Wertinger Zeitung

Ärger mit Nachbarn und Behörden: Hofladen macht dicht

Nahversorg­ung Die Pläne für den Verkauf von Bio-Produkten klangen gut. Doch dann stieß Martin Grob in Allmannsho­fen auf große Schwierigk­eiten – angefangen beim Eierdiebst­ahl

- VON STEFFI BRAND

Allmannsho­fen Diverse Löcher im Zaun um das Hühnermobi­l, ein offener Stall bei Nacht und gestohlene Eier – das ist die traurige Bilanz, die Landwirt Martin Grob aus Allmannsho­fen seit Herbst 2020 ziehen muss. Auch wenn es auf den ersten Blick so aussehen mag, ist sich Grob sicher: „Ein Jungenstre­ich ist das nicht mehr. Hier wird ganz gezielt versucht, uns zu schaden.“Die Löcher am Zaun sind mittlerwei­le nahezu irreparabe­l. In der Nacht, als der Stall geöffnet wurde, starben mindestens zehn Hühner. Die meisten hat der Fuchs erwischt. Und auch der Eierdiebst­ahl ist letztlich ein Schaden, den der Landwirt erst einmal verkraften muss. „Weit mehr als 100 Schachteln Eiern muss ich verkaufen, um diesen Verlust wieder auszubügel­n“, erklärt Grob.

Gespräche mit der Polizei brachten den Landwirt vor allem vor den Bildschirm. Dort wertet er gerade die Aufnahmen der Wildkamera aus, denn nur mit Beweisen in Händen, mache eine Anzeige Sinn. Doch die Hoffnung, auf den Bildern der Wildkamera den Dieb erkennen zu können, hat Grob beinahe schon aufgegeben. Die Wildkamera zeichne nur Schnappsch­üsse auf. Menschen sind darauf viele zu sehen. Nur ob jemand Eier aus dem Hühnerstal­l gestohlen hat – das lässt sich auf den Fotos nicht erkennen. Einen Verdacht hegt der Landwirt durchaus, doch darüber will er nicht sprechen. Nur so viel: Es gab bereits eine Unterschri­ftenliste gegen die Hühnerhalt­ung in Allmannsho­fen. Daraufhin zog der Hühnerwage­n weg vom Standplatz direkt neben dem Haus von Familie Grob. Und auch am aktuellen Standort sind die Tage der meisten Hühner in Kürze gezählt, erklärt Grob, denn seine Tiere werden umziehen. Das habe nichts mit den Schäden zu tun, sondern mit der Entwicklun­g seines Betriebs, denn um mehr Hühner zu halten, werden die meisten Tiere an einen neuen Standort umziehen. Dass es die Gemarkung Allmannsho­fen bleiben wird, verrät Grob im Gespräch. Wo genau, macht er lieber nicht publik, obgleich er beim neuen Hühnerzuha­use schon mit besseren Kameras vorgesorgt hat, die im Zweifelsfa­ll auch dokumentie­ren können, wer bei den Tieren etwas anstellt.

Noch ein Detail ändert sich, denn die Büffelbox, wie Grob seinen Selbstbedi­enungshofl­aden nannte, hat den Probebetri­eb wieder eingestell­t. Das erklärte auch Allmannsho­fens Bürgermeis­ter Markus Stettberge­r im Zuge der jüngsten Gemeindera­tssitzung. Ermöglicht wurde der Probebetri­eb der Büffelbox, die bereits im vergangene­n

Jahr hätte eröffnen sollen, durch das Landratsam­t, erklärt Stettberge­r.

Nun zog die Kreisbehör­de vor Ablauf des offizielle­n Testbetrie­bs die Genehmigun­g zurück. Jens Reitlinger, Pressespre­cher im Landratsam­t Augsburg, erklärt auf Rückfrage: Es sei während des Probebetri­ebs zu Beschwerde­n der Nachbarn wegen der Parkplatzs­ituation und wegen des erhöhten Durchgangs­verkehrs gekommen.

Bestätigen können das die Aufnahmen von Familie Grob nicht. Der Landwirt spricht von ein bis zwei Autos am Tag im Schnitt – je nach Wetterlage.

Doch auch die Gemeinde habe sich gegen den Probebetri­eb ausgesproc­hen, so Reitlinger. Das Veto habe die Gemeinde nicht etwa wegen des Konzeptes des Hofladens eingelegt, erklärt Bürgermeis­ter Stettberge­r. Er würde es sogar begrüßen, Einkaufsmö­glichkeite­n im Ort zu schaffen, allerdings ließen es die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen nicht zu. Der Allmannsho­fer Rathausche­f erinnert sich noch an den Antrag von Familie Grob auf Errichtung einer Gartenhütt­e im Jahr 2019. Diesem Antrag stimmte der Gemeindera­t zu. Dann jedoch sollte aus der Gartenhütt­e die Büffelbox werden und das sei baurechtli­ch problemati­sch.

Markus Lang, von der Bauverwalt­ung der Verwaltung­sgemeinsch­aft Nordendorf erklärt: Mit dem Bau des Wohnhauses und der Garage habe die Familie bereits die Baugrenzen überschrit­ten. Da die Abweichung ähnlich gewesen sei wie bei den Nachbarn, wurde diese akzeptiert. Auch die Gartenhütt­e sei im Zuge einer sogenannte­n isolierten Befreiung genehmigt worden, da es sich um ein untergeord­netes Gebäude mit nicht eigenständ­iger Nutzung handeln sollte. Mit der Büffelbox ist nun jedoch ein eigenes Gebäude entstanden, das in einem allgemeine­n Wohngebiet gewerblich genutzt werden sollte und die Baugrenzen erheblich überschrei­tet. Deswegen und um zu verhindern, dass mit der erneuten Abweichung von den Baugrenzen weitere Abweichung­en im Wohngebiet beantragt werden können, entschied sich der Gemeindera­t gegen die Genehmigun­g.

Unterricht­et habe Stettberge­r die Gemeinderä­te nicht nur von der Schließung des Probebetri­ebs, sondern auch, dass er seitens der Gemeinde dem Landwirt Unterstütz­ung angeboten habe. So könnte im besten Fall gemeinsam ein anderer Standort für die Büffelbox gefunden werden. Auch Grob erklärt: Die Motivation für den Hofladen neben dem Wohnhaus habe er mittlerwei­le verloren. Allerdings freue er sich über die „gute Linie“, die nun die Gespräche zwischen ihm und der Gemeinde auszeichne­n würden.

Die Motivation hat er inzwischen verloren

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Foto: Steffi Brand Für den Landwirt Martin Grob ist klar: Die Löcher im Zaun sind kein Lausbubens­treich.

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