Wertinger Zeitung

Tausende Tests an Schulen ungenutzt

Pandemie Schüler müssen seit Anfang Mai nicht mehr im Klassenzim­mer nachweisen, dass sie negativ sind. Doch die Lager sind teils noch voll. Was geschieht mit den übrigen Corona-Tests?

- VON SARAH RITSCHEL

Augsburg Dreimal wöchentlic­h haben sich Schülerinn­en und Schüler in Bayern über viele Monate hinweg im Klassenrau­m getestet. Seit dem 1. Mai fällt das kollektive Stäbchenin-Mund-oder-Nase-Spiel vor dem Unterricht weg. Jedoch: In den Lagerräume­n mancher Schule im Freistaat warten noch mehrere tausend originalve­rpackte Corona-Tests. Ein großes Gymnasium in Oberbayern

berichtet von 18.000 übrigen Packungen, eine Realschule von 15.000. Im Ganzen gibt es in Bayern etwa 6300 Schulen.

An Kitas ist die Pflicht zum Negativ-Nachweis ebenfalls abgeschaff­t. Dort dürften die Lager aber deutlich leerer sein, meist testeten die Eltern ihre Kinder zu Hause. Kitas, die auf PCR-Tests in der Gruppe setzten, können diese noch bis Ende August auf freiwillig­er Basis anbieten.

An die Schulen wurden nach Angaben des bayerische­n Gesundheit­sministeri­ums von März 2021 bis zum Ende der Testnachwe­ispflicht rund 200 Millionen Schnelltes­ts ausgeliefe­rt. Wie viele davon noch übrig sind? Das Ministeriu­m geht auf Anfrage unserer Redaktion von einem „moderaten Lagerbesta­nd“an den Schulen aus. In der Regel sei dort ein Vorrat für