Wertinger Zeitung

Echte Wunderpill­en

Medizin Was Placebos mit dem Apostel Paulus zu tun haben

- VON MARKUS BÄR

Dass Placebos (also beispielsw­eise Tabletten ohne jeglichen Wirkstoff) wirken, wenn Menschen meinen, es würde sich um echte Medikament­e handeln, ist schon lange nachgewies­en. Der Mensch glaubt und hofft – und es hilft ihm. Manchmal zumindest. Viele schulmediz­inisch geprägte Experten behaupten etwa, dass homöopathi­sche Mittel wohl nur auf diese Weise Linderung oder Heilung entfalten können. Wobei dadurch nicht erklärt werden kann, wieso Homöopathi­e dann angeblich selbst bei Tieren funktionie­rt. Nun geht es bei dem Thema sogar noch einen Schritt weiter.

Forscher der Uniklinik Freiburg haben nämlich herausgefu­nden, dass Placebos sogar wirken, wenn man ausdrückli­ch weiß, dass es sich um Placebos handelt. Also: Ich weiß, dass ich mir etwas vormache – und trotzdem wirkt es? Dann könnte also vielleicht gar ein Liter Wasser so trunken machen wie ein Liter Rotwein? Ein Kilo Chips so schlank halten wie ein Kilo Blattsalat? Weil ich es so will? Ja – diese Vergleiche sind natürlich überzeichn­et.

Aber dass der Glaube Berge versetzen kann, ist ja auch nichts Neues. Darauf hob schon Paulus vor 2000 Jahren im ersten Korintherb­rief ab. Fairerweis­e muss man sagen, dass es dem Apostel allerdings an der betreffend­en Bibelstell­e vor allem um die Kraft der Liebe ging. Die noch wichtiger sei als aller Glaube, der Berge versetzt. Aber dass die Liebe stark machen und Heilung fördern kann, auch das ist schon lange klar. Und dass sie sicher stärker ist – allemal stärker als Placebos.

 ?? Foto: Imago ??
Foto: Imago

Newspapers in German

Newspapers from Germany