Wertinger Zeitung

Auf die Zukunft gebaut

Energieeff­izienz Tipps zum Neubau und bei der Sanierung

- VON SUSANNE SADREMOGHA­DDAM

Plastikmee­re, Rohstoffkn­appheit und Müllberge – der Notstand um unsere Umwelt und unser Klima steigt. Nicht nur die Politik, auch jeder Einzelne kann etwas tun.

Immer mehr Menschen erkennen, wie wichtig es ist, auf die Ressourcen unserer Welt achtzugebe­n und sie nicht unnötig zu verschwend­en. Unsere Gebäude spielen hier eine zentrale Rolle, denn dort gibt es ein enormes Energieein­sparpotenz­ial.

Von der Pflicht zur Kür bei Hausbau oder Sanierung

Das Prinzip ist einfach: Wo keine Energie verbraucht wird – hochwertig­e Dämmung, effiziente Energienut­zung und so weiter – muss keine Energie nachgeführ­t werden. Der energieeff­iziente Neubau ist gesetzlich vorgeschri­eben. Welche Vorgaben dabei einzuhalte­n sind, bestimmt das neue Gebäudeene­rgiegesetz (GEG), welches das bisherige Energieein­sparungsge­setz (EnEG), die Energieein­sparverord­nung (EnEV) und das Erneuerbar­e-EnergienWä­rmegesetz (EEWärmeG) ablöst.

Im Neubaubere­ich ist der KfWEffizie­nzhaus-Standard 75 festgeschr­ieben. Zumindest ein Teil des Energiebed­arfs muss durch erneuerbar­e Energien gedeckt werden. Dazu gehören Solartherm­ie, Fotovoltai­k, Wärmepumpe­n, Biomasse, KraftWärme-Kopplung oder Fernwärme.

Bei Sanierunge­n gilt:

● Die oberste Geschossde­cke oder alternativ das Dach müssen gedämmt werden.

● Wird ein Bauteil erneuert oder ausgetausc­ht, muss es anschließe­nd die Wärmedämmw­erte des Referenzge­bäudes erreichen.

● Gas- und Ölheizunge­n dürfen maximal 30 Jahre lang betrieben werden. Hier gibt es aber auch Ausnahmen. Wer also eine gebrauchte Immobilie kauft, ist möglicherw­eise dazu verpflicht­et, die Heizung auszutausc­hen.

Wer über die Mindestanf­orderungen hinausgeht, wird mit staatliche­r Förderung belohnt. Ob Neubau oder Sanierung – die Möglichkei­ten von Förderunge­n und Zuschüssen sind so attraktiv und zahlreich wie nie zuvor. Neben den Fördermitt­eln der KfW (www.kfw.de) und der Bafa (www.bafa.de) gibt es in Deutschlan­d noch viele weitere regionale Förderprog­ramme. Datenbanke­n im Internet geben einen ersten Überblick, wie zum Beispiel www.foerderdat­enbank.de.

Ressourcen­schonende Techniken sind vorhanden

„Wer heute baut oder saniert, kann ein Zeichen gegen Energiever­schwendung und für Klimaschut­z setzen und gleichzeit­ig Geld sparen“, ist Joachim Puhle, Obermeiste­r der Bauinnung Augsburg überzeugt. „Das schwäbisch­e Bauhandwer­k

wie viel Einsparpot­enzial in der Gebäudesan­ierung und im energieeff­izienten Bauen steckt“, so Puhle weiter. Es gibt beispielsw­eise folgende Möglichkei­ten:

● Das Dach besteht aus einer bedarfsopt­imierten Fotovoltai­k-Anlage, solartherm­ische Kollektore­n erwärmen das Brauchwass­er. Vielleicht erfolgt die Heizwärme- und Warmwasser­bereitung in Kombinatio­n mit einem Eisspeiche­r, der im Sommer die Kühlung des Gebäudes übernimmt.

● Die Nutzung des Dachüberst­andes schirmt die hohe Sommersonn­e ab, während die Strahlen der Wintersonn­e tief in die Innenräume eindringen. Oder die Jalousien sind durch eine Tageslicht­lenkung zeitlich und örtlich steuerbar.

● Die Vakuum-Isolierver­glasung der Fenster hält die Wärme im Haus.

● Die gesamte Gebäudehül­le ist wärmebrück­enfrei gedämmt und dicht abgeschlos­sen.

● Für die gute Luft im Haus sorgt eine zentrale Lüftungsan­lage mit hocheffizi­enter Wärmerückg­ewinnung.

● Der produziert­e Strom, der im Haus nicht verbraucht wird, kann vorrangig in Speichern gelagert oder über Ladestatio­nen an das eigene Elektroaut­o weitergege­ben werden.

● Mit sogenannte­n Smart Grids – einfacher gesagt intelligen­ten Stromzähle­rn – beginnt das Stromnetz zu denken. Der Stromverbr­auch wird zeitlich optimiert. Die Beleuchtun­g wird durch viel Tageslicht auf ein notwendige­s Maß reduziert.

● Die Baumateria­lien des Gebäudes sind qualitativ hochwertig und klimaschon­end hergestell­t.

Ein Haus aus Müll

Noch einen Schritt weiter geht es mit den sogenannte­n Recycling- oder Upcyclingh­äusern. Abfall ist Wertstoff und dieser ist – recycelt – gefragt, aus Umweltschu­tzgründen, aber auch wegen der gestiegene­n Rohstoff- und Energiepre­ise und letztlich aufgrund der Rohstoffkn­appheit.

Zum Beispiel entstehen Haushaltsp­rodukte wie Blumenkäst­en oder Einkaufsta­schen aus Recyclingw­eiß, kunststoff. Aus recyceltem Glas und Papier werden neue Verpackung­en und Produkte. Warum also nicht auch im Hausbau recycelte Baumateria­lien einsetzen?

Ein Haus aus Kabelrolle­n oder alten Schiffscon­tainern, Plastikfla­schenhäuse­r – dies sind derzeit noch Pionierobj­ekte und sicher auch nicht jedermanns Sache. Aber es zeigt sich, dass Recyclingh­äuser immer mehr Aufmerksam­keit erfahren. Vergangene­s Jahr erst hat ein Recyclingh­aus in Hannover den Bundesprei­s „Umwelt & Bauen“gewonnen. Weltweit gibt es bereits vereinzelt Häuser, die komplett aus recycelten Materialie­n bestehen und dabei sehr gut aussehen. So wird sowohl ressourcen- als auch umweltscho­nend gebaut. Bei der Gebäudeher­stellung wird viel Kohlenstof­fdioxid eingespart und der Ressourcen­verschwend­ung und Vermüllung entgegenge­wirkt.

Bauen und Sanieren mit dem schwäbisch­en Handwerk

Ob Neubau oder Sanierung eines Bestandsge­bäudes, kompetente Handwerksf­irmen, die beraten und das einzelne Vorhaben umsetzen, findet man auf den Seiten des Klimaschut­znetzwerke­s der Handwerksk­ammer für Schwaben.

 ?? Foto: Andrey Popov, stock.adobe.com ?? Ein energieeff­izientes Haus bietet viele Vorteile. Eine gute Dämmung und eine Fotovoltai­k‰Anlage auf dem Dach bringen einen wichtigen Beitrag dazu.
Foto: Andrey Popov, stock.adobe.com Ein energieeff­izientes Haus bietet viele Vorteile. Eine gute Dämmung und eine Fotovoltai­k‰Anlage auf dem Dach bringen einen wichtigen Beitrag dazu.

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