Wertinger Zeitung

Unbekannte wollen Bäume an Birnenalle­e zerstören

Der Künstler Herbert Dlouhy macht in der Birnbaumal­lee nach Possenried eine Entdeckung – und ist fassungslo­s. Schon im vergangene­n Jahr starben hier Bäume auf mysteriöse Weise

- VON BENJAMIN REIF

Der Wertinger Künstler Herbert Dlouhy macht während eines Spaziergan­gs eine Entdeckung, die ihn fassungslo­s macht.

Vandalismu­s

Wertingen‰Hohenreich­en Als Herbert Dlouhy vergangene Woche mit seiner Frau einen Spaziergan­g durch die Birnenalle­e zwischen den Wertinger Stadtteile­n Hohenreich­en und Possenried machte, fiel sein Blick auf etwas Weißes an einem der neu gepflanzte­n Bäumchen. „Wir haben doch milde Temperatur­en, das kann doch kein Schnee sein“, dachte sich Dlouhy und inspiziert­e das Ganze genauer.

Wie sich herausstel­lte, haben Unbekannte versucht, vier der im vergangene­n Jahr neu gepflanzte­n Birnbäume mit Streusalz zu zerstören, sagt Betriebsho­fsleiter Johannes Deisenhofe­r unserer Zeitung. Dieses wurde direkt an den Stämmen der Bäumchen eingebudde­lt. Das Salz zieht das Wasser aus der nahe gelegenen Erde und hätte die Bäume quasi „verdursten“lassen, wäre der Vandalismu­s unentdeckt geblieben.

Nun werden die Bäumchen stark gegossen, um sie vor dem Tod zu bewahren, sagt Deisenhofe­r. Ob sie den „Anschlag“überleben, ist noch unklar. Der Betriebsho­fchef kann über die Zerstörung­swut der Unbekannte­n nur den Kopf schütteln. „Wer macht denn so was?“, fragt er sich. Der Vorfall wirft auch Fragen auf hinsichtli­ch des Absterbens zweier junger Bäumchen in der Allee im vergangene­n Jahr. „Das konnten wir uns auch nicht erklären“, sagt Deisenhofe­r. Aber nahe des Stamms nach Salz zu graben, wäre ihm ohne die Entdeckung von

Die Birnbaumal­lee zwischen Hohenrei‰ chen und Possenried.

Herbert Dlouhy nicht in den Sinn gekommen.

Wertingens Umweltrefe­rentin Hertha Stauch ist fassungslo­s und entsetzt über den Vorfall. Eigentlich sollte das Wochenende für die Grünen-politikeri­n ganz im Zeichen der Bäume stehen, schließlic­h ist am Sonntag offizielle­r Tag des Baumes. Viele wurden heuer schon in der Stadt gepflanzt (siehe Artikel auf Seite 23).

Die Entdeckung Dlouhys macht sie „sehr traurig“, wie sie sagt. „Wer so etwas macht, hat null Empathie für die Natur“, sagt sie. Und für die alte schwäbisch­e Kultur, für die Birnbäume charakteri­stisch sind. Die rund 400 Meter lange Allee zwischen Hohenreich­en und Possenried – die der Künstler Dlouhy einst selbst angeregt hatte – ist laut Stauch einzigarti­g im ganzen Landkreis und soll einen alten Wirtschaft­sweg darstellen, möglichst naturnah und ohne Asphalt.

Entlang des Wegs sind Kunstwerke aufgestell­t, manche davon vom Künstler Dlouhy selbst. Der Vandalismu­s an den jungen Bäumchen geschah jedoch direkt vor einer Skulptur des Künstlers Hans Malzer, sagt Dlouhy. Die Aktion könnte auch eine krude Form des Protests gegen den Spruch sein, der auf der Engel-skulptur seines Künstlerko­llegen steht, mutmaßt Dlouhy. Dort steht: „Engelwächt­er schützen unser Land vor Unverstand.“Möglich, dass in diesen emotional aufgeladen­en Zeiten jemand so Protest zum Ausdruck bringen wollte, so könnte es sich Dlouhy vorstellen.

„Es ist ein Glücksfall, dass der Künstler Herbert Dlouhy dort wohnt und die Allee mit seinen Skulpturen und denen anderer Künstler aufwertet“, sagt Hertha Stauch. Sie will jetzt, dass der Naturvanda­lismus angezeigt wird, denn laut Naturschut­zgesetz ist es verboten, Pflanzen ohne Grund zu zerstören. Sie will nun anregen, die Birnbaumal­lee zwischen Hohenreich­en und Possenried als Naturdenkm­al einzustufe­n. Zumindest die alten Bäume.

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Fotos: Brigitte Bunk Wer verbuddelt Streusalz unter dem Rindenmulc­h, welche die Wurzeln der jungen Bäume schützen soll, fragen sich Andreas Kraus und Johannes Deisenhofe­r vom Wertinger Betriebsho­f (von links).
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Foto: Stauch

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