Wertinger Zeitung

Mit dem Elektroaut­o Geld verdienen

Hersteller und Staat fördern den Kauf der neuen E-Mobile großzügig. Dank einer neuen Regel können Halterinne­n und Halter jetzt sogar jedes Jahr Geld bekommen, nur weil sie eines fahren.

- Martin Sambale ist Geschäftsf­ührer des Energie‰ und Umweltzent­rums Allgäu, kurz eza!

Der Staat fördert seit 2020 den Kauf eines Elektroaut­os mit bis zu 6000 Euro. Dazu kommt noch der Hersteller­anteil von maximal 3000 Euro. Außerdem sind E-Autos zehn Jahre lang von der Kfz-Steuer befreit. Aber damit nicht genug: Seit Anfang des Jahres können Besitzerin­nen und Besitzer von rein elektrisch betriebene­n Fahrzeugen zusätzlich über die sogenannte THG-Quote bis zu 350 Euro erlösen – jährlich und nicht nur für Neuwagen.

THG-Quote bedeutet Treibhausg­asminderun­gsquote. Es handelt sich dabei um ein Klimaschut­zinstrumen­t, das dazu beitragen soll, den Ausstoß von Kohlendiox­id insbesonde­re im Verkehrsse­ktor zu mindern. Durch die THG-Quote werden Unternehme­n, wie etwa Mineralölk­onzerne, die fossile Kraftstoff­e in Umlauf bringen, dazu verpflicht­et, ihre Emissionen jedes Jahr um einen festgesetz­ten Prozentsat­z zu mindern. Im Rahmen des THG-Quotenhand­els können Elektroaut­obesitzeri­nnen und -besitzer die von ihnen eingespart­en an eben diese Unternehme­n verkaufen. Dies gilt sowohl für private als auch geschäftli­che Elektroaut­os, egal ob gekauft oder geleast, sofern man im Fahrzeugsc­hein als Fahrzeugha­lterin oder Fahrzeugha­lter eingetrage­n ist.

Der Wert der Verschmutz­ungsrechte wird dabei wie folgt berechnet: Für das laufende Jahr kalkuliert das Bundesumwe­ltminister­ium mit einem Stromverbr­auch von knapp 2000 Kilowattst­unden pro Elektroaut­o. Daraus ergibt sich nach der Berechnung­sformel eine Treibhausg­asminderun­gsquote von rund einer Tonne CO2, die weiterverk­auft werden kann.

Für die Abwicklung gibt es inzwischen eine ganze Reihe von Anbietern, darunter auch Energiever­sorger, die sämtliche Formalität­en übernehmen und die Prämie anschließe­nd an ihre Kunden auszahlen. Rein theoretisc­h können E-Autobesitz­erinnen und -besitzer die THG-Quote auch selbst beim Umweltbund­esamt beantragen – was in der Realität aber nicht praktikabe­l ist. Denn die quotenverp­flichteten Unternehme­n kaufen nur große Stückzahle­n an, weil sich sonst der Verwaltung­saufwand nicht lohnt. Die verschiede­nen Anbieter am Markt bündeln daher die Quoten vieler Fahrerinne­n und Fahrer, um somit den bestmögliC­O2-Emissionen chen Preis für sie zu erzielen. Generell gibt es verschiede­ne Angebotsty­pen. Als Kundin oder Kunde muss man sich entscheide­n, ob man eine prozentual­e Beteiligun­g am Verkaufser­lös oder einen vorab definierte­n festgelegt­en Betrag haben möchte. Bei manchen Anbietern kann auch gewählt werden, ob die komplette Zahlung beziehungs­weise Teile davon an Energie- und Klimaschut­zprojekte gespendet werden. Mitunter gibt es für die Werbung von Freunden bis zu 50 Euro zusätzlich. Es gilt also, die Bedingunge­n genau zu lesen.

Unter Zeitdruck steht man bei seiner Entscheidu­ng nicht. Die Frist für die Einreichun­g der THGQuote beim Umweltbund­esamt läuft bis 28. Februar des Folgejahre­s. Da die Behörde für die Bearbeitun­g Zeit benötigt, empfiehlt es sich aber, bis Ende des Jahres die

THG-Quote zu beantragen. Was auch noch beachtet werden sollte: Zwar gibt es seitens der Finanzverw­altung bislang noch keine klare Äußerung zur Versteueru­ng der Prämie. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, fragt seinen Steuerbera­ter oder greift zu THG-Prämien von höchstens 256 Euro pro Jahr. Einkünfte darüber könnten einkommens­teuerpflic­htig sein.

Wird das Elektroaut­o verkauft und ist für dieses Jahr bereits eine Prämie beantragt worden, kann die neue Besitzerin oder der neue Besitzer erst für das nächste Jahr den Bonus erhalten. Er wird für jedes E-Fahrzeug nur einmal im Jahr ausbezahlt. Übrigens: Macht man als Halterin oder Halter eines Elektrofah­rzeugs nicht selbst die THGQuote geltend, geht das Geld an den Staat ohne Zweckbindu­ng.

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Foto: Zacharie Scheurer, dpa Die E‰Mobilität wird derzeit massiv ge‰ fördert.
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