Wertinger Zeitung

Neues Programm für Online‰Unterricht

Microsoft Teams nur bis zum Ende des Schuljahre­s. Daten künftig besser geschützt?

- VON PHILIPP WEHRMANN

Bildung

München Bayerische Schüler und Lehrer nutzen nach den Sommerferi­en eine neue Software für Videokonfe­renzen. Diese Nachricht, die in normalen Jahren vermutlich nur schulinter­ne Kreise bewegen würde, ist in Zeiten des CoronaDist­anzunterri­chts mit all seinem Streit über Lernplattf­ormen ein öffentlich­keitswirks­ames Politikum. Visavid heißt das neue Programm, es kommt vom bislang eher unbekannte­n Unternehme­n Auctores mit Sitz in Neumarkt in der Oberpfalz.

Dass es im September mit dem Distanzunt­erricht ganz vorbei ist, damit rechnet man im Kultusmini­sterium offenbar nicht: „Ab dem Schuljahr 2021/22 werden Schülerinn­en und Schüler sowie Lehrkräfte für den digitalen Unterricht das Videokonfe­renztool Visavid nutzen“, heißt es von dort. „Visavid ist ein benutzerfr­eundliches, maßgeschne­idertes und datenschut­zkonformes Videokonfe­renztool für unsere Schulen“, sagt Kultusmini­ster Michael Piazolo (Freie Wähler).

Es soll Programme wie das besonders umstritten­e, aber weit verbreitet­e Microsoft Teams beerben. Der MS-Teams-Vertrag wird zwar verlängert,

Schüler arbeiten bisher mit mehreren Programmen. aber nur bis zum Ende des Schuljahre­s. Microsoft-Produkte stehen bei Datenschüt­zern regelmäßig in der Kritik, in erster Linie, weil Produkte der Firma teilweise Daten auf Servern in den USA verarbeite­n. Dort gelten meist wesentlich laxere Datenschut­z-Vorschrift­en als in der EU – bei sensiblen Schülerdat­en ein besonders großes Problem. Nun stehe Schulen „eine mehrmonati­ge Übergangsz­eit zur Verfügung, in der sie sich auf ihre künftige Videokonfe­renzlösung einstellen können“, betonte Piazolo. Daneben kommen weitere Programme wie Mebis zum Einsatz, das mehrmals mit landesweit­en Abstürzen in die Schlagzeil­en geraten war.

Das Kultusmini­sterium hatte den Auftrag für ein neues Programm im November EU-weit ausgeschri­eben. Zehn Firmen bewarben sich. Am Ende erhielt die bayerische Firma den Zuschlag. „Neben der Videokonfe­renz-Funktion im sicheren virtuellen Meetingrau­m erlaubt Visavid während der Sitzung LiveChat, Datei-Austausch und ScreenShar­ing zur Präsentati­on von Materialie­n“, heißt es vom Anbieter Auctores. Die Daten würden ausschließ­lich auf europäisch­en Servern verarbeite­t. Die Teilnahme an Konferenze­n sei über den Browser möglich, Schüler ohne entspreche­ndes Endgerät könnten sich zusätzlich mit dem Telefon einwählen.

Simone Fleischman­n, Präsidenti­n des Bayerische­n Lehrer- und Lehrerinne­nverbands (BLLV), begrüßt die Einführung von Visavid – und hofft, dass es den Bedürfniss­en der Schulen laufend angepasst wird. „Es ist gut, dass mit Visavid ein Programm zur Verfügung steht, das hohen Datenschut­z garantiert“, sagte sie unserer Redaktion. Unklar sei noch, inwieweit Visavid mit Mebis verbunden werden könne. Erfreulich sei, dass Visavid ersten Reaktionen zufolge bedienungs­freundlich sei. Das sei gerade für den Einsatz in Grundschul­en essenziell.

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Symbolfoto: U. Wagner

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