Neues Programm für OnlineUnterricht
Microsoft Teams nur bis zum Ende des Schuljahres. Daten künftig besser geschützt?
Bildung
München Bayerische Schüler und Lehrer nutzen nach den Sommerferien eine neue Software für Videokonferenzen. Diese Nachricht, die in normalen Jahren vermutlich nur schulinterne Kreise bewegen würde, ist in Zeiten des CoronaDistanzunterrichts mit all seinem Streit über Lernplattformen ein öffentlichkeitswirksames Politikum. Visavid heißt das neue Programm, es kommt vom bislang eher unbekannten Unternehmen Auctores mit Sitz in Neumarkt in der Oberpfalz.
Dass es im September mit dem Distanzunterricht ganz vorbei ist, damit rechnet man im Kultusministerium offenbar nicht: „Ab dem Schuljahr 2021/22 werden Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte für den digitalen Unterricht das Videokonferenztool Visavid nutzen“, heißt es von dort. „Visavid ist ein benutzerfreundliches, maßgeschneidertes und datenschutzkonformes Videokonferenztool für unsere Schulen“, sagt Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler).
Es soll Programme wie das besonders umstrittene, aber weit verbreitete Microsoft Teams beerben. Der MS-Teams-Vertrag wird zwar verlängert,
Schüler arbeiten bisher mit mehreren Programmen. aber nur bis zum Ende des Schuljahres. Microsoft-Produkte stehen bei Datenschützern regelmäßig in der Kritik, in erster Linie, weil Produkte der Firma teilweise Daten auf Servern in den USA verarbeiten. Dort gelten meist wesentlich laxere Datenschutz-Vorschriften als in der EU – bei sensiblen Schülerdaten ein besonders großes Problem. Nun stehe Schulen „eine mehrmonatige Übergangszeit zur Verfügung, in der sie sich auf ihre künftige Videokonferenzlösung einstellen können“, betonte Piazolo. Daneben kommen weitere Programme wie Mebis zum Einsatz, das mehrmals mit landesweiten Abstürzen in die Schlagzeilen geraten war.
Das Kultusministerium hatte den Auftrag für ein neues Programm im November EU-weit ausgeschrieben. Zehn Firmen bewarben sich. Am Ende erhielt die bayerische Firma den Zuschlag. „Neben der Videokonferenz-Funktion im sicheren virtuellen Meetingraum erlaubt Visavid während der Sitzung LiveChat, Datei-Austausch und ScreenSharing zur Präsentation von Materialien“, heißt es vom Anbieter Auctores. Die Daten würden ausschließlich auf europäischen Servern verarbeitet. Die Teilnahme an Konferenzen sei über den Browser möglich, Schüler ohne entsprechendes Endgerät könnten sich zusätzlich mit dem Telefon einwählen.
Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV), begrüßt die Einführung von Visavid – und hofft, dass es den Bedürfnissen der Schulen laufend angepasst wird. „Es ist gut, dass mit Visavid ein Programm zur Verfügung steht, das hohen Datenschutz garantiert“, sagte sie unserer Redaktion. Unklar sei noch, inwieweit Visavid mit Mebis verbunden werden könne. Erfreulich sei, dass Visavid ersten Reaktionen zufolge bedienungsfreundlich sei. Das sei gerade für den Einsatz in Grundschulen essenziell.