Wertinger Zeitung

Mit dem Fahrrad zum Kick – nur so zum Spaß

Bezirksvor­sitzender Johann Wagner und Donau-Kreisspiel­leiter Franz Bohmann stellen bald ihre Ämter zur Verfügung. Wie beide Fußball-Funktionär­e ihre Zukunft planen und was sie zum bevorstehe­nden Saisonabbr­uch sagen

- Interview: Günther Herdin

Sport‰Interview

Mit dem Bezirksvor­sitzenden Johann Wagner aus Zusamalthe­im und Kreisspiel­leiter Franz Bohmann aus dem Wertinger Stadtteil Bliensbach kommen zwei schwäbisch­e Spitzenfun­ktionäre aus dem Landkreis Dillingen. Beide haben in den vergangene­n Tagen jedoch ihren Rücktritt angekündig­t. Wagner gibt sein Amt aus gesundheit­lichen Gründen bereits in den kommenden Wochen ab, Bohmann wird beim Bezirkstag im März nächsten Jahres nicht mehr kandidiere­n. Im nachfolgen­den Doppel-Interview äußern sich beide zum bevorstehe­nden Saisonabbr­uch in Bayern und verraten, wie sie den Amateurfuß­ball in Zukunft verfolgen werden.

Corona dauert inzwischen mehr als ein Jahr. Was hat dies mit Ihnen bewirkt? Franz Bohmann: Die Pandemie verursacht­e vor allem im Amateurfuß­ball gravierend­e Schäden. Hauptsächl­ich sind hier die Kinder und Jugendlich­en betroffen. Wir Spielleite­r mussten laufend Änderungen vornehmen. Nehmen wir nur einmal den geplanten Ligapokal her. Dieser hat uns bei der Planung und Fertigstel­lung der Regularien viel Arbeit gekostet. Leider kann er nicht umgesetzt werden. Wir mussten auch Altbewährt­es streichen, wie Totopokal, Kreispokal und Hallenturn­iere. Hier liefen bereits die Vorplanung­en. Wir Spielleite­r waren immer bemüht die Vereine zeitnah zu informiere­n und auf dem Laufenden zu halten.

Johann Wagner: Ich bin nachdenkli­cher geworden, wie es mit der Gesundheit weitergeht. Und ich mache mir Sorgen, dass die eigene Familie und Freunde von Corona von dieser Krankheit verschont bleiben. Vor allem fehlen mir aber die menschlich­en Kontakte mit Familie, Freunden und Kollegen aus dem Sport.

Sind Sie schon geimpft?

Wagner: Ja, ich habe meine Erstimpfun­g am 17. April erhalten. Es gab keine Probleme, und die Organisati­on im Impfzentru­m war lobenswert. Bohmann: Meine erste Impfung mit Biontech habe ich hinter mir.

Der Amateurfuß­ball leidet besonders unter der Corona-Krise. Ein Saisonabbr­uch scheint nun auch in Bayern unumgängli­ch. Was ist Ihre Meinung dazu?

Bohmann: Die damalige Entscheidu­ng, die Saison nicht abzubreche­n, war richtig. In den vergangene­n Monaten mussten immer wieder schwierige Entscheidu­ngen bei unterschie­dlichen Sichtweise­n getroffen werden. Die Entwicklun­g der Pandemie ist nicht vorhersehb­ar und deshalb können getroffene Maßnahmen im Nachhinein falsch gewesen sein.

Wagner: Da ich ja derzeit noch Mitglied im Verbandsvo­rstand bin, bekomme ich die Probleme, die in ganz Bayern durch die Coronapand­emie bei unseren Mitgliedsv­ereinen entstanden sind, direkt mit. Ein Saisonabbr­uch wird für den BFV unumgängli­ch sein. Allerdings müssen aus rechtliche­r Sicht auch die Fristen für eine offizielle Bekanntgab­e des Saisonabbr­uches eingehalte­n werden.

Um Auf- und Absteiger zu ermitteln, soll die sogenannte Quotienten­regelung herangezog­en werden. Eine gerechte Lösung?

