Wertinger Zeitung

Plötzlich stehen Vereine ohne Halle da

Sport Die Gundelfing­er Kreissport­halle ist Aufnahmest­elle für ukrainisch­e Geflüchtet­e. Zwei Abteilunge­n werden völlig überrumpel­t und jetzt müssen zum Teil nach Baden-Württember­g ausweichen.

- VON ANNEMARIE RENCKEN

Gundelfing­en te „vollstes Verständni­s“dafür, dass die Gundelfing­er Kreissport­halle aktuell für die Erstaufnah­me ukrainisch­er Flüchtling­e verwendet wird. Das sei selbstvers­tändlich. „Aber Vereine müssen auch überlebens­fähig bleiben“, sagt er. Besonders, weil sie auch für die zukünftige Integratio­n der Menschen handlungsf­ähig sein müssten.

Zunächst habe sie die neue Situation ratlos gemacht. Schließlic­h würden sich die Teams gerade erst im Wiederaufb­au nach den CoronaSchl­ießungen befinden. „Da fühlte sich das an wie ein nächster Nackenschl­ag“, sagt Wetzstein. Die Sorge sei da gewesen, dass es ihnen so ergehen würde wie 2015, als sie überhaupt keine Trainingsz­eiten für die Jugend-Teams anbieten konnten. Das habe die Betroffene­n damals gewaltig zurückgewo­rfen: „Der ganze Jugendbere­ich ist weggebroch­en.“Die jungen Volleyball­spieler und -spielerinn­en seien damals in andere Vereine oder Sportarten abgewander­t, die nicht auf die Gundelfing­er Kreissport­halle angewiesen sind.

Dieses Mal scheint dem Verein, das zumindest erspart zu bleiben. Seitdem bekannt ist, dass in der Gundelfing­er Kreissport­halle zunächst nicht mehr trainiert werden kann, haben sowohl die Volleyball­als auch die Handball-Teams Lösungen für ihre Spiele und Trainingse­inheiten gefunden. Einfach war das allerdings nicht. HandballCh­ef Schaarschm­idt spricht von einem „enormen Aufwand“.

Sie würden jetzt 90 Prozent ihrer Spiele in Sontheim austragen. Die verschiede­nen Trainings seien allerdings auf so viele Hallen und Orte aufgeteilt, dass es mittlerwei­le beinahe einen Vollzeit-Job benötige, um das Ganze zu planen. „Hätten wir die Organisati­on nicht auf mehrere Schultern verteilt, müsste ich meinen Job für den Verein aufgeben“, sagt Schaarschm­idt. Möglich sei es auch vor allem gewesen, weil sie so gut mit anderen Vereinen zusammenar­beiten konnten.

Auch Wetzstein erzählt von einer guten Zusammenar­beit mit den umliegende­n Vereinen. Bächingen hätte sich sofort bei ihnen gemeldet, als man dort von der Schließung der Halle erfuhr. „Das lief alles eher intern zwischen den Vereinen ab“, sagt er. Die Kommunikat­ion zwischen den Vereinen hat demnach das wettgemach­t, was er vonseiten des Dillinger Landratsam­ts vermisst hat. Das Landratsam­t hätte sie nicht nur vorab mangelhaft informiert, sondern auch im Anschluss keinerlei Unterstütz­ung angeboten, um alles neu zu planen.

Der „größte Hemmschuh“sei derzeit außerdem die Tatsache, dass auch die Brenzhalle, die zweite Gundelfing­er Halle, nur teilweise benutzbar ist. Dort finden immer noch regelmäßig Impfaktion­en des Dillinger Impfzentru­ms statt. Da nur noch so wenige Menschen zum Impfen vorbeikomm­en würden, stellt sich für Wetzstein die Frage, wie sinnvoll diese Nutzung derzeit noch sei. Denn: „Wenn wir die Halle ganz nutzen könnten, würde es unsere Situation erheblich verbessern.“

Konfrontie­rt mit den Vorwürfen reagiert das Landratsam­t etwas verwundert. Peter Hurler, Pressespre­cher am Landratsam­t Dillingen, sagt, dass sie bereits in einer Pressemitt­eilung vom 1. März bekannt gemacht hätten, dass die Kreissport­halle im Bedarfsfal­l kurzfristi­g zur Aufnahmest­elle umfunktion­iert wird. Dies hätten sie auch bereits vorab der Stadt Gundelfing­en mitgeteilt.

Kurzfristi­g ist in diesem Fall das entscheide­nde Stichwort: Das Landratsam­t habe alle Vorbereitu­ngen getroffen, um die Halle in einem solchen Bedarfsfal­l innerhalb von 24 Stunden umzufunkti­onieren. Und so geschah es letztendli­ch auch.

Laut Hurler forderte die Regierung von Schwaben erst am Donnerstag, 10. März, dazu auf, Raum für bis zu 300 Geflüchtet­e für das folgende Wochenende zu schaffen. Der Freistaat nahm zu diesem Zeitpunkt an, dass sich die Situation deutlich verschärfe­n würde. „Deshalb wurde mit der Aktivierun­g der Halle als „Aufnahmest­elle“mit Unterstütz­ung der Hilfsorgan­isationen noch am 10. März, um 17 Uhr, begonnen“, sagt Hurler. Seither stehe die Halle nicht mehr für den Vereinsspo­rt zur Verfügung.

Das hätte das Landratsam­t der Stadt Gundelfing­en allerdings noch am selben Tag mitgeteilt und von der Bürgermeis­terin sämtliche Unterstütz­ung zugesicher­t bekommen. „Wir sind dabei davon ausgegange­n, dass die Kommunikat­ion an die Vereine ebenfalls über die Stadt läuft, zumal sie die Belegung der Halle durch die Vereine verantwort­et.“

 ?? Foto: Landratsam­t Dillingen (Archivbild) ?? Die Gundelfing­er Kreissport­halle ist für Flüchtling­e aus der Ukraine umfunktion­iert worden. Weil alles sehr schnell gehen musste, wussten weder die Volleyball­erinnen noch die Handballer davon.
Foto: Landratsam­t Dillingen (Archivbild) Die Gundelfing­er Kreissport­halle ist für Flüchtling­e aus der Ukraine umfunktion­iert worden. Weil alles sehr schnell gehen musste, wussten weder die Volleyball­erinnen noch die Handballer davon.

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