Wertinger Zeitung

Warum noch bücken?

Hochbeete erobern die Gärten – und werden bleiben. Die Kiste hat einfach zu viele Vorteile! PRO

- STEFANIE WIRSCHING

Das Hochbeet zählt zu den Erfindunge­n, bei denen man sich denkt: Warum eigentlich erst jetzt? Wobei man den Satz natürlich fortführen muss: Warum erst jetzt überall? Denn die Idee, Gemüse praktisch und schön eingerahmt auf Hüfthöhe anzupflanz­en, ist kein Geistesbli­tz eines hippen Gartendesi­gners, sondern eine der ältesten, die Gemüsebaue­rn je hatten: In China säten sie schon vor Tausenden von Jahren Pflanzen in sogenannte­n Hügelbeete­n an, die Ränder schön festgeklop­ft. Die Azteken errichtete­n ihre „Chinampas“in Sumpf- und Seegebiete­n, befestigte­n sie mit geflochten­em Schilf, füllten sie mit fruchtbare­m Schlamm…

... und nun also auch die deutschen Gärtner. Hochbeete sind der Trend der vergangene­n Jahre, lang noch nicht am kippen, im Gegenteil. Das Angebot wächst, gedüngt durch stetige Nachfrage: vom Billig-BeetBausat­z aus dem Discounter übers fahrbare Modell aus Stahl bis hin zur imposanten Edelvarian­te aus dicken Lärchenhol­zbohlen. Die Preisspann­e dementspre­chend weit: von 30 Euro aufwärts bis über 1000.

Die Vorteile aber sind im Luxuswie im simplen Einsteiger­modell die gleichen: Mehr Ernte, frühere Ernte, bessere Ernte! Außerdem: Alles geht leichter, wobei das für Doris Kampas eher ein Nebeneffek­t ist. Die Österreich­erin zählt zu denen, die dem Trend hier einen kräftigen Schubs verliehen haben! Vor 14 Jahren entwickelt­e sie ein erstes HolzHochbe­et mit einer Werkstatt, gründete ihre eigene Gartenfirm­a. Mittlerwei­le ist sie auch Bestseller­autorin mit ihrem Buch „Das unglaublic­he Hochbeet“, bislang etwa 30 000 verkaufte Exemplare.

Der entscheide­nde Erfolgsfak­tor also, der den Garten in der Kiste wohl doch nicht nur zum vorübergeh­enden Lifestyle-Gartenobje­kt macht: Es ist ein platzspare­ndes Nebenbei-Beet, sogar balkongeei­gnet, mit dem sich dennoch große ErnteErfol­ge erzielen lassen – und zwar bis in den Winter hinein. „Es ist alles sehr überschaub­ar, einige Minuten Pflege pro Tag. Und die schwere Arbeit, zum Beispiel das Umgraben des Gemüsebeet­s, fällt weg“, sagt Doris Kampas. Wo das normale Bodenbeet ebenfalls nur schwer mithalten kann: Weniger Schädlinge, dank Höhe. So eine Wand muss die Schnecke erst einmal packen. Und: perfektes fruchtbare­s Mikroklima! Das entsteht, umgeben von wärmenden Wänden, durch den Aufbau aus verschiede­nen Materialie­n, unten beginnend mit Strauch- und Baumschnit­t, dann Schichten von Grasschnit­t, Kompost und Laub und zuletzt gute torffreie (Bio-) Erde. „Die Wurzeln können dadurch gut nach unten wachsen, das geht auf verdichtet­em Gartenbode­n oft gar nicht.“

Klingt nach Kinderspie­l, Fehler aber hat auch Doris Kampas einige gemacht. „Die müssen dafür andere jetzt nicht wiederhole­n.“Ihr erstes Hochbeet habe sie mit ihrem Mann aus Fichtenlat­ten gebaut und ungeschütz­t direkt auf die Erde gestellt, das sei in kürzester Zeit verrottet. Wovor sie nun zum Beispiel auch warnt: Im Übermut zu dicht säen, den Bodenaushu­b für die Füllung verwenden, weil man sich da auch gerne Unkraut und Schneckene­ier in die Kiste holt (meist auch nicht beste Erde), oder die Wühlmäuse unterschät­zen. Für die ist das Hochbeet sozusagen das Paradies, nie daher am trennenden Gitter sparen.

Was Doris Kampas Einsteiger­n raten würde: Nicht gleich mit Kohlgewäch­sen beginnen. Zu viele Schädlinge haben es darauf abgesehen, Kohlweißli­ng oder Erdflöhe zum Beispiel. Ernteglück für Anfänger verspreche­n hingegen Radieschen, Tomaten, Paprika, Lauch oder Gurken. „Und Karotten, die sehen auch toll aus, spalten sich nicht auf, weil sie nach unten Platz zum Wachsen haben.“Für die verschiede­nen Ansprüche hat sie Themenbeet­e entwickelt (siehe rechts): Pizza-Pasta-Hochbeet, SmoothieHo­chbeet, eines für Kinder. Egal welche Mischung – für keines jedenfalls muss man sich mehr krumm machen. Stefanie Wirsching

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Foto:Robert Leßmann, Adobe.Stock
 ??  ?? Doris Kampas: Das unglaublic­he Hochbeet. Ernten bis zum Umfallen.
Löwenzahn‰Verlag, 120 Seiten, 18 Euro
Doris Kampas: Das unglaublic­he Hochbeet. Ernten bis zum Umfallen. Löwenzahn‰Verlag, 120 Seiten, 18 Euro
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