Bundespräsident zeichnet Grundschule aus
Bildung Da könnten andere Schulen ruhig spicken, meint Frank-Walter Steinmeier. Der Schulverband Holzwinkel und Altenmünster erlangt den zweiten Platz im Bundeswettbewerb
Altenmünster Hoher Besuch in der Grundschule Altenmünster – zumindest virtuell. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist ins Klassenzimmer geschaltet. Die Spannung steigt. Seit Monaten fiebert die Schulfamilie auf diesen Augenblick hin. Als der Bundespräsident Steinmeier das Evangelische Gymnasium Nordhorn (Niedersachsen) als Preisträger in der Kategorie „Tragfähige Netzwerke knüpfen“nennt, ist kurz ein enttäuschtes „ach, schade!“zu hören. Doch dann applaudierten die Schwaben den siegreichen Niedersachsen sportlich-fair.
Der Schulverband stand im Finale des Deutschen Schulpreises und erreichte den zweiten Platz. Wie in 17 anderen Schulen in ganz Deutschland – und sogar an der deutschen Auslandsschule in Kairo – hatte sich auch in Altenmünster ein coronakonform kleines Grüppchen vor einer Leinwand in einem großen Klassenzimmer eingefunden, um an der digitalen Preisverleihung teilzunehmen. Darunter Schulleiterin Ute Wiedemann, Julia und Georg aus der vierten Klasse sowie Vertreterinnen und Vertreter des Schulverbandes Holzwinkel und Altenmünster.
18 von 366 Schulen hatten es bis ins Finale geschafft. Sie traten in sieben verschiedenen Themenfeldern gegeneinander an. Dass der Schulverband bis hierher gekommen ist, hat gute Gründe. Im Bereich digitale Lernräume mit externen Partnern erschließen, lagen sie ganz vorne. Hier wird die Zusammenarbeit mit Eltern, Vereinen, Verbundschulen oder mit der Gemeinde seit Jahren groß geschrieben. In Zeiten von Corona profitieren die Grundschüler nun auch davon, dass moderne und mediale Unterrichtsmethoden ein wichtiger Faktor sind.
Altenmünsters Bürgermeister Mair hofft, dass sich einiges von dem, was sich in der Pandemiezeit entwickelt habe, auch in der Zukunft weiterführen lasse: „Ich wünsche mir besonders, dass wir das ehrenamtliche Engagement auch weiterhin nutzen können. Viele Helferinnen und Helfer sind begeistert von dem, was sie an der Schule tun.“Dieses Netzwerk aus Freiwilligen, die Einrichtung externer Klassenzimmer in Vereinsheimen und Bürgerhäusern sowie das seit vielen Jahren immer weiter ausgebaute digitale Konzept hatten den Schulverband bis in die Endausscheidung gebracht – „das besondere Finale eines besonderen Schulpreises“, wie Bundespräsident Steinmeier als Schirmherr des Preises in seiner Ansprache sagte.
„Die Pandemie hat ungeahnte kreative Stärken hervorgebracht“, lobte er den Einsatz der nominierten Schulen: „Die hier vorgestellten
Konzepte weisen über die Pandemie hinaus und sind geeignet, Schule auf lange Sicht besser zu machen. Ihre Arbeit ist nicht nur systemrelevant – sie ist zukunftsrelevant.“
Anders als bei Schulaufgaben gelte in diesem Fall: „Abgucken ist ausdrücklich erlaubt und sogar erwünscht.“Für Schulleiterin Ute Wiedemann wäre der erste Platz das I-Tüpfelchen gewesen. Dennoch sagt sie: „Ich bin stolz, dass wir überhaupt so weit gekommen sind.“Als einige Eltern sie im vergangenen Jahr ermutigt haben, sich zu bewerben, hätte sie von diesem Finale nicht einmal zu träumen gewagt. Nun darf sich der Schulverband über 5000 Euro von den Trägern des Preises, der Robert Bosch Stiftung und der Heidehof Stiftung, freuen. Der erste Preis war mit 10.000 Euro doppelt so hoch dotiert.
Bürgermeister Florian Mair, der die digitale Preisverleihung zusamFlorian men mit seinen Bürgermeisterkollegen Stefan Scheider aus Welden, Karl-Heinz Mengele aus Emersacker, Anton Gleich aus Bonstetten, Sebastian Bernhard aus Adelsried und Heinrich Jäckle aus Heretsried im Sitzungssaal des Rathauses Altenmünster verfolgte, zeigte sich erfreut über den „Zweiter-SiegerPlatz“, wie er sagte: „Wenn man bedenkt, wie lange wir schon am Medienkonzept arbeiten und was so ein kleiner Verbund aus Grundschulen wie der unsere aus eigener Kraft stemmt, ist das schon klasse.“
Mit je einem selbst gebastelten Buchstaben formten die 18 Finalisten bei der digitalen Preisverleihung schließlich den Satz: „Wir machen Schule!“
Altenmünster hatte das A zugeteilt bekommen und den Buchstaben aus Corona-Masken kreiert. „Das steht nicht nur für Altenmünster, sondern für den ganzen Schulverband“, sagte Schulleiterin Wiedemann.
Deshalb sollen die 5000 Euro für den Einzug ins Finale auch allen Schülerinnen und Schülern des Verbandes zugutekommen. Bürgermeister Mair würde die Summe gern in die digitale Ausstattung der Schulen investieren, während die Viertklässlerin Julia schon eine andere Idee hat: „Vielleicht könnte man damit den Pausenhof sanieren.“