Weniger Stromverbrauch trotz Homeoffice
Jahresbilanz Der Energieversorger LEW hat 2020 einen hohen Gewinn eingefahren. Zukunftstechnologien im Fokus
Augsburg In Pandemie-Zeiten sitzen viele Arbeitnehmer im Homeoffice. Dort verbrauchen sie im Vergleich zu ihrer Arbeit im Büro mehr Strom und Energie, weil daheim zum Beispiel mehr Geräte laufen oder mehr Räume geheizt werden müssen. Für Energieversorger müsste Corona ein lukratives Geschäft sein. Aber das ist zu kurz gedacht, wie aus der am Freitag veröffentlichten Jahresbilanz der Lechwerke AG (LEW) hervorgeht.
Weil Industrie und Handwerk in der wirtschaftlichen Krise weniger Aufträge haben, ist ihr Stromverbrauch deutlich geringer – und damit auch der Gesamtverbrauch. Zusammengerechnet 15 Prozent weniger Strom konnten die LEW im vergangenen Jahr verkaufen, dafür fünf Prozent mehr Gas. Trotz Corona und mit Einsparungen im Unternehmen machte der regionale Energieversorger einen Bilanzgewinn von 99,3 Millionen Euro – bei einem Gesamtumsatz von rund 1,5 Milliarden Euro.
Anleger dürfen sich laut LEW über eine voraussichtliche Dividende von 2,80 Euro je Stückaktie freuen. Gestern notierte die Aktie der Lechwerke AG an der Münchner Börse 103 Euro und ist seit Monaten auf einem stabilen Niveau.
Die geplanten Investitionen konnten die LEW im ersten CoronaJahr weitgehend umsetzen. Es wurden 129 Millionen Euro investiert. Der Großteil floss in Ausbau, Erneuerung und Modernisierung des regionalen Stromverteilnetzes. Außerdem investierte der Energieversorger in den Ausbau des Glasfasernetzes, das die LEW-Gruppe über das Tochterunternehmen Telnet in Teilen Schwabens und Oberbayerns betreibt.
Bis 2030 will die LEW klimaneutral werden, sagt Vorstandsmitglied Norbert Schürmann, der das Unternehmen im Sommer verlassen wird. Das Unternehmen plant, bis dahin etwa ungefähr eine Milliarde Euro zu investieren. Bei der Stromerzeugung ist der Energieversorger ohnehin schon klimaneutral. Aus 35 Wasserkraftwerken an Donau, Iller,
Lech, Wertach und Günz beziehen die LEW ihren Strom – 18 von ihnen gehören dem Unternehmen selbst. Weil die LEW Strom hinzukauft, ist der Anteil an Ökostrom aktuell bei knapp 80 Prozent. Die Stromerzeugung aus Sonnenenergie, Biomasse und Windkraft sind Energieträger, die immer wichtiger werden, so das Unternehmen. Bei der Produktion von Wärme und ihrem Verkauf wollen die LEW ebenfalls CO2 einsparen. Zuletzt hat der bayerischschwäbische Energieversorger die eintausendste Solaranlage ausgeliefert, in Kürze wird das Unternehmen diese Zahl auch bei den Batteriespeichern erreichen. Wichtige Partner bei der Photovoltaik seien neben Privatpersonen und Unternehmen auch die Kommunen in der Region, sagt Schürmann.
Ein weiteres großes Thema ist für die LEW die Elektromobilität. Mit 319 öffentlichen Ladestationen sind sie in Schwaben der größte Betreiber von Ladeinfrastruktur für E-Autos. An den Säulen laden bis zu 100 Autos gleichzeitig, noch ist also Kapazität vorhanden. Das Unternehmen prognostiziert, dass bis 2025 viermal so viele E-Autos in der Region auf den Straßen fahren werden. „Wir rechnen mit zehntausenden neuen Ladepunkten vor allem im privaten Bereich“, sagt Schürmann. Die LEW plant, weitere öffentliche Ladestationen zu bauen.
Viele Expertinnen und Experten sehen neben Strom auch Wasserstoff als einen wichtigen Energieträger der Zukunft, etwa für Schwerlastverkehr und Industrieanlagen. Ein Thema, das auch die LEW beschäftigt. „Gemeinsam mit der Hochschule Regensburg erstellen wir derzeit eine Studie zur Nutzung von Wasserstoff in der Region.“Wasserstoff, hergestellt mit klimaneutralem Strom, könne ein wichtiger Baustein für das Energiesystem der Zukunft sein, sagt Schürmann.