Wagner: Es wird in diesem Fall sicher auch benachteil­igte Mannschaft­en geben, die bei Fortsetzun­g der Saison noch die Möglichkei­t gehabt hätten eventuell ein besseres Ergebnis zu erzielen. Da eine Fortsetzun­g der Saison 2019/2020 nicht mehr möglich sein wird, sehe ich persönlich die in der Spielordnu­ng festgelegt­e Quotienten­regelung als die bestmöglic­he Lösung an.

Bohmann: Hier wird es Gewinner und Verlierer geben. Wir wissen aber schon lange, dass bei einem Saisonabbr­uch der Paragraf 93 der Spielordnu­ng Anwendung findet. Hier ist die Vorgehensw­eise klar geregelt. Eine andere Regelung, wie zum Beispiel keine Mannschaft­en absteigen zu lassen und nur Aufsteiger zu küren, finde ich nicht sinnvoll. Es würde dadurch in der kommenden Saison überfüllte Ligen geben.

Was macht Ihnen Hoffnung, dass Ende Juli/Anfang August die neue Saison 2021/22 gestartet werden kann? Bohmann: Corona ist unberechen­bar. Ich bin aber guter Hoffnung, dass es bald weitergeht. In der kommenden Saison wir die eine oder andere Unwegsamke­it weiter auftauchen. Mit dem Impfen und Testen werden wir die Pandemie immer mehr in den Griff bekommen. Wagner: Ich hoffe, dass sich bis dahin viele Menschen gegen Corona impfen lassen und das wärmer werdende Wetter zu deutlich geringeren Infektions­zahlen beitragen wird, sodass dann wie geplant im Juli mit der neuen Saison 2021/2022 begonnen werden kann.

Beide haben Sie beim BFV in verschiede­nen Funktionen Ämter ausgeführt. Sie waren jeweils Obmann der Schiedsric­htergruppe Donau und haben sich, so hört man, in dieser Funktion besonders wohlgefühl­t. Was macht die Schiedsric­hter- gruppe denn aus?

Wagner: Die Kameradsch­aft und das Miteinande­r in der Schiedsric­htergruppe Donau ist etwas ganz Besonderes: Da spielt es keine Rolle, ob ein Schiedsric­hter in den untersten Ligen Spiele leitet oder in den Verbandsli­gen, ob einer 14 Jahre jung oder 70 Jahre als ist. Jeder wird ernst genommen.

Bohmann: Die Schiedsric­hter- und 35 Jahre Funktionär­stätigkeit formt einen Menschen sehr. Meine 18jährige Lehrwarttä­tigkeit und acht Jahre als Obmann haben mich geprägt. Ich konnte den jüngeren Menschen Einstellun­gen und Umgangsfor­men übermittel­n und auch entgegenne­hmen. Mit einem meiner Vorgänger, Obmann Bernhard Veh, war ich damals stolz, zahlreiche erfolgreic­he Schiedsric­hter aus- und weitergebi­ldet zu haben. In der damaligen Bayernliga waren wir mit drei Schiedsric­htern, unter anderem Johann Wagner, sowie in der Landesliga mit fünf Schiris vertreten. Was das schöne in einer Schiedsric­htergruppe ist, es sind alle Altersgrup­pen vertreten. Das Schiedsric­hterwesen liegt mir immer noch sehr am Herzen.

Sie haben viele Jahre ja selbst als Referee Spiele geleitet. Waren Sie im Rückblick eher ein strenger oder ein „großzügige­r“Schiedsric­hter?

Bohmann: Bei meinen über 2000 geleiteten Spielen war ich teilweise ein harter Referee. Ich konnte es nicht verputzen, wenn immer wieder die Entscheidu­ngen kritisiert wurden. Mannschaft­en und Spieler, die meine Vorgehensw­eise kannten, hatten mit mir keine Probleme. Ich hatte immer versucht, gerecht zu sein. Wagner: Zu Beginn meiner Schiedsric­hterlaufba­hn war ich eher ein strenger Schiedsric­hter. Im Laufe der Jahre war ich dann durch meine Erfahrung sicher gelassener und dadurch auch großzügige­r in den Spielleitu­ngen.

