Wertinger Zeitung

Nicht alle freuen sich über Ende der Maskenpfli­cht

Pandemie Die Reaktionen auf die Lockerunge­n fallen im Landkreis Dillingen unterschie­dlich aus. Die einen freuen sich, dass es endlich keine Maskenpfli­cht mehr gibt. Andere Einzelhänd­ler hoffen auf Freiwillig­keit.

- VON SIMONE FRITZMEIER

Landkreis Ist die Corona-Pandemie vorbei? Zumindest hat die bayerische Regierung beschlosse­n, dass ab Sonntag, 3. April, Schluss mit den allermeist­en Corona-Regeln ist. Alle 2G- und 3G-Zugangsreg­eln entfallen, die FFP2-Maskenpfli­cht gilt nur noch im öffentlich­en Nahverkehr, in Pflegeheim­en, Arztpraxen und Kliniken. Aber etwa nicht mehr im Supermarkt oder Einzelhand­el. Die Testpflich­t im Pflegebere­ich, in Schulen und Kitas bleibt vorerst. Ob jemand dennoch etwa beim Einkaufen eine Maske tragen will, basiert auf Freiwillig­keit. Das Kabinett empfiehlt, in Innenräume­n, beim Einkaufen und bei Großverans­taltungen weiterhin freiwillig eine Maske zu tragen und auf Mindestabs­tand zu achten. Diese Regeländer­ungen beziehungs­weise Lockerunge­n sorgen bei Menschen im Landkreis Dillingen für unterschie­dliche Reaktionen. Da gibt es diejenigen, die sich jetzt aufgrund der hohen Inzidenz noch mehr Sorgen vor einer Ansteckung machen. Da gibt es aber auch die, die endlich auf ein Stück Normalität hoffen.

Sergius Zimbal, stellvertr­etender Filialleit­er bei Edeka in Dillingen, sagt, dass momentan noch einige Fragenzeic­hen hinter den Regeländer­ungen stehen würden. Bis 30. April habe der Konzern definitiv beschlosse­n, dass die jetzt geltenden Corona-Regeln bestehen bleiben – zumindest für die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r. Ob die Kundinnen und Kunden ab Montag dann ohne Maske im Dillinger Supermarkt einkaufen können oder etwa ein Hausrecht die Maskenpfli­cht weiter vorschreib­e, könne Zimbal Stand Mittwoch nicht beantworte­n. „Die nächsten Tage wird noch viel entschiede­n, wir warten ab“, sagt der stellvertr­etende Filialleit­er. Er persönlich habe eine klare Meinung, vor allem zum Thema Maskenpfli­cht: „Im Club tanzen die Menschen eng an eng ohne Maske, also warum sollte man dann im Supermarkt eine aufziehen?“

Michel „Cello“Teichmann, Inhaber und Chef des Studios Cellos Sport & Style in Lauingen, redet Klartext: „Die zwei Jahre waren sehr, sehr hart. Nur wer vor Corona gut gewirtscha­ftet hat, hat überlebt. Dennoch haben sie ihre Spuren hinterlass­en.“Für ihn und seine Kolleginne­n und Kollegen in der Fitnessbra­nche

es eine Achterbahn­fahrt gewesen. Die schnellen Hilfen hätten kaum die Fixkosten gedeckt, die Kundinnen und Kunden seien immer weniger geworden, die Motivation sei bei vielen im Keller. Sein Konzept in Lauingen, sprich keine Vertragsbi­ndung, habe für Teichmann bedeutet: „Türe zu, kein Geld mehr.“Zwar habe er schnell auf Online-Kurse umgestellt, „aber das ist weit von dem weg, was wir vorher hatten“.

Trotzdem freue er sich nun, vielmehr hoffe er, dass durch die Regellocke­rungen wieder etwas mehr Entspannun­g spürbar werde – und natürlich die Menschen wieder mehr Sport in der Gemeinscha­ft machen wollen. Dabei betont Teichmann, dass er froh sei, dass er mit das größte Fitnesskur­sstudio im Landkreis Dillingen habe, die Menschen bei ihm in Lauingen nicht eng gedrängt Sport machen müssten. „Sicherheit geht vor“, sagt er. Er freue sich, wenn es ab Sonntag losgeht, und hat jetzt schon einen Appell: „Jetzt gibt es keine Ausreden mehr.“

Ulrike Hertle von Hertle Mann & Mode in Dillingen sieht die Lockerunge­n mit gemischten Gefühlen. Sie sagt: „Die Aufhebung der Maskenpfli­cht ist unserer Meinung nach definitiv zu früh. Wir werden weiterhin die Masken tragen. Es ist die einzige

Möglichkei­t, nach der Impfung, sich zu und andere zu schützen.“Das Dillinger Fachgeschä­ft setze auf Freiwillig­keit und will Zettel aufhängen mit der Aufschrift „Superhelde­n tragen freiwillig Masken“. Aber Ulrike Hertle befürchte, dass viele Kundinnen und Kunden freiwillig keine Masken mehr aufziehen würden. Schon jetzt sei es immer wieder vorgekomme­n, dass Menschen ohne ins Geschäft kommen wollten. „Vor allem älteren Leuten ist die Maske zuwider“, sagt sie. Trotzdem hoffen sie und das ganze Team bei Hertle in Dillingen, dass die Menschen bei ihnen im Laden mitmachen.

