Jagd nach dem fernen Klang
Schrekers Oper als Live-Mitschnitt
Dass sich gerade die Oper Frankfurt um die praktische Rehabilitation des einst verfemten Franz Schreker verdient gemacht hat, kommt ja nicht von ungefähr: Hier wurde ein Großteil seiner viel gespielten, unerhört erfolgreichen Opern uraufgeführt. Hier lag 1979 der Ausgangspunkt für soundsoviel Folge-Inszenierungen der Reanimation von Schrekers „Gezeichneten“(1918). Mittlerweile ist dort auch die Wiederbelebung von Schrekers Opern-Erstling „Der ferne Klang“(1912) erklungen und eine Aufnahme erhältlich, die ausgesprochen glücklich einen etwas unglücklichen Mitschnitt aus Hagen ablöst. Das Werk, beispielhaft gegeben auch 2010 in Augsburg, setzt den Typus der „Künstleroper“fort – auch mit auto- biografischen Hinweisen.
Der Komponist Fritz jagt dem ultimativen Klang nach – und vergisst darüber die Liebe. Als er das erkennt und gleichzeitig den fernen Klang hört, stirbt er – ohne ihn notiert zu haben. Dies aber hat zumindest Franz Schreker getan, und wieder kommt man aus dem Staunen ob seiner raffiniert-rauschhaften Harmonik und gleißenden Instrumentation nicht heraus. Die fatale Sehnsucht im Werk, dazu die tragische Hymnik, liegen beim Frankfurter Opernhausund Museumsorchester unter Sebastian Weigle in besten Händen; als Solisten nehmen insbesondere Ian Koziara (Fritz), Jennifer Holloway (Grete), aber auch Gordon Bittner in der Nebenrolle eines Grafen für sich ein. ★★★★✩