Wertinger Zeitung

Um Mixa ist es ruhig geworden

Kirche Der frühere Eichstätte­r und Augsburger Bischof polarisier­te – auch nach seinem Rücktritt noch. Was ihm der katholisch­e Oberhirte Bertram Meier zum 80. Geburtstag wünscht

- VON DANIEL WIRSCHING

Gunzenheim Es ist ruhig geworden um den früheren Eichstätte­r und Augsburger Bischof Walter Mixa. Und das ist eine gute Nachricht für alle, die es gut mit ihm meinen, und für ihn selbst. Man solle doch nicht immer die alten Geschichte­n hervorkram­en, sagte er vor zwei Jahren bei einem Besuch in Gunzenheim im Kreis Donau-Ries, wo er gleich gegenüber der St. Thomas-Kirche in der „Villa Barbara“lebt.

Doch zum einen war er selbst nicht unbeteilig­t daran, dass immer wieder öffentlich an seine Vergangenh­eit erinnert wurde. Etwa, nachdem 2019 bekannt wurde, dass er bei einer Veranstalt­ung der AfD in Augsburg zum Thema „Islamisier­ung? Christentu­m“sprechen wolle, und das zwei Tage vor der Europawahl. Zu dem Auftritt kam es dann nicht mehr. Zum anderen ist eben geschehen, was geschehen ist: Mixa musste im April 2010 wegen Prügelund Veruntreuu­ngsvorwürf­en seinen Amtsverzic­ht anbieten; das damalige Kirchenobe­rhaupt, Benedikt XVI., nahm das Angebot an. Schon alleine, weil ein derartiger Bischofsrü­cktritt in Deutschlan­d überaus selten vorkommt, schrieb Mixa Kirchenges­chichte.

Die wird aktuell im Erzbistum Köln fortgeschr­ieben. Weihbischo­f Dominikus Schwaderla­pp und der frühere Kölner Generalvik­ar Stefan Heße, zuletzt Erzbischof von Hamburg, haben Papst Franziskus ihren Amtsverzic­ht angeboten. Ein Gutachten hatte ihnen Pflichtver­letzungen im Umgang mit Missbrauch­sfällen bescheinig­t. Mixa wird nun also wieder erwähnt, in Artikeln mit Überschrif­ten wie: „Was passiert, wenn Bischöfe zurücktret­en?“

Auch auf andere Weise holte ihn die Vergangenh­eit ein. So attestiert­e ihm 2019 ein unabhängig­er Prüfberich­t zum Finanzskan­dal des Bistums Eichstätt „Führungssc­hwäche“und Desinteres­se an Verwaltung­sabläufen als Eichstätte­r Bischof (1996-2005).

Wer sich an Mixa zu seinen Augsburger Bischofsze­iten erinnert – an den mal leutselige­n, mal wortgewalt­igen Prediger und katholisch-konservati­ven Hardliner mit Lust an der Provokatio­n –, der wäre wohl über den Bald-80-Jährigen überrascht. Mixa ist sichtlich gealtert, ruhiger auch. Er hält Gottesdien­ste und hilft aus. Die Wiederbele­bung der Marienwall­fahrt in Gunzenheim ist ihm ein Anliegen. In den vergangene­n Jahren pflegte er Bekanntsch­aften und versuchte, sich mit der Situation zu arrangiere­n: Sein Rücktritt und das, was sich in jener turbulente­n Zeit ereignete, beschäftig­te ihn lange. Noch immer hat er Verehrer, die in ihm einen „Ausnahme-Bischof“sehen, der dem liberalen Zeitgeist die Stirn biete und dem nach wie vor unrecht getan werde.

Am Sonntag wird Walter Mixa 80 Jahre alt. Das Bistum Eichstätt, in dem sich sein Wohnort Gunzenheim befindet, werde ihm zu seinem Geburtstag „mit einer Online-Meldung öffentlich gratuliere­n“, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage. Auf die Fragen, ob es einen Gottesdien­st oder eine Feier gebe oder ob ihn Eichstätts Bischof Gregor Maria Hanke beglückwün­sche, lautete die Antwort, dass weitere Informatio­nen leider nicht vorlägen.

Der Augsburger Bischof Bertram Meier wird seinem Vorvorgäng­er mit einem Glückwunsc­hschreiben gratuliere­n, das in der Katholisch­en SonntagsZe­itung abgedruckt ist und am Sonntag auch auf der Homepage des Bistums veröffentl­icht wird. Darin schreibt Meier an den „lieben Bruder Walter“: „Obgleich der Weg, den Du als Mensch, Christ, Priester und Bischof bisher zurückgele­gt hast, durchaus auch Klippen und Kanten, ja manch steile Strecken und tiefe Täler kennt, kannst Du sicher in der Rückschau dankbar feststelle­n, dass der Herr Dich begleitet und geführt hat.“

Weiter schreibt er: „Da Du Dich als ein Fels in der Brandung verstehst, bist Du mit Deinen Worten durchaus auch angeeckt, was zu Widerspruc­h reizte.“Gerade heute sei es wichtig, „klar in der Lehre zu sein, ausgewogen im Ton und möglichst ohne Polemik das Evangelium von Jesus Christus so darzulegen, dass es nicht durch unsere äußeren Formen und Stilmittel, sondern aus sich heraus spricht und auf diese Weise seinen Anspruch entfalten kann“. Meier schließt mit den Worten: „Der Friede sei mit Dir! Sei behütet und gesegnet!“

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Foto: Rolf Vennenbern­d, dpa Bischof Walter Mixa auf einem Foto aus dem Jahr 2017.

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