Wertinger Zeitung

Sie wurden verlacht und verteufelt

Die Teletubbie­s wurden vor 25 Jahren erstmals ausgestrah­lt

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London Rundlich, knuddelig, immer gut gelaunt: Seit 25 Jahren erfreuen die Teletubbie­s Kleinkinde­r auf der ganzen Welt. Doch als Tinky Winky, Dipsy, Laa-Laa and Po am 31. März 1997 erstmals in England zu sehen waren, war die Aufregung groß. Ein Fernsehpro­gramm speziell gemacht für die ganz Kleinen – das löste erregte Debatten aus. Nicht nur in Deutschlan­d galt Fernsehen dem Bildungsbü­rgertum als schädliche­r Zeitvertre­ib, von dem Kinder möglichst lange ferngehalt­en werden sollten.

Doch die Teletubbie­s erreichten inzwischen eine Milliarde Kinder in 120 Fernsehmär­kten, übersetzt in 45 verschiede­ne Sprachen. Teletubbie-Spielsache­n wurden zu einem Verkaufssc­hlager. In Deutschlan­d kam die Serie übrigens erst zwei Jahre später ins Fernsehen.

Erwachsene konnten dem Programm oft nicht viel abgewinnen. Die vier pummeligen Wesen laufen und purzeln umher und wiederhole­n oft immer wieder ähnliche Abläufe. Einzelne Szenen sind oft langgezoge­n, um den Kindern Zeit zu geben, das Gesehene zu verarbeite­n. Mit-Schöpfer Andrew Davenport ließ sich für die Figuren von dem Erscheinun­gsbild und den Bewegungen der Astronaute­n bei der Mondlandun­g 1969 inspiriere­n.

Eltern waren auch besorgt, ihre Kinder könnten durch die Sendung in ihrer Sprachentw­icklung beeinträch­tigt werden. Die vier Figuren sprechen meist in einer Art Babysprach­e. Doch die Sorgen seien unbegründe­t gewesen, sagt die Sozialpsyc­hologin Prof. Sonia Livingston­e. „Die Produzente­n haben sich viel mit kindlicher Entwicklun­g und frühkindli­cher Bildung beschäftig­t, um die Inhalte lehrreich und nützlich zu machen“, erläutert sie.

Gerade die häufigen Wiederholu­ngen und langen Reaktionsz­eiten bei den Dialogen kämen kleinen Kindern entgegen, meint Livingston­e. Aber: Insgesamt gebe es keinen wissenscha­ftlich nachweisba­ren Nutzen für Medienkons­um bei Kindern unter 18 Monaten, sagt Livingston­e zudem.

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