Jeder zehnte Polizist fällt aus
Corona-Infektionen auf höchstem Stand
München Noch nie war die Zahl bayerischer Polizeibeamter, die coronabedingt nicht arbeiten können, so hoch wie aktuell. Rund 3000 – das ist etwa jeder Zehnte – von ihnen fehlen derzeit, wie Peter Pytlik von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Bayern sagt. Der Großteil sei selbst erkrankt, weitere seien Verdachtsfälle oder enge Kontaktpersonen. Dazu kämen Beschäftigte, die aus anderen gesundheitlichen Gründen ausfallen. Ähnlich hoch sind die Zahlen im Nachbarbundesland Baden-Württemberg. Dort gebe es deswegen bereits „erhebliche Einschränkungen im täglichen Dienst“, wie die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) mitteilte. Zudem kritisierte die Gewerkschaft die Aufhebung der Maskenpflicht. Die Landespolizeipräsidentin in Stuttgart widersprach der Aussage, die Polizei sei nicht voll einsatzfähig.
Trotzdem stellt sich auch in Bayern die Frage, wie gut eine Polizei mit 90 Prozent des eigentlichen Personals arbeiten kann. „Die Stimmung in den Dienststellen ist teilweise äußerst angespannt“, sagt Pytlik. Ganze Dienstschichten fielen aus, weil sie in Quarantäne müssen. In einer Zeit, in der die Arbeitsbelastung eh schon sehr hoch sei, könnten die Ausfälle der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt: Mitte Februar die Sicherheitskonferenz in München, vergangene Woche der Blitzermarathon, in drei Monaten der G7-Gipfel auf Schloss Elmau, Corona-Demonstrationen, Geflüchtete aus der Ukraine. In manchen Bereichen kämen die Beamten demnach „kaum mehr aus den Stiefeln“. Vielerorts mache sich bereits Frust breit, auf den Dienststellen sei die Zahl polizeilicher Einsatzkräfte „sehr übersichtlich“. Pytlik befürchtet, dass durch diese Gemengelage „irgendwann die Stimmung kippt“und längerfristig der Nachwuchs ausbleibt. Der GdP-Landesvorsitzende kritisiert auch, dass die Anerkennung einer Corona-Infektion seiner Kolleginnen und Kollegen als Dienstunfall „bis zum heutigen Tag nur mit politischen Lippenbekenntnissen abgetan“werde. Pytlik will zwar mehr Personal für die Bayerische Polizei – wie zwischen 2017 und 2023 fordert er, auch bis 2029 jährlich 500 neue Stellen zu schaffen. Ob sich dadurch aber an der akuten Corona-Belastung etwas ändert, darf zumindest bezweifelt werden.