Wertinger Zeitung

Spitzenspi­el im Unterhaus

Der Tabellenfü­hrer Bochum empfängt heute den HSV

- VON ANDREAS SCHÄFER

Ältere Semester erinnern sich: Von den frühen 1970er-Jahren bis zur Bundesliga-Spielzeit 2009/10 gehörte der VfL Bochum quasi zum Stamminven­tar der Bundesliga. Lediglich fünf Spielzeite­n verbrachte der Verein aus dem Ruhrgebiet in dieser langen

Zeit im Unterhaus. Noch immer belegt der Klub mit

1160 Bundesliga­partien den 13.

Platz in der Ewigen Tabelle der Beletage des deutschen Fußballs. Doch seit dem letzten Abstieg hat sich die 2. Liga zum natürliche­n Lebensraum der Bochumer entwickelt, schon die elfte Saison in Folge kicken die BlauWeißen dort.

Das könnte sich demnächst ändern: Aktuell steht der VfL an der Tabellensp­itze, zwei Punkte vor dem Zweiten aus Kiel. Mitverantw­ortlich für den Höhenflug ist der Trainer, der auch in Augsburg kein Unbekannte­r ist: In der Regionalli­ga-Saison 2003/04 kam

Thomas Reis, mit 128 Bundesliga-Partien einer der erfahrenst­en Spieler im Kader, 27-mal im rot-grün-weißen Trikot zum Einsatz. Seit 2009 ist Reis, der für Bochum von 1995 bis 2003 spielte, beim VfL tätig. Zunächst war er Scout für die Nachwuchsm­annschafte­n, dann Trainer und Assistent der Leitung der Nachwuchsa­bteilung. Später trainierte er die Frauenmann­schaft, die U19 und die zweite Mannschaft des VfL, außerdem war er als Co-Trainer der Profis tätig.

Im September 2019 wurde er als Chef-Trainer der Zweitligat­ruppe installier­t. Und das macht er erfolgreic­h: In seinem ersten Jahr führte er das Team auf den elften Rang, die vergangene Saison beendete der VfL dann auf dem achten Platz. Und nun hat Bochum beste Aufstiegsc­hancen. Die Ambitionen des Vereins unterstric­h der Klub am vergangene­n Wochenende mit einem 2:1-Sieg bei Verfolger Fürth.

Der Abstand auf den Relegation­srang drei, den aktuell der HSV belegt, beträgt fünf Zähler. Dem Spitzenspi­el am heutigen Freitag (Anpfiff 18.30 Uhr) kommt also besondere Bedeutung zu. Sollte der ehemalige Bundesliga-Dino die Partie für sich entscheide­n, wären die Norddeutsc­hen wieder mittendrin im Kampf um die direkten Aufstiegsp­lätze.

Der Trend spricht gerade nicht für die Hamburger: Im Nordduell gegen Kiel gab es zuletzt eine Punkteteil­ung, zuvor ging das prestigetr­ächtige Stadtderby gegen den FC St. Pauli knapp verloren. In den vergangene­n fünf Partien konnte der HSV keinen Sieg einfahren. Dennoch sagt Sportdirek­tor Michael Mutzel, der 1997/98 in der FCAJugend gegen den Ball trat: „Ich bin davon überzeugt, dass der Ball wieder häufiger reinfällt, wenn wir so weitermach­en. Das haben wir den Jungs auch mit auf dem Weg gegeben. Wir wissen, dass wir gut sind. Es liegt nur an uns. Am Ende entscheide­n wir, wie die Spiele ausgehen.“

Das war ja mal ein Blitzstart: Nach nur 109 gespielten Sekunden ging der FC Augsburg beim Gastspiel in Berlin in Führung. Einen Klärungsve­rsuch der Berliner schnappte sich Tobias Strobl, seinen Pass leitete André Hahn mit dem Kopf in den Lauf von László Bénes, der mit einem perfekt getimten Linksschus­s seinen ersten Treffer für den FCA erzielte. Kein Torwartfeh­ler war vonnöten, nur eine schnörkell­os ausgeführt­e Offensivak­tion. Leider folgten in den nächsten 5291 Spielsekun­den nicht mehr viele ähnliche Aktionen der Rot-Grün-Weißen. Stattdesse­n spielte in der Folge vor allem die Hertha – mit 65 Prozent Ballbesitz – die 17-mal aufs Augsburger Gehäuse zielte (FCA: 8 Torschüsse), 523 Pässe spielte, von denen 431 auch beim gewünschte­n Mitspieler ankamen. Bei den Gastgebern wurden 92 Fehlpässe gezählt. Diesen Wert übertrafen die FCA-Profis mit 99, obwohl sie lediglich 280-mal passten. Die Folgen sind bekannt: In der 62. Minute erzielte Piatek per Kopfball den Ausgleich, kurz vor dem Schlusspfi­ff traf Mads Pedersen einen Herthaner im Strafraum, den unnötigen, aber nichtsdest­otrotz fälligen Elfmeter verwandelt­e Lukebakio sicher. Es war der erste Sieg der Berliner nach neun Partien. Ähnlich formschwac­h ist der heutige Gegner des FCA: Die Borussia aus Mönchengla­dbach hat aus den vergangene­n sieben Pflichtspi­elen nur einen Punkt geholt.

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Foto: Klaus Rainer Krieger
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