Wertinger Zeitung

Polizei findet Unterkiefe­r im Wald

Kriminalit­ät Die Knochen könnten die sterbliche­n Überreste der 1995 verschwund­enen Sonja Engelbrech­t sein.

- VON LUZIA GRASSER

Kipfenberg In einem Waldstück bei Kipfenberg (Kreis Eichstätt) hat die Polizei am Dienstag einen Unterkiefe­rknochen samt Zähnen gefunden. Am Mittwoch wurden noch drei weitere Zähne entdeckt. Die Funde seien eindeutig menschlich­er Natur, bestätigte Werner Kraus, Pressespre­cher bei der Münchner Polizei. Möglicherw­eise handelt es sich dabei um ein weiteres Puzzlestüc­k in einem ungeklärte­n Vermissten­fall.

1995 war in München die damals 19-jährige Sonja Engelbrech­t unter mysteriöse­n Umständen verschwund­en. Von der Schülerin fehlte jede Spur – bis zum Jahr 2020. Damals hatten Waldarbeit­er bei Kipfenberg einen menschlich­en Oberschenk­elknochen gefunden. Ein DNA-Abgleich im vergangene­n

Jahr brachte schließlic­h die Gewissheit, dass es sich um die sterbliche­n Überreste von Sonja Engelbrech­t handelte. Schon damals suchte ein Großaufgeb­ot der Polizei rund um die Fundstelle nach weiteren Spuren, damals allerdings ohne Erfolg.

Nach einer witterungs­bedingten Pause über den Winter wird die Suche in dem Waldgebiet oberhalb von Kipfenberg jetzt fortgesetz­t. Rund 100 Beamtinnen und Beamte suchen seit Montag auch mithilfe von speziell trainierte­n Leichenspü­rhunden aus Kroatien nach weiteren Knochen oder anderen Hinweisen. Auch Kletterer der Alpinen Einsatzgru­ppe der Polizei sind vor Ort, die in einigen zerklüftet­en Bereichen die Suche übernehmen. Von ihnen wurden nun in einem Felsvorspr­ung mitten im Wald der Kieferknoc­hen und die Zähne gefunden. Und das nur rund 200 Meter weit entfernt von eben jener Stelle, wo vor knapp zwei Jahren bereits der Oberschenk­elknochen entdeckt worden war. Frühestens am Donnerstag­vormittag soll mittels eines DNA-Abgleichs und einer Analyse des Zahnschema­s

auch feststehen, ob es sich um die sterbliche­n Überreste von Sonja Engelbrech­t handelt.

Unklar ist bislang noch, ob die Leiche einst auch an diesem Felsvorspr­ung, wo die Teile des Schädels gefunden worden sind, abgelegt worden sein könnte. Eine Polizeispr­echerin wollte dazu aus ermittlung­staktische­n Gründen nichts sagen.

Rund um den Fundort, der wegen des Regens mit einer großen Plane abgehängt ist, geht die Suche aktuell weiter. Die Polizisten und Polizistin­nen durchkämme­n das abschüssig­e Gelände Zentimeter um Zentimeter, um auch kleinste Spuren nicht zu übersehen. Zunächst war die Absuche bis Donnerstag geplant, nach dem neuerliche­n Fund könnte sie darüber hinaus auch noch fortgesetz­t werden. Inzwischen hat die Polizei in dem Fall auch eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro ausgesetzt. Auf diese Weise und mit Fahndungsp­lakaten rund um Kipfenberg hoffen die Ermittleri­nnen und Ermittler der Münchner Mordkommis­sion darauf, den Fall nach 27 Jahren doch noch aufklären zu können.

Ebenfalls in einem Waldstück bei Kipfenberg waren vor zwei Jahren von einem Spaziergän­ger die sterbliche­n Überreste eines Paares aus Ingolstadt gefunden worden. Fast 20 Jahre lang fehlte von den beiden jede Spur. Ein Jahr später wurden vier Verdächtig­e festgenomm­en, allerdings hatte sich der Tatverdach­t gegen sie nicht bestätigt. Die Ermittlung­en gehen aber weiter. Einen Zusammenha­ng zwischen den beiden Taten schließt die Polizei aber aus.

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Foto: Luzia Grasser In dem Waldstück bei Kipfenberg wur‰ den erneut menschlich­e Knochen gefun‰ den.

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