Ärger um die Büffelbox
Streit Der Betrieb eines umstrittenen Hofladens in Allmannshofen ist eingestellt. Dennoch kehrt in der Nachbarschaft keine Ruhe ein
Allmannshofen Vergangenen Monat berichtete Landwirt Martin Grob im Gespräch mit unserer Zeitung vom Aus seiner Büffelbox in Allmannshofen. So hat er seinen Hofladen getauft, der nur für kurze Zeit und im Probebetrieb starten durfte, bis das Landratsamt dem Betreiber mitteilte: Es gab Beschwerden der Gemeindeverwaltung und der Nachbarn – der Probebetrieb muss eingestellt werden. Während die Gemeinde baurechtliche Bedenken hatte, beklagten Nachbarn die schlechte Parkplatzsituation und das erhöhte Verkehrsaufkommen. Doch ist jetzt Ruhe in der Straße Am Bergmahd in Allmannshofen?
Mitnichten, erklärt Birgit Braig. Familie Braig lebt direkt neben Familie Grob. Ob sie sich „wie im Augsburger Zoo“fühlt, wenn sie auf ihrer Terrasse die Ruhe genießen möchte, oder sie das Gefühl hat, „mit dem Liegestuhl auf dem Supermarkt-Parkplatz zu stehen“– das kann Birgit Braig nicht sagen, aber eines sei Fakt: Der Hofladen war nur das i-Tüpfelchen.
Was die Frau auch jetzt – nach der Schließung des Hofladens – um ihre Ruhe bringt, ist das 24-Stunden-Eierschränkchen, das sogar um Mitternacht noch Kundschaft anlocke. Auch der Kühlwagen, indem die zu kühlenden Waren von Schwabenbüffel lagern, sei ein Störfaktor, der seit vier Jahren als „Übergangslösung“von Familie Grob bezeichnet werde. Regelmäßig springe die Kühlung an und mache ruhige Stunden auf der Terrasse zunichte. Auch die Ruhe in Wohnund Kinderzimmer sei dahin.
Der Nachbar weist dies auf Rückfrage unserer Redaktion zurück.
Kameraaufzeichnungen zeigten, dass in den letzten Wochen binnen 21 Uhr abends und sieben Uhr morgens keine Kunden zum Eierschränkchen kamen. Auch die Lärmwerte am Kühlwagen standen zur Diskussion, wurden gemessen und laut Grob vom Amt als „nicht störend“eingestuft. Eine Schalldämmung, die der Landwirt angebracht hat, soll den Lärm sogar messbar gemindert haben. Angekommen sei dies bei den Nachbarn jedoch nicht so.
Entnervt erklärt Birgit Braig: „Ich bin hierher gezogen, um meinen Frieden zu haben.“Doch nachdem sie „ranzige Wohnwagen mit Hühnern“, einen „provisorischen Hühnerzaun aus Paletten“und den Betrieb eines Hofladens ertragen musste, blickt sie kritisch in die Zukunft und rätselt: Was wird sich ihr Nachbar wohl noch alles einfallen lassen? Bis dato habe Grob sowohl seine Nachbarn als auch den Gemeinderat „angelogen und verarscht“, findet die Nachbarin.
Dass bereits in der Vergangenheit vieles falsch gelaufen ist, berichtet auch Norbert Bräutigam. Als ehemaliger Gemeinderat hat er den Antrags-Krimi des Landwirts live miterlebt. Zudem wohnt Bräutigam seit 25 Jahren in der Straße Am Bergmahd und erklärt: Der Landwirt habe die Anwohner vor den Kopf gestoßen. Als er mit „Ach und Krach“die Genehmigung für die Gartenhütte erhalten hat, hat er dort seinen Hofladen gebaut.
Bräutigam ist sich sicher: „Er provoziert die Leute.“Dabei handle es sich bei dem Baugebiet um ein Wohngebiet, in dem kein Gewerbe erlaubt sei. Jens Reitlinger, der Pressesprecher im Landratsamt Augsburg, erklärt die genaue Rechtslage: Allgemeine Wohngebiete, wie eben das Gebiet, wo Familie Grob, Familie Braig und Familie Bräutigam leben, dienen „vorwiegend dem Wohnen“. Das Landratsamt habe zu prüfen, „ob das angebotene Sortiment des Hofladens der Versorgung des konkreten Wohngebiets dient oder ob es zu störendem Kundenverkehr überwiegend von außerhalb des Wohngebiets führt“.
Zum aktuellen Status quo heißt es: „Unser zuständiger Fachbereich entwirft derzeit in enger Zusammenarbeit mit dem Rechtsbeistand des Betreibers einen Lösungsansatz, der für alle Beteiligten (also sowohl den Bauherrn als auch die Gemeinde und Nachbarschaft) zufriedenstellend sein soll.“
So wie es jetzt ist – also nach Schließung des Hofladens – sei die Situation zumindest für Norbert Bräutigam in Ordnung. Doch dass dies lange so bleiben wird, glaubt der ehemalige Gemeinderat nicht und erklärt: „Wenn Sie dreimal angelogen werden, glaubt man es nicht mehr.“Grob selbst beteuert, er habe erst zu Beginn der CoronaPandemie im Frühjahr 2020 die Gartenhütte zum Hofladen umfunktioniert und das nicht von langer Hand geplant. Doch Gehör findet er bei seinen Nachbarn nicht. Stattdessen stürzt sich der Landwirt mit Feuereifer auf seine Vision eines Ladens.
Die „neue“Büffelbox feiert bereits am kommenden Montag Eröffnung – in der Hauptstraße 9 in Nordendorf. In nächster Nähe zu Bäckerei, Apotheke und Friseur bietet Grob nun auf 30 Quadratmetern seine Waren an. Der Selbstbedienungsladen mit Vertrauenskasse wird von 6 bis 20 Uhr geöffnet sein.