FC Augsburg (Freitag, 20.30 Uhr) diesen Schritt. Resonanz habe er erhalten, von beiden Seiten. Von Unterstützern also, aber auch von Kritikern. „Ich spüre, dass ich unsere Fans erreicht habe, auch wenn ich nicht alles drehen konnte“, sagte Eberl. Aber immerhin habe er nun ein gutes Gefühl.
Ein perfektes Stichwort. Denn um dieses gute Gefühl geht es gerade bei der Borussia. Es ist zuletzt verloren gegangen. Das Problem dabei: Nicht nur diese gute Gefühl fehlt, zeitgleich hat sich auch das Vertrauen in die eigene Stärke verflüchtigt. Das ist für einen Bundesligisten ein größeres Problem, führt ein solcher Verlust doch häufig zu enttäuschenden Ergebnissen. Und das mündet meist in eine Diskussion um den Trainer. Erst recht, wenn jetzt schon klar ist, dass dieser Trainer den Verein im Sommer verlassen wird. Eberl bleibt trotzdem bei seiner Meinung und lässt keine Zweifel an seiner Überzeugung, dass Marco Rose bis Saisonende bleiben wird.
Immerhin hat der Trainer in seinem Wirken bei der Borussia einiges erreicht. Die Mannschaft spielte eine gute Gruppenphase in der Champions League und qualifizierte sich für das Achtelfinale. Lange waren auch die Ergebnisse in der Bundesliga ordentlich. Mittlerweile aber ist die sportliche Krise da, der Pokal durch die Niederlage gegen Dortmund beendet und auch die Königsklasse dürfte bald vorbei sein. Gegen Manchester City ist die 0:2-Hinspielniederlage wohl nicht mehr aufzuholen. In einer solchen Phase sind selbst zwei Vertragsverlängerungen wichtig. Denn Eberl nutzt diese, um Optimismus zu verbreiten. „Wir haben Spieler, die uns vertrauen, dass wir wieder eine gute Lösung auf dem Trainerposten finden“, sagte der Manager. Bleibt nur die Frage, wann er den Rose-Nachfolger präsentieren wird.
Ein ehemaliger Gladbacher kann die ganze Aufregung rund um die Borussia nicht verstehen. Tobias Strobl, im Sommer von der Borussia zum FCA gewechselt, findet Roses Verhalten sogar beispielgebend. „Es ist eine starke Aktion von Marco Rose, so früh eine Entscheidung zu treffen und niemanden hinzuhalten. Im Fußball ist es etwas abhanden gekommen, ehrlich und offen zu sein“, sagte der 30-Jährige. Und: „Wenn es andersrum ist und ein Trainer entlassen wird, ist alles in Ordnung. Wenn aber ein Trainer für sich entscheidet, den nächsten Schritt gehen zu wollen, wird ihm das angekreidet. Sein Verhalten ist offen, fair und ehrlich.“Rose wird das gerne hören. Kritik hatte er ja zuletzt genug vernommen.
Nun geht es darum, gegen die Krise anzukämpfen. „Wir hinterfragen die Dinge und gehen kritisch miteinander um“, sagte er am Donnerstag. Im Training habe sein Team gut gearbeitet. „Unter der Woche haben wir das richtig gut im Griff. Jetzt liegt es an den Jungs“, sagte der Trainer. Schließlich verbiete keiner die Spielfreude. Gleiches gilt für den FCA, bei dem man hier und da diesen Eindruck haben könnte. Bei den Ballbesitzzeiten steckt der FCA nämlich tief im Tabellenkeller fest. Eine Statistik, die Rose überrascht. „Sie haben ja viele gute Fußballer“, sagte er, „sie sind gerade aber auch in der Situation, in der sie um ein gutes Gefühl kämpfen.“Genau wie seine Mannschaft. Aber nur eine wird am Freitag die Suche beenden können.