Warum noch bücken?
Hochbeete erobern die Gärten – und werden bleiben. Die Kiste hat einfach zu viele Vorteile! PRO
Das Hochbeet zählt zu den Erfindungen, bei denen man sich denkt: Warum eigentlich erst jetzt? Wobei man den Satz natürlich fortführen muss: Warum erst jetzt überall? Denn die Idee, Gemüse praktisch und schön eingerahmt auf Hüfthöhe anzupflanzen, ist kein Geistesblitz eines hippen Gartendesigners, sondern eine der ältesten, die Gemüsebauern je hatten: In China säten sie schon vor Tausenden von Jahren Pflanzen in sogenannten Hügelbeeten an, die Ränder schön festgeklopft. Die Azteken errichteten ihre „Chinampas“in Sumpf- und Seegebieten, befestigten sie mit geflochtenem Schilf, füllten sie mit fruchtbarem Schlamm…
... und nun also auch die deutschen Gärtner. Hochbeete sind der Trend der vergangenen Jahre, lang noch nicht am kippen, im Gegenteil. Das Angebot wächst, gedüngt durch stetige Nachfrage: vom Billig-BeetBausatz aus dem Discounter übers fahrbare Modell aus Stahl bis hin zur imposanten Edelvariante aus dicken Lärchenholzbohlen. Die Preisspanne dementsprechend weit: von 30 Euro aufwärts bis über 1000.
Die Vorteile aber sind im Luxuswie im simplen Einsteigermodell die gleichen: Mehr Ernte, frühere Ernte, bessere Ernte! Außerdem: Alles geht leichter, wobei das für Doris Kampas eher ein Nebeneffekt ist. Die Österreicherin zählt zu denen, die dem Trend hier einen kräftigen Schubs verliehen haben! Vor 14 Jahren entwickelte sie ein erstes HolzHochbeet mit einer Werkstatt, gründete ihre eigene Gartenfirma. Mittlerweile ist sie auch Bestsellerautorin mit ihrem Buch „Das unglaubliche Hochbeet“, bislang etwa 30 000 verkaufte Exemplare.
Der entscheidende Erfolgsfaktor also, der den Garten in der Kiste wohl doch nicht nur zum vorübergehenden Lifestyle-Gartenobjekt macht: Es ist ein platzsparendes Nebenbei-Beet, sogar balkongeeignet, mit dem sich dennoch große ErnteErfolge erzielen lassen – und zwar bis in den Winter hinein. „Es ist alles sehr überschaubar, einige Minuten Pflege pro Tag. Und die schwere Arbeit, zum Beispiel das Umgraben des Gemüsebeets, fällt weg“, sagt Doris Kampas. Wo das normale Bodenbeet ebenfalls nur schwer mithalten kann: Weniger Schädlinge, dank Höhe. So eine Wand muss die Schnecke erst einmal packen. Und: perfektes fruchtbares Mikroklima! Das entsteht, umgeben von wärmenden Wänden, durch den Aufbau aus verschiedenen Materialien, unten beginnend mit Strauch- und Baumschnitt, dann Schichten von Grasschnitt, Kompost und Laub und zuletzt gute torffreie (Bio-) Erde. „Die Wurzeln können dadurch gut nach unten wachsen, das geht auf verdichtetem Gartenboden oft gar nicht.“
Klingt nach Kinderspiel, Fehler aber hat auch Doris Kampas einige gemacht. „Die müssen dafür andere jetzt nicht wiederholen.“Ihr erstes Hochbeet habe sie mit ihrem Mann aus Fichtenlatten gebaut und ungeschützt direkt auf die Erde gestellt, das sei in kürzester Zeit verrottet. Wovor sie nun zum Beispiel auch warnt: Im Übermut zu dicht säen, den Bodenaushub für die Füllung verwenden, weil man sich da auch gerne Unkraut und Schneckeneier in die Kiste holt (meist auch nicht beste Erde), oder die Wühlmäuse unterschätzen. Für die ist das Hochbeet sozusagen das Paradies, nie daher am trennenden Gitter sparen.
Was Doris Kampas Einsteigern raten würde: Nicht gleich mit Kohlgewächsen beginnen. Zu viele Schädlinge haben es darauf abgesehen, Kohlweißling oder Erdflöhe zum Beispiel. Ernteglück für Anfänger versprechen hingegen Radieschen, Tomaten, Paprika, Lauch oder Gurken. „Und Karotten, die sehen auch toll aus, spalten sich nicht auf, weil sie nach unten Platz zum Wachsen haben.“Für die verschiedenen Ansprüche hat sie Themenbeete entwickelt (siehe rechts): Pizza-Pasta-Hochbeet, SmoothieHochbeet, eines für Kinder. Egal welche Mischung – für keines jedenfalls muss man sich mehr krumm machen. Stefanie Wirsching