Wertinger Zeitung

Grillen ist gut, smoken ist leckerer

Genießen Wer mit etwas Übung seinen Kugelgrill beherrscht, ist bereit für die nächste Stufe. Das Räuchern der Speisen mit verschiede­nen Holzsorten ist der Trend der Stunde. Wie das schmeckt – und was es zu beachten gilt.

- Fotos: Oliver Pozsgai, dpa

Ingelheim/Regensburg Welche Räucherchi­ps aus welcher Holzart können für welches Grillgut verwendet werden? Und auf welchen Grills räuchert es sich am besten? Diese Fragen bekommt Bart Mus in letzter Zeit häufiger zu hören. Und das hat einen Grund: Dem Koch und Grillmeist­er der Grill Academy Ingelheim zufolge erfreut sich das Smoken immer größerer Beliebthei­t. „Wir merken das in unseren Grillkurse­n“, so Mus. „Die Leute stellen Fragen, die sie bis vor einigen Jahren noch nicht gestellt haben.“Aber wie funktionie­rt das Räuchern eigentlich genau?

Beim Smoken liegen die Speisen nicht direkt über dem Feuer, sondern werden in Heißluft oder Rauch über längere Zeit gegart. „Bei einem herkömmlic­hen Kugelgrill können die Räucherhol­zchips direkt auf das glühende Kohlebett gelegt werden“, erklärt Bart Mus, der für einen großen Grillherst­eller Grillkurse gibt. Das Grillgut werde auf den Rost darüber gelegt und nimmt so den Rauchgesch­mack an. Wichtig sei, dass man die Chips eine Stunde vor Grillbegin­n in Wasser einlegt und dann abtropfen lässt. Das verzögert zwar das Anqualmen, intensivie­rt aber den Geschmack der Speisen.

Und: Der Grill braucht einen Deckel. Ohne verfliegt der Rauch in alle Himmelsric­htungen, statt ins Grillgut zu gehen.

Bei einem Gasgrill kann zum Smoken eine Räucherbox verwendet werden. Diese kann mit den Räucherchi­ps gefüllt und direkt in den Grill gelegt werden. Der Grillrost wird entfernt und die Räucherbox auf die Abdeckung der Brenner gestellt. Wo genau im Grill die Box steht, sei eigentlich egal, sagt Bart Mus. „Hauptsache, der Deckel ist zu.“Im Fachhandel sind EinwegRäuc­herboxen aus Alu erhältlich. Wer das Smoken erst mal ausprobier­en möchte, kann den „Sizzlebrot­hers“-Youtubern zufolge die gewässerte­n, abgetropft­en Holzpellet­s oder Räucherchi­ps einfach in Alufolie einpacken, ein paar Löcher in die Folie stechen und das Räucherpäc­kchen so in den Grill legen. Für Pulled Pork nach dieser Methode braucht es dann gleichzeit­ig etwa zehn solcher Päckchen. Da die Chips schnell verqualmen, muss man sie im Smoke-Prozess immer wieder auffüllen.

Die nächste Entscheidu­ng betrifft die Holzart. „Räucherhol­z vom Apfel-, Kirsch- oder Pflaumenba­um bildet einen fruchtigen, milden Rauch“, erklärt Maximilian Böhm von der Webseite Raeucherch­ips.de. Das Holz dieser Obstbäume eigne sich für alle Fleischsor­ten und Geflügel sowie für Gemüse und Obst. Das Grillgut erhält eine tief gelbliche, leicht braune Färbung. Tipp des Räucher-Experten: Das Obst selbst kann als gegrillter Nachtisch verwendet werden.

„Buchen- und Erlenholzc­hips sind etwas stärker im Geschmack“, sagt Böhm. „Sie eignen sich besonders für Fisch, Seafood und veganes Grillgut.“Die markantest­en, stärksten Holzsorten sind Mesquite und Hickory. Sie würden verwendet, um dem Fleisch eine ordentlich­e BBQ-Note zu verleihen. Die Pellets kommen oft aus den USA, wo der Hickorybau­m heimisch ist.

Zur Herstellun­g von Räucherchi­ps, -mehl oder -pellets wird oft das Stammholz von ausgedient­en Bäumen verwendet. Es ist also eine Art Recycling, das auch zu Hause durchgefüh­rt werden kann. Maximilian Böhm rät, immer Hart- oder Fruchtholz zu verwenden, keinesfall­s harzige Nadelhölze­r oder behandelte­s Holz.

Oliver Pozsgai, Grill-Coach und Gründer der Grillzentr­ale Leipzig, empfiehlt, eine weitere Art des Räucherns auszuprobi­eren: Die Zubereitun­g von Lachs auf einem Zedernholz­brett direkt im Grill. Dafür wird das Räucherbre­tt circa zwei Stunden in Wasser eingeweich­t und dann bei direkter Hitze auf den Grillrost gelegt. Man wartet, bis es zu knistern und zu rauchen anfängt. Währenddes­sen wird der Lachs auf der Haut vorportion­iert und mit Salz und Pfeffer gewürzt.

Das Brett legt man in die indirekte Zone, darauf kommt der Fisch. Für sechs Minuten lässt man ihn den Rauch annehmen. Danach wird er dick mit Marinade bestrichen und weitere zehn bis zwölf Minuten gar gegrillt.

Zum Schluss noch dies: Raucharoma von Speck kann täuschend echt imitiert werden, so Bart Mus. Und zwar mit geräuchert­en Zwiebeln. Bei einem Zwiebelkuc­hen: „Einfach den Grill auf kleiner Hitze einschalte­n, Holzchips rein, die Zwiebeln schälen, in Scheiben schneiden, mit etwas Öl bepinseln und 20–45 Minuten räuchern.“Dann Zwiebeln in der Pfanne dünsten und auf den Kuchen geben. „Alle werden denken, dass in dem Kuchen Speck drin ist. Natürlich wird ihn niemand sehen können, aber der Rauchgesch­mack ist schön drin.“(Lorena Simmel, dpa)

 ?? ?? Die Flügelteil­e des Maishuhns werden ungefähr 90 Minuten mit Apfelholzc­hips bei 120 Grad und geschlosse­nem Deckel geräuchert.
Die Flügelteil­e des Maishuhns werden ungefähr 90 Minuten mit Apfelholzc­hips bei 120 Grad und geschlosse­nem Deckel geräuchert.
 ?? ?? Eine Lachsforel­le auf einem Zedernholz‰ brett geräuchert schmeckt delikat.
Eine Lachsforel­le auf einem Zedernholz‰ brett geräuchert schmeckt delikat.

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