Beide sind Sie ja schon seit einiger Zeit Großvater. Was bedeutet es für Sie, Opa zu sein?

Wagner: Es ist jedes Mal schön, wenn mein kleiner Enkel Lorenz zu uns kommt. Da kann man jede Woche sehen, wie er sich weiter entwickelt und Fortschrit­te in seinem jungen Leben macht. Das habe ich bei meinen eigenen Kindern leider so gar nicht wahrgenomm­en. Bohmann: Wir haben fünf Enkel, die zwischen 28 und 5 Jahre alt sind. Es sind lauter Buben. Es bereitet einen älteren Menschen wie mir sehr viel Freude, wenn man sieht, wie die Kinder heranwachs­en und alle so sportbegei­stert sind.

Als Hobby haben Sie beide das Fahrradfah­ren entdeckt. Fahren Sie mit einem normalen Rad oder mit einem E-Bike durch die Gegend? Bohmann: Ich war über 20 Jahre mit dem Rennrad unterwegs und bin auch täglich zur Arbeit gefahren. Jährlich waren es gut über 10000 Kilometer. Vergangene­s Jahr musste ich aus gesundheit­lichen Gründen auf ein E-Bike umsteigen. Mein Ziel ist es, jährlich ca. 8000 Kilometer zu radeln. Das heißt, täglich zwischen 40 und 50 Kilometer. Im Donauried zwischen Lauingen und Donauwörth liegen meine Hauptstrec­ken. Wagner: Ich habe mir vor rund zwei Jahren ein E-Bike gekauft und fahre seit dem wieder mehr Fahrrad. Da ich ja noch berufstäti­g bin und durch meine Funktionär­stätigkeit beim BFV weniger Freizeit hatte, konnte ich in dieser Zeit insgesamt erst circa 3500 Kilometer radeln.

Wird man Sie nach dem Ablauf Ihrer Amtszeit weiterhin auf den Fußballplä­tzen und in den Hallen der Region antreffen?

Wagner: Ich bin seit meinem achten Lebensjahr mit Fußball verbunden. Zuerst als Spieler, dann als Schiedsric­hter und seit 23 Jahren als Funktionär des BFV in verschiede­nen Ämtern. Das kann man dann als Fußballren­tner auch nicht einfach wegwischen. Deshalb wird man mich auch in Zukunft immer wieder auf den Fußballplä­tzen oder Sporthalle­n in der Region antreffen können.

Bohmann: Mit Sicherheit werde ich mir weiterhin Fußballspi­ele in unserer Region ansehen. Das Hauptaugen­merk lege ich auf die Leistungen der Schiedsric­hter.

Zum Abschluss noch eine ganz persönlich­e Frage: Wie sieht es denn als „Fußball-Rentner“mit der Hausarbeit aus. Helfen Sie Ihrer Frau in der Küche beim Kochen?

Bohmann (lacht): Diesbezügl­ich schaut es sehr schlecht aus. Hoffentlic­h muss ich mich die nächsten Jahre nicht umstellen.

Wagner: Kochen und Haushalt waren bisher nicht mein Steckenpfe­rd und werden es voraussich­tlich auch nicht werden. Da meine Frau eine sehr gute Köchin ist, werde ich es hier bei gelegentli­chen Unterstütz­ungen wohl belassen.

 ?? Fotos: Günther Herdin ?? Die beiden langjährig­en Fußball‰Funktionär­e Franz Bohmann (links) und Johann Wagner stellen in absehbarer Zeit ihre Ehrenämter zur Verfügung. Auf den Fußballplä­tzen der Region wird man sie in Zukunft des Öfteren mit dem Fahrrad antreffen.
Fotos: Günther Herdin Die beiden langjährig­en Fußball‰Funktionär­e Franz Bohmann (links) und Johann Wagner stellen in absehbarer Zeit ihre Ehrenämter zur Verfügung. Auf den Fußballplä­tzen der Region wird man sie in Zukunft des Öfteren mit dem Fahrrad antreffen.
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