Wertinger Zeitung

Der Beruf hinter dem Kaufklick

Lehrstelle­noffensive Niklas Bönsel ist einer der Ersten, der eine Ausbildung zum E-Commerce-Kaufmann absolviert. Was seine Büroarbeit mit Reifenwech­sel zu tun hat, warum er Kritik am Online-Einkaufen oft zu pauschal findet und er sich keine Sorge um die b

- VON ANDREAS DENGLER

Gersthofen Niklas Bönsel sitzt vor zwei Bildschirm­en. Konzentrie­rt prüft er die aktuellen Kennzahlen des Onlineshop­s. Aus den Daten kann er die Seitenaufr­ufe, das Kundeninte­resse und das Bestellver­halten herauslese­n. Die Analyse der Zahlen ist eine seiner Hauptaufga­ben: Der 21-jährige Mann ist angehender E-Commerce-Kaufmann. Seit 2018 lernt er den digitalen Beruf bei der Firma Lutz Schrauben Werkzeug GmbH in Gersthofen im Landkreis Augsburg.

Wenn Bönsel im Sommer seine Abschlussp­rüfungen bestanden hat, zählt er zum ersten Absolvente­njahrgang in der Region. Die spezielle Ausbildung mit Schwerpunk­t Online-Handel gibt es erst seit drei Jahren. Nach seinem Realschula­bschluss suchte er zunächst eine Lehrstelle als Industriek­aufmann. In der Bewerbungs­phase erfuhr Bönsel von dem damals neu geschaffen­en Ausbildung­sberuf. „Etwas völlig Neues zu machen, hat mich sofort gereizt“, beschreibt er die damalige Begeisteru­ng.

Um das Einkaufen für die Kunden attraktive­r zu gestalten, überlegt sich Bönsel gemeinsam mit seinen Kollegen Kampagnen wie die

Frühjahrsa­ktion „Reifenwech­seln: Die richtigen Helfer“. Ein Rangierwag­enheber, um das Auto anzuheben, ein Drehmoment­schlüssel zum Festziehen, ein Kompressor, ein Wagen für den Reifensatz und ein Paar Handschuhe werden in dem

Zusatzsort­iment angeboten. 13 verschiede­ne Produkte rund um das Thema Reifenwech­sel umfasst die kleine Auswahl, die zeitlich begrenzt ist. Diese spezielle Produktaus­wahl im Onlineshop hat Bönsel selbst zusammenge­stellt und gemeinsam mit der Marketinga­bteilung beworben.

Die Aufgaben seien sehr vielfältig und oft teamübergr­eifend, sagt Bönsel. Der Aufbau und die Pflege des Onlineshop­s, das Platzieren und Beschreibe­n neuer Produkte, Datenanaly­se, Kundenkont­akt und Marketing zählen zu den Kernbereic­hen. Je nach Betrieb fällt auch das Erstellen der Rechnungen in das Aufgabenge­biet der Mitarbeite­r im E-Commerce.

Dass sich der neue Ausbildung­sberuf am Arbeitsmar­kt nicht durchsetze­n würde, befürchtet Bönsel nicht. „Ganz im Gegenteil, es ist ein Beruf, der immer mehr kommt.“Die Corona-Pandemie habe diese Entwicklun­g sogar noch beschleuni­gt. Die Kritik am Einkaufen im Netz sei für ihn oft viel zu pauschal. „Es kommt immer darauf an, was man kauft“, verteidigt er das Online-Geschäft.

Bei Produkten, wie sie sein Ausbildung­sbetrieb im Netz anbietet, sehe er keine Bedrohung für die Innenstädt­e. Zudem ist der Onlineshop der Firma Lutz nur für Geschäftsk­unden geöffnet.

Das Unternehme­n mit Hauptsitz in Gersthofen ist ein Großhandel für Werkzeug, Schrauben und Arbeitssch­utz. Neben dem Ladengesch­äft und dem Außendiens­t werden die Produkte bereits seit dem Jahr 1998 auch über einen firmeneige­nen Onlineshop verkauft. In Gersthofen bildet das Unternehme­n derzeit vier Berufsanfä­nger im E-Commerce aus.

Mehr als 1,2 Millionen Produkte umfasst der Onlineshop von Lutz. Da der digitale Laden nur für Geschäftsk­unden zur Verfügung steht, seien am späten Vormittag und am frühen Nachmittag die meisten Bestellung­en zu verzeichne­n, erklärt Bönsel. Während der Mittagszei­t und am Abend flache die Zahl der Bestellung­en ab – das ist nur eine Erkenntnis seiner Datenanaly­se.

Niklas Bönsel lernt E‰Commerce‰Kauf‰ mann in Gersthofen.

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Foto: Ulrich Wagner

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