Stephan Wolk, Rektor Grund- und Mittelschu­le am Aschberg in Weisin‰ gen, hat noch keine offizielle­n Vorgaben bekommen, wie es nächste Woche weitergeht. Wenn die Maskenpfli­cht in den Schulen tatsächlic­h falle, dann sei die Umsetzung sicher problemlos. „Weg ist immer einfacher als wieder damit anfangen“, so Wolk. Aktuell sei es bereits so, dass die Kinder die Masken an ihren Plätzen abnehmen können, es durchaus aber Buben und Mädchen gebe, die sie weiterhin freiwillig tragen würden. „Wenn die Masken fallen, dann ist es so. Wir werden sehen, ob die Infektions­zahlen steigen. Momentan ist es bei uns am Aschsei berg gut, aber es gibt natürlich Fälle, auch bei den Lehrkräfte­n“, erklärt der Rektor.

Viel wichtiger sei für ihn, dass die Testungen weiter durchgefüh­rt werden, nur so könne man Erkrankte schnell isolieren. „Es geht ja immer ums Ausbremsen“, so Wolk. Im Normalfall wird in den Klassen eins bis sechs zweimal die Woche ein PCR-Test durchgefüh­rt, alle anderen Klassen testen sich dreimal die Woche mit Schnelltes­ts. Am Montag werden generell alle mit Schnelltes­ts zusätzlich getestet. Gibt es Fälle in einer Klasse, wird darin tagtäglich getestet. „Es ist ein Aufwand und eine Belastung. Aber die Kinder machen es“, sagt Wolk.

Martin und Ulrich Bihlmayr betreiben einen Getränkema­rkt in Buttenwies­en und das Unternehme­n Erlebniswe­rt-Veranstalt­ungstechni­k in Wertingen. Für die Eventfirma hätten die Lockdowns „eine große Durststrec­ke“bedeutet. „Da ist es schön, dass jetzt Lockerunge­n kommen“, sagt Martin Bihlmayr. Auch im Getränkema­rkt sei es eine Erleichter­ung, wenn man die Maskenpfli­cht nicht mehr kontrollie­ren müsse. „Mir ist aber nicht ganz wohl, wenn jetzt alle Beschränku­ngen wegfallen“, gesteht Martin Bihlmayr. Es sei ja niemandem geholfen, wenn man anschließe­nd in eine neue Corona-Welle hineinraus­che. Auf der anderen Seite müsse der Weg zurück in die Normalität führen. Martin Bihlmayr hofft auf die Eigenveran­twortlichk­eit der Menschen und das Tragen von Masken, wenn es sinnvoll ist. „Es braucht ein Konzept und Augenmaß. Wir sollten alle im Hinterkopf haben, dass Corona nicht vorbei ist“, sagt Martin Bihlmayr.

„Bei uns bleibt alles gleich“, teilt Verwaltung­sangestell­te Karin Soucek vom Wertinger Seniorenze­ntrum St. Klara mit. Das Personal und die Besucher und Besucherin­nen müssten weiter Maske tragen. Für die Mitarbeite­nden sei dies ebenso wie die täglichen Tests eine Belastung, sie hätten sich aber daran gewöhnt. „Niemand will Senioren und Seniorinne­n mit Corona anstecken“, sagt Soucek. Nach erneuten Coronafäll­en im Heim habe bis Mittwoch die Quarantäne-Regelung gegolten. Die Bewohner und Bewohnerin­nen bräuchten jetzt aber wieder soziale Kontakte, betont die Mitarbeite­rin. Dass außerhalb von Heimen und Kliniken die Maskenpfli­cht falle, hält Soucek für nachvollzi­ehbar, denn die Krankheits­verläufe seien bei der OmikronMut­ante in der Regel milder. Soucek sagt: „Es versteht doch jeder, dass man jetzt lockert.“

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Foto: Vivien Last/M.i.S. (Symbolbild) Ab Sonntag, 3. April, fällt in vielen Bereichen die Maskenpfli­cht. Das löst im Landkreis Dillingen unterschie­dliche Reaktionen aus.

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