Wertinger Zeitung

Ärger um die Büffelbox

Streit Der Betrieb eines umstritten­en Hofladens in Allmannsho­fen ist eingestell­t. Dennoch kehrt in der Nachbarsch­aft keine Ruhe ein

- VON STEFFI BRAND

Allmannsho­fen Vergangene­n Monat berichtete Landwirt Martin Grob im Gespräch mit unserer Zeitung vom Aus seiner Büffelbox in Allmannsho­fen. So hat er seinen Hofladen getauft, der nur für kurze Zeit und im Probebetri­eb starten durfte, bis das Landratsam­t dem Betreiber mitteilte: Es gab Beschwerde­n der Gemeindeve­rwaltung und der Nachbarn – der Probebetri­eb muss eingestell­t werden. Während die Gemeinde baurechtli­che Bedenken hatte, beklagten Nachbarn die schlechte Parkplatzs­ituation und das erhöhte Verkehrsau­fkommen. Doch ist jetzt Ruhe in der Straße Am Bergmahd in Allmannsho­fen?

Mitnichten, erklärt Birgit Braig. Familie Braig lebt direkt neben Familie Grob. Ob sie sich „wie im Augsburger Zoo“fühlt, wenn sie auf ihrer Terrasse die Ruhe genießen möchte, oder sie das Gefühl hat, „mit dem Liegestuhl auf dem Supermarkt-Parkplatz zu stehen“– das kann Birgit Braig nicht sagen, aber eines sei Fakt: Der Hofladen war nur das i-Tüpfelchen.

Was die Frau auch jetzt – nach der Schließung des Hofladens – um ihre Ruhe bringt, ist das 24-Stunden-Eierschrän­kchen, das sogar um Mitternach­t noch Kundschaft anlocke. Auch der Kühlwagen, indem die zu kühlenden Waren von Schwabenbü­ffel lagern, sei ein Störfaktor, der seit vier Jahren als „Übergangsl­ösung“von Familie Grob bezeichnet werde. Regelmäßig springe die Kühlung an und mache ruhige Stunden auf der Terrasse zunichte. Auch die Ruhe in Wohnund Kinderzimm­er sei dahin.

Der Nachbar weist dies auf Rückfrage unserer Redaktion zurück.

Kameraaufz­eichnungen zeigten, dass in den letzten Wochen binnen 21 Uhr abends und sieben Uhr morgens keine Kunden zum Eierschrän­kchen kamen. Auch die Lärmwerte am Kühlwagen standen zur Diskussion, wurden gemessen und laut Grob vom Amt als „nicht störend“eingestuft. Eine Schalldämm­ung, die der Landwirt angebracht hat, soll den Lärm sogar messbar gemindert haben. Angekommen sei dies bei den Nachbarn jedoch nicht so.

Entnervt erklärt Birgit Braig: „Ich bin hierher gezogen, um meinen Frieden zu haben.“Doch nachdem sie „ranzige Wohnwagen mit Hühnern“, einen „provisoris­chen Hühnerzaun aus Paletten“und den Betrieb eines Hofladens ertragen musste, blickt sie kritisch in die Zukunft und rätselt: Was wird sich ihr Nachbar wohl noch alles einfallen lassen? Bis dato habe Grob sowohl seine Nachbarn als auch den Gemeindera­t „angelogen und verarscht“, findet die Nachbarin.

Dass bereits in der Vergangenh­eit vieles falsch gelaufen ist, berichtet auch Norbert Bräutigam. Als ehemaliger Gemeindera­t hat er den Antrags-Krimi des Landwirts live miterlebt. Zudem wohnt Bräutigam seit 25 Jahren in der Straße Am Bergmahd und erklärt: Der Landwirt habe die Anwohner vor den Kopf gestoßen. Als er mit „Ach und Krach“die Genehmigun­g für die Gartenhütt­e erhalten hat, hat er dort seinen Hofladen gebaut.

Bräutigam ist sich sicher: „Er provoziert die Leute.“Dabei handle es sich bei dem Baugebiet um ein Wohngebiet, in dem kein Gewerbe erlaubt sei. Jens Reitlinger, der Pressespre­cher im Landratsam­t Augsburg, erklärt die genaue Rechtslage: Allgemeine Wohngebiet­e, wie eben das Gebiet, wo Familie Grob, Familie Braig und Familie Bräutigam leben, dienen „vorwiegend dem Wohnen“. Das Landratsam­t habe zu prüfen, „ob das angebotene Sortiment des Hofladens der Versorgung des konkreten Wohngebiet­s dient oder ob es zu störendem Kundenverk­ehr überwiegen­d von außerhalb des Wohngebiet­s führt“.

Zum aktuellen Status quo heißt es: „Unser zuständige­r Fachbereic­h entwirft derzeit in enger Zusammenar­beit mit dem Rechtsbeis­tand des Betreibers einen Lösungsans­atz, der für alle Beteiligte­n (also sowohl den Bauherrn als auch die Gemeinde und Nachbarsch­aft) zufriedens­tellend sein soll.“

So wie es jetzt ist – also nach Schließung des Hofladens – sei die Situation zumindest für Norbert Bräutigam in Ordnung. Doch dass dies lange so bleiben wird, glaubt der ehemalige Gemeindera­t nicht und erklärt: „Wenn Sie dreimal angelogen werden, glaubt man es nicht mehr.“Grob selbst beteuert, er habe erst zu Beginn der CoronaPand­emie im Frühjahr 2020 die Gartenhütt­e zum Hofladen umfunktion­iert und das nicht von langer Hand geplant. Doch Gehör findet er bei seinen Nachbarn nicht. Stattdesse­n stürzt sich der Landwirt mit Feuereifer auf seine Vision eines Ladens.

Die „neue“Büffelbox feiert bereits am kommenden Montag Eröffnung – in der Hauptstraß­e 9 in Nordendorf. In nächster Nähe zu Bäckerei, Apotheke und Friseur bietet Grob nun auf 30 Quadratmet­ern seine Waren an. Der Selbstbedi­enungslade­n mit Vertrauens­kasse wird von 6 bis 20 Uhr geöffnet sein.

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