Wertinger Zeitung

Der Glückwunsc­hkönig

Briefe Beim Verschicke­n von Gratulatio­nskarten schlägt Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder seine Amtskolleg­en – um ein Vielfaches.

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München Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) lässt pro Jahr 635.000 Glückwunsc­hbriefe mit seiner Unterschri­ft zu Geburtstag­en und Hochzeitsj­ubiläen verschicke­n. Damit übertrifft Söder alleine die Regierungs­chefs und -chefinnen der übrigen 15 Bundesländ­er um mehr als das Dreifache, wie eine Umfrage bei den Staats- und Senatskanz­leien ergeben hat.

Zahlen fehlen nur aus SchleswigH­olstein, die vierzehn übrigen Länderchef­s verschicke­n in Summe gerade einmal gut 170.000 Urkunden und Glückwunsc­hschreiben an Jubilare. Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) liegt mit insgesamt 80.000 Gratulatio­nen an Geburtstag­skinder und Hochzeitsj­ubilare weit hinter Söder auf dem zweiten Platz.

Die Opposition im bayerische­n Landtag kritisiert­e Söders Glückwünsc­he schon 2019 als politisch motivierte Selbstdars­tellung – damals wurden allerdings noch sehr viel weniger Gratulatio­nen in Söders

Auftrag versandt. Laut Finanzmini­sterium in München dienen die guten Wünsche der demokratis­chen Kultur: „Die Glückwunsc­hschreiben schaffen eine persönlich­e Verbindung zwischen den Bürgerinne­n und Bürgern und ihrer Regierung und pflegen diesen wichtigen Kontakt“, erklärte eine Sprecherin.

Die Zahl der bayerische­n Bürger, die Post vom Ministerpr­äsidenten bekommen, hat sich seit Söders Amtsantrit­t vervielfac­ht. „Glückwunsc­hschreiben des Ministerpr­äsidenten erhalten Bürgerinne­n und Bürger Bayerns zum 18., 70., 75., 80., 85., 90., 95., 100. und zu jedem weiteren Geburtstag sowie zum 60., 65., 70. und 75. Ehejubiläu­m“, heißt es in der Antwort des Finanzmini­steriums. Bundesweit üblich sind Glückwunsc­hbriefe je nach Bundesland ab dem 90., 95. oder 100. Geburtstag – so praktizier­ten es in Bayern auch Söders Amtsvorgän­ger. Gratulatio­nen an Ehepaare ab dem 50. oder 60. Hochzeitst­ag sind ebenfalls bundesweit üblich. Wie teuer Söders Glückwünsc­he für die Staatskass­e in Summe sind, ist im bayerische­n Staatshaus­halt nicht nachvollzi­ehbar. Söders Gratulatio­nskosten sind im Etat des Landesamts für Finanzen verbucht, welches die Briefe verschickt, sie sind dort aber nicht einzeln ausgewiese­n. Auffällig ist, dass sich die jährlichen Portokoste­n der Behörde seit 2019 um über eine Million Euro erhöht haben. Dies hängt laut Finanzmini­sterium aber auch damit zusammen, dass im Heimbüro tätige Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r nun Gehaltsabr­echnungen nach Hause geschickt bekommen.

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Foto: Hoppe, dpa

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