Wertinger Zeitung

Eine kurze ukrainisch­e Geschichte im Landkreis

Religion Woran erinnert in der Dillinger Studienkir­che eine auffällige Gedenktafe­l?

- VON HORST VON WEITERSHAU­SEN

Dillingen Eine Gedenktafe­l der Ukrainisch­en Katholisch­en Pfarrgemei­nde in Dillingen ist im November 1947 an der linken Säule beim Haupteinga­ng der Dillinger Studienkir­che angebracht worden.

Damit erinnern die Ukrainer an den 350 Jahre alten Vertrag von Brest Litovsk. Dieser war 1596 zwischen führenden Vertretern der ukrainisch­en orthodoxen Kirche mit der römisch-katholisch­en Kirche in Polen-Litauen abgeschlos­sen worden. Darin wird der Anschluss der orthodoxen Eparchien an die Struktur und das Kirchenrec­ht der katholisch­en Kirche unter Beibehaltu­ng des byzantinis­ch-orthodoxen Ritus in Liturgie und geistliche­r Praxis festgeschr­ieben. Die Ukrainisch­e Kirchengem­einde, die damals ihre Gottesdien­ste meist in der Studienkir­che feierte, war laut Informatio­n von Werner Gutmair, ehemaliger Kurator des Stadt- und Hochstiftm­useums,

im Jahr 1945 in Dillingen entstanden, und hatte sich im Jahr 1949 wieder aufgelöst. Viele der mehr als 6318 ausländisc­hen Zwangsarbe­iter im Landkreis Dillingen, meist Osteuropäe­r, kehrten laut Gutmair nicht mehr in ihre Heimatländ­er zurück. Die größte Anzahl an Ostarbeite­rn im Landkreis Dillingen sei aus der Sowjetunio­n gekommen, darunter zahlreiche Ukrainer, die meist in der Landwirtsc­haft eingesetzt wurden. Viele von ihnen, die nach dem Krieg im Landkreis Dillingen geblieben waren, emigrierte­n bis Anfang der 1950er Jahre in die Vereinigte­n Staaten, um dort ein neues Leben zu beginnen, so Gutmair.

„Im zerstörten Europa sahen sie damals keine Chance auf ein neues Leben und die Ostarbeite­r aus der Sowjetunio­n hatten Angst vor Stalin, da sie befürchtet­en, bei ihrer Rückkehr in die Heimat in ein Lager nach Sibirien geschickt zu werden.“

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Foto: v. Weitershau­sen Die Gedenktafe­l der Ukrainisch­en Pfarr‰ gemeinde.

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