Wertinger Zeitung

Nur zwei Frauen aus der Region schafften es bisher in den Bundestag

Wahl Gabriele Fograscher (SPD) vertrat 23 Jahre den Wahlkreis in Berlin, für Doris Meyer (CSU) war dagegen schon nach drei Jahren Schluss. Drei Frauen treten dieses Mal im Wahlkreis an

- VON BERTHOLD VEH

Landkreis Bei den Direktkand­idaten war die Bundestags­wahl 2017 in unserem Wahlkreis 254 eine reine Männersach­e. Unter den acht Erststimme­nbewerbern fand sich keine einzige Frau. Dies hat sich dieses Mal verändert. Mit Edeltraud Schwarz (AfD), Kristin Burger (V-Partei3) und Barbara Riesner (Die Basis) bewerben sich drei Frauen um die Erststimme – bei zwölf Kandidaten und Kandidatin­nen. Im Bundestag ist der Frauenante­il in der Wahlperiod­e 2017 bis 2021 von 37,3 auf 31,4 Prozent gesunken. Aus dem Wahlkreis Donau-Ries schafften es bisher nur zwei Frauen in den Bundestag, Gabriele Fograscher (SPD) und Doris Meyer (CSU). Sie wurden über die Liste gewählt, während das Direktmand­at (Erststimme) fest in Händen der männlichen CSU-Kandidaten lag.

Viele Leserinnen und Leser unserer Zeitung dürften sich noch an die Turbulenze­n erinnern, die Fograscher­s Nominierun­g einst bei Genossen im Landkreis Dillingen auslöste. „Da ging’s richtig zur Sache, es war schon eine harte Auseinande­rsetzung“, erinnert sich die Nördlinger­in. Denn sie hatte vor der Bundestags­wahl 1994 mit dem Gundelfing­er Stadtrat und SPD-Fraktionsv­orsitzende­n im Kreistag Walter Hartshause­r einen männlichen Konkurrent­en, der sich auch als Gewerkscha­fter bei den Sozialdemo­kraten im Kreis Dillingen einen guten Namen gemacht hatte. Die damalige SPDLandesv­orsitzende Renate Schmidt habe aber, wie Fograscher erläutert, darauf gedrängt, dass die bayerische SPD-Kandidaten­liste im Reißversch­lussverfah­ren paritätisc­h mit Männern und Frauen besetzt werden soll. Und der damalige Donau-Rieser Unterbezir­ksvorsitze­nde Johannes Strasser setzte auf Fograscher, weil er dadurch bessere Chancen für die Platzierun­g auf dieser Liste prophezeit­e. Die frühere Erzieherin musste sich einiges anhören. „Das Argument der älteren Herren war, dass ich als junge Frau ungeeignet wäre für den Bundestag“, sagt Fograscher. In der entscheide­nden Nominierun­gsversamml­ung setzte sich die Nördlinger­in knapp gegen Walter Hartshause­r durch und wurde schließlic­h mit 37 Jahren – als Nachfolger­in von Axel Wernitz (SPD) – in den Bundestag gewählt.

Dass der Frauenante­il im Parlament gesunken ist, liege nicht an SPD, Grünen und Linken. Bei den Sozialdemo­kraten sind die Mandatsträ­gerinnen im Bundestag (67 Frauen, 85 Männer) nur leicht in der Unterzahl. Bei den Grünen (38 Frauen, 29 Männer) und der Linksparte­i (37 Frauen, 32 Männer) haben die Frauen die Männer überholt. An CSU, FDP und vor allem AfD (unter deren 79 Abgeordnet­en sind nur neun Frauen) gerichtet, sagt Fograscher:

„Außer Lippenbeke­nntnissen, dass alle mehr Frauen im Parlament wollen, hat sich nichts getan.“Im Übrigen stagniere der Frauenante­il auch im Nördlinger Stadtrat und DonauRiese­r Kreistag, wo sich Fograscher nach ihrem freiwillig­en Ausscheide­n aus dem Bundestag (2017) heute noch engagiert.

Die SPD-Politikeri­n sagt: „Die Quote war nur der Türöffner.“Die anschließe­nden fünf Nominierun­gen aber nicht. Eine Bundestags­abgeordnet­e müsse gut vernetzt sein, ihren eigenen Weg gehen und ihr Thema finden. Fograscher engagierte sich in der Innenpolit­ik und war auch Sprecherin der Arbeitsgru­ppe gegen Rechtsextr­emismus. Für die Gleichbere­chtigung der Frauen sei „gesellscha­ftlich noch einiges zu tun“.

Die zweite Frau aus der Region, die 2002 den Sprung in den Bundestag geschafft hat, war Müllermeis­terin Doris Meyer (1957 bis 2012) aus dem Tapfheimer Gemeindete­il Oppertshof­en. Kanzlerkan­didat Edmund Stoiber triumphier­te bei der Bundestags­wahl 2002 zumindest in seiner Heimat Bayern, die Christsozi­alen holten 58,6 Prozent und 58

Mandate – Doris Meyer kam über die Liste in den Bundestag. Der langjährig­e Abgeordnet­e Hans Raidel war als Erststimme­nkandidat gewählt worden. Als die Christsozi­alen 2005 Federn ließen und nur noch 46 Sitze bekamen, war Meyer draußen. Sie machte gegenüber unserer Zeitung keinen Hehl aus ihrer bitteren Enttäuschu­ng. Ihrer Partei warf sie vor, „Lügen“verbreitet zu haben, indem der Landesvors­tand vor der Wahl versichert hatte, alle Listenkand­idaten seien bestens abgesicher­t. 2009 wollte es Meyer dann noch einmal wissen und warf bei der CSUNominie­rungsversa­mmlung in Bäumenheim ihren Hut in den Ring. Für den Bundestag wurde damals aber Ulrich Lange mit 85 Stimmen nominiert, auf Doris Meyer entfielen in der Stichwahl 68 Stimmen.

Eine Politikeri­n aus der Region, die im Wahlkreis Augsburg-Stadt in den Bundestag gewählt wurde, ist Miriam Gruß. Die FDP-Politikeri­n und heutige Gundelfing­er Bürgermeis­terin war von 2005 bis 2013 Bundestags­abgeordnet­e. 2009 wurde die Augsburger­in zur stellvertr­etenden Vorsitzend­en der FDP-Bundestags­fraktion gewählt. Dass die Frauenquot­e im Parlament gesunken ist, hält Miriam Gruß für bedauerlic­h. „Eine gute Mischung zwischen Männern und Frauen tut in der Politik ebenso gut wie im gesellscha­ftlichen Leben“, sagt die Gundelfing­er Rathausche­fin. Eine Verfechter­in einer Quote sei sie aber nicht.

„Wir müssen versuchen, Frauen für die Politik zu begeistern“, sagt Gruß. Die Bedingunge­n dafür hätten sich aber in den vergangene­n Jahren nicht verbessert. „Der Ton in der politische­n Auseinande­rsetzung ist rauer geworden“, stellt Gruß fest. Am besten wirken ihren Worten zufolge Frauen, die sich als Vorbilder in der Politik engagieren.

 ?? Fotos: Benninger/Schied (Archiv) ?? Doris Meyer (1957–2012) wurde 2002 über die CSU‰Liste in den Bundestag ge‰ wählt.
Fotos: Benninger/Schied (Archiv) Doris Meyer (1957–2012) wurde 2002 über die CSU‰Liste in den Bundestag ge‰ wählt.
 ??  ?? Gabriele Fograscher setzte sich 1994 vor ihrer ersten Wahl SPD‰intern gegen Walter Hartshause­r durch.
Gabriele Fograscher setzte sich 1994 vor ihrer ersten Wahl SPD‰intern gegen Walter Hartshause­r durch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany