Stelen und Steine erinnern an Verstorbene
Friedhof Der Lauinger Stadtrat muss eine schwierige Entscheidung treffen: Wie sollen die Namen der Beerdigten bei Baumbestattungen künftig gekennzeichnet werden? Nach intensiver Debatte folgt eine ungewohnt knappe Abstimmung
Lauingen Solch knappe Entscheidungen sind im Lauinger Stadtrat eher selten: Mit elf zu zwölf Stimmen legte sich das Gremium am Dienstagabend endgültig auf ein Vorgehen bei der Namenskennzeichnung bei Baumbestattungen fest. Zuvor diskutierten die Räte intensiv. Sollten Stelen oder Steine auf den Friedhof? Und müssen die bestehenden Namensplättchen dann – per Beschluss – ersetzt werden?
Zwei Varianten standen noch zur Diskussion, nachdem der Stadtentwicklungsausschuss erst vor kurzem über das Thema beraten hatte (wir berichteten): Entweder sollten die Namen der Verstorbenen gesammelt auf 1,9 Meter hohen Kalksteinstelen verewigt werden. Zwei dieser Stelen würden dann auf dem Naturfriedhof aufgestellt werden, drei waren für die Wiesenanger auf dem Herrgottsruhfriedhof geplant. Anschaffungskosten ohne Namensplättchen: knapp 11.000 Euro. Oder aber die Gräber werden individuell mit Bodenplatten aus Stein, auf denen Namensschilder aus Bronzeguss angebracht werden, ausgestattet. Kosten hier pro Stein: etwa 279 Euro.
Die Debatte teilte sich in zwei Teile: Einmal ging es um die zu wählende Variante. Da brachte SPD-Fraktionsvorsitzender Markus Stuhler etwa vor, man solle sich doch auf den drei Wiesenangern auf dem Herrgottsruhfriedhof für die Stelen entscheiden, auf dem Naturfriedhof nahe der Kapelle wiederum für die Bodenplatten. Freie-Wähler-Rat Bernhard Zenetti wiederholte seine Bedenken aus dem Stadtentwicklungsausschuss im Namen seiner Fraktion: Die Bodenplatten würden sich mit der Zeit absenken, außerdem erinnerten sie sehr an Grabsteine. Viele der dort Beerdigten und ihre Angehörigen hätten sich aber bewusst gegen Grabsteine und für eine Baumbestattung entschieden. Rolf Brenndörfer, Fraktionsvorsitzender der Grünen, sprach sich für die Stelen auf den Wiesenangern aus und für die Steine auf dem Naturfriedhof. Dem folgte auch der Vorsitzende der CSUFraktion, Markus Hoffmann. Er betonte zudem: „Man kann hier nicht viel richtig machen, aber sehr viel falsch.“Es gehe um eine Gewissensfrage, die nicht nach Fraktionszugehörigkeit entschieden werden sollte.
Es folgte die erste Abstimmung zu dem Thema: Auf den Wiesenangern sollen künftig Stelen aus Kalkstein die Namen der Verstorbenen tragen. Diese Abstimmung war noch einstimmig.
Doch was ist mit dem Naturfriedhof? Dort stellte sich die Fra
Was passiert mit den 50 bereits bestehenden Gräbern? Diese sind aktuell mit Namensplättchen gekennzeichnet, die mit einem Nagel direkt am Baum befestigt wurden. Sollen diese ersetzt werden? SPDFraktionsvorsitzender Markus
Stuhler brachte das Thema auf den Tisch. Den bestehenden Gräbern sollte seiner Meinung nach Bestandsschutz gewährt werden. Soll heißen: Wer die Messingplättchen am Baum behalten will, darf sie behalten. Wer lieber auf die Bodenge: steinplatten wechseln will, darf wechseln. „Wir sollten niemanden dazu zwingen“, so Stuhler. Es brauche eine Lösung, „dass wir uns nicht anmaßen, eine Grabstätte, die schon belegt ist, umzugestalten“. FDP-Fraktionsvorsitzende Martina Lenzer betonte zwar, wie wichtig eine einheitliche Lösung sei. Die Stadt könne den Besitzern der bestehenden Gräber aber ja ein Angebot machen, die Kosten für die Umgestaltung zu übernehmen. CSU-Rat Hoffmann sprach sich ebenfalls für die Einheitlichkeit aus – allerdings ohne die Option des Bestandsschutzes.
Georg Rebele (FDP) wiederum sprach sich auf dem Naturfriedhof für die Variante mit den Stelen aus. Auch hier sollten die Angehörigen dann entscheiden dürfen. Es folgte also die zweite von drei Abstimmungen zu dem Thema: Lieber die Stelen aus Kalkstein oder die individuelle Lösung mit Bodenplatten auf dem Naturfriedhof? Außer drei Räten stimmten bei der Frage alle für die Bodenplatten.
Vor der letzten Abstimmung betonte Bürgermeisterin Katja Müller (CSU), dass die Befestigung der bestehenden Plättchen an den Bäumen instabil seien und diese immer wieder abfallen würden. Auch sie sprach sich für eine einheitliche Lösung aus. Abgestimmt wurde dann darüber, dass Namensplättchen durch Bodensteinplatten ersetzt werden sollen – ohne die Option des Bestandsschutzes. Dieser Vorschlag wurde mit elf zu zwölf Stimmen abgelehnt. Die SPD stimmte geschlossen dagegen, die CSU geschlossen dafür. Die übrigen Fraktionen stimmten gemischt ab.
Zusammengefasst heißt das: Auf dem Lauinger Naturfriedhof werden die Namen der Verstorbenen künftig mit steinernen Bodenplatten gekennzeichnet. Allerdings sollen die bestehenden Gräber die bisherigen Markierungen behalten, wenn die Angehörigen das wünschen.
Wie groß die Steine sein werden, ist noch nicht klar. Jedenfalls sind sie kleiner als die im Stadtentwicklungsausschuss besprochene Größe von 16 mal 16 Zentimetern. Ob die Stadt die Kosten bei einer Umgestaltung übernimmt, muss aber noch entschieden werden. Das erklärt Bauamtsleiterin Birgitta Neurohr auf Nachfrage.
Auf den Wiesenangern auf dem Herrgottsruhfriedhof werden künftig Stelen die Namen der Verstorbenen tragen.