Ziertheim investiert, um weiter zu wachsen
Finanzen Die Gemeinde braucht neue Bauplätze und muss den Kindergarten erweitern. Dafür sind neue Schulden nötig
Ziertheim Man gönne sich nichts, sagt Ziertheims Bürgermeister Thomas Baumann, wenn er über den diesjährigen Haushalt spricht. Die geplanten Investitionen seien dringend nötig. Denn die Gemeinde wächst – das merkt man nicht nur am regen Interesse an neuen Bauplätzen in Dattenhausen, sondern auch am Kindergarten, der heuer erweitert wird. Dafür muss die Gemeinde 2021 viel Geld ausgeben – und heuer erstmals seit langem auch wieder neue Schulden aufnehmen.
Es sind viele kleinere Posten, um die sich die Gemeinde heuer kümmern muss. Dazu gehören etwa die Sanierung drei kleinerer Brücken (rund 60.000 Euro), Restkosten der Kanalsanierung (70.000 Euro) oder die Erschließung der Hürnheimstraße (40.000 Euro). Die „zwei größten Brocken“, wie es Baumann formuliert, sind allerdings die Erweiterung des Kindergartens St. Veronika und das neue Baugebiet in Dattenhausen.
Für 2021 plant die Gemeinde Ausgaben in Höhe von rund einer Million Euro für das Baugebiet, in dem insgesamt 18 Bauplätze geschaffen werden. Aktuell, erklärt Baumann, bereite man die Ausschreibungen für die Auftragsvergaben vor. „Und dann hoffen wir, dass wir möglichst viele günstige Angebote bekommen“, sagt er.
Wenn es nach dem Bürgermeister geht, sollen im Herbst die künftigen Einwohner mit dem Hausbau beginnen können. Baumann sagt: „Die Gemeinde wächst. Wir brauchen mehr Bauplätze.“Die Erschließung sei also dringend nötig. Die große Mehrheit der Interessenten kommt dem Bürgermeister zufolge aus der Gemeinde.
In den kommenden Jahren will Baumann aber auch verstärkt das Thema Innenortsentwicklung angehen. „Sonst stirbt er aus.“Das neue Baugebiet wird wohl auch im kommenden Jahr Geld kosten: Dann sind rund 370.000 Euro an Ausgaben geplant.
Für die Erweiterung des Kindergartens plant Ziertheim insgesamt Ausgaben in Höhe von 650.000 Euro, 400.000 davon im laufenden Jahr. Der Rest komme dann 2022, erklärt Baumann. Die Erweiterung des noch relativ jungen Kindergartens wird nötig, weil die Gemeinde von der Bedarfsplanung überrascht wurde. Ursprünglich war man davon ausgegangen, dass künftig eher weniger Kinder die Einrichtung besuchen.
Um die Ausgaben decken zu können, nimmt die Gemeinde heuer erstmals seit längerem wieder ein Darlehen von 200.000 Euro auf. Der Schuldenstand wächst damit auf 490.000 Euro an – der höchste Stand seit 2013. „Das hält sich aber noch in Grenzen“, sagt Baumann dazu. Die Schulden würden durch den Verkauf der Bauplätze in Dattenhausen wieder gesenkt. Die Pro-Kopf-Verschuldung steigt 2021 damit auf 479 Euro.
Die Pandemie hat dem Bürgermeister zufolge kaum Auswirkungen auf den diesjährigen Haushalt. Zwar sei die Gemeinde auch von Gewerbesteuereinbußen betroffen, diese seien jedoch nicht sehr hoch. Ausgleichszahlungen vom Staat hat Ziertheim Baumann zufolge bisher nicht bekommen. „Dafür sind wahrscheinlich die Einbußen zu gering“, sagt er.
Insgesamt verfügt die Gemeinde heuer über ein Haushaltsvolumen von 4,3 Millionen Euro, 2,2 Millionen davon finden sich im Vermögenshaushalt, der für Investitionen wie das Baugebiet und den Kindergarten gedacht ist.
Der Verwaltungshaushalt muss durch eine Zuführung vom Vermögenshaushalt (knapp 60.000 Euro) ausgeglichen werden. Zudem entnimmt die Gemeinde 720.000 Euro aus der allgemeinen Rücklage. Diese schrumpft auf etwas mehr als 400.000 Euro.
Der Bürgermeister zeigt sich mit den diesjährigen Finanzplanungen im Einklang. Baumann: „Für das, was wir alles vorhaben, können wir zufrieden sein.“Der Haushalt wurde in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats einstimmig verabschiedet.