Wertinger Zeitung

Der FCA am Boden

Bundesliga In der bedeutungs­vollen Partie gegen den 1. FC Köln präsentier­t sich der FC Augsburg in Hälfte eins wie ein Absteiger. Zukunft von Trainer Herrlich scheint nun offen

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Über die Bedeutung dieser Partie ist viel geredet worden. Weil der FC Augsburg in den vergangene­n Wochen mehrmals Gelegenhei­ten liegen ließ, sich entscheide­nd von der Abstiegszo­ne zu entfernen, stand er gegen den 1. FC Köln gehörig unter Druck. FCA-Sport-Geschäftsf­ührer Stefan Reuter hatte von einem „Sechs-Punkte-Spiel“gesprochen. Den Spielern scheinen weder er noch Trainer Heiko Herrlich vermittelt zu haben, was auf dem Spiel steht. Anders war der leidenscha­ftslose Auftritt des FCA in der ersten Hälfte nicht zu erklären.

Nach der 2:3 (0:3)-Niederlage gegen den direkten Konkurrent­en ist Augsburg nicht nur mitten drin im Abstiegska­mpf, sogar ein Verbleib des Trainers scheint nun fraglich. Womöglich sehen sich die Verantwort­lichen um Präsident Klaus Hofmann noch an diesem Wochenende zum Handeln gezwungen, um den Abwärtstre­nd in den letzten drei Bundesliga­partien noch aufzuhalte­n.

Vor der Partie gegen Köln verordnete sich Trainer Herrlich Rotation. Gegenüber der Niederlage in Frankfurt veränderte der 49-Jährige seine Startforma­tion auf etlichen Positionen, lediglich Torwart Rafal Gikiewicz, Innenverte­idiger Reece Oxford und Mittelfeld­spieler Carlos Gruezo blieben erhalten. Unter anderem stand Alfred Finnbogaso­n erstmals seit Mitte Januar vom Anpfiff weg auf dem Platz, gegen Frankfurt hatte er die Chance zum Anschlusst­reffer mit einem vergebenen Strafstoß kläglich vergeben.

Auch gegen Köln sollte Finnbogaso­n nicht treffen, weil er ebenso wie seine Mitspieler in der ersten Hälfte nichts Erbauliche­s zustande brachte. Wie gefälliges Passspiel und Torgefahr aussehen, verdeutlic­hten hingegen die Gäste. Nach dem Erfolg gegen RB Leipzig witterten sie ihre Chance, in Augsburg den nächsten Schritt zum Klassenerh­alt zu machen. Zudem zeigten die Kölner, dass man dabei auch spielerisc­h überzeugen kann, nicht nur kämpferisc­h. Ellyes Skhiri flankte unbedrängt in den Strafraum, Ondrej Duda vollendete volley per Traumtor zur frühen Führung (8.).

Wer glaubte, wenigstens in Rückstand würden sich die Augsburger ihrer Lage bewusst, sah sich getäuscht. Ohne in irgendeine­r Form Druck auf die Ball führenden Spieler zu erzeugen, ließen die FCA-Profis die Kölner gewähren. Welche Folgen das haben würde, war absehbar. 20 Mal schoben sich die Gäste den Ball zu, ehe sie das 2:0 durch Florian Kainz erzielten (23.).

FCA-Trainer Herrlich war die Fassungslo­sigkeit ob der Leistung seiner Mannschaft anzusehen, Sorgenfalt­en zerfurchte­n sein Gesicht, während er meist ohne Regung das Treiben auf dem Platz verfolgte. Und es kam noch schlimmer für ihn. Nach einem Querpass von Marius Wolf schnürte Duda den Doppelpack, oben rechts schlug der Ball zum 0:3 ein (33.). Unmittelba­r vor und nach dem Seitenwech­sel tauschte Herrlich Personal aus, Jan Moravek, Robert Gumny und Fredrik Jensen kamen ins Spiel.

Gumny sollte sogleich in Erscheinun­g treten, mit seinem Treffer zum 1:3 hauchte er dem FCA Leben ein. Sein Tor war der Lohn einer aktiven Phase nach der Pause. Jensen und Gumny sorgten auf der rechten Angriffsse­ite für viel Betrieb. Nicht zufällig entsprang der Augsburger Anschlusst­reffer einer Vorarbeit Jensens. Ruben Vargas sprintete dem Ball entgegen und verwandelt­e aus kurzer Distanz zum 2:3 (62.).

Bei den Augsburger­n kehrte der Glaube zurück, trotz der katastroph­alen ersten Hälfte noch Zählbares in dieser Partie mitzunehme­n. Köln wankte nun, während der FCA dem Ausgleich immer näher kam. Nach einem Kopfball von Gumny hatten die Augsburger den Torschrei bereits auf den Lippen, Skhiri verhindert­e mit einer Rettungsak­tion auf der Torlinie allerdings noch das 3:3 (72.). Ein paar Minuten später setzte André Hahn den Ball nur knapp neben den linken Pfosten des Gästegestä­nges.

Die Kölner lauerten auf den einen Konter, mit dem sie die Partie entscheide­n konnten; die Augsburger rannten mit Vehemenz an. Allerdings fehlte ihnen in den letzten Minuten der Partie die zündende Idee, die nun wieder dichter gestaffelt­en Kölner in Bedrängnis zu bringen. Die Hypothek der ersten Hälfte war dann doch zu groß.

Augsburg Gikiewicz – Framberger (42. Gumny), Oxford, Gouweleeuw, Iago – Gruezo, Strobl (42. Moravek) – Caligiuri (87. Richter), Vargas – Hahn, Finnbogaso­n (46. Jensen)

Köln T. Horn – Schmitz, Bornauw, Czichos, J. Horn (65. Katterbach) – Skhiri – Wolf, Duda, Hector, Kainz (69. Drexler) – An‰ dersson (79. Rexhbecaj)

Tore 0:1 Duda (8.), 0:2 Kainz (23.), 0:3 Duda (33.), 1:3 Gumny (55.), 2:3 Vargas (62.) Schiedsric­hter Petersen (Stuttgart)

 ?? Foto: Marcel Engelbrech­t, witters ?? Große Enttäuschu­ng beim FC Augsburg (am Boden Tobias Strobl) nach der Niederlage gegen den 1. FC Köln (links Torschütze Flo‰ rian Kainz). Augsburg befindet sich nun mitten im Abstiegska­mpf.
Foto: Marcel Engelbrech­t, witters Große Enttäuschu­ng beim FC Augsburg (am Boden Tobias Strobl) nach der Niederlage gegen den 1. FC Köln (links Torschütze Flo‰ rian Kainz). Augsburg befindet sich nun mitten im Abstiegska­mpf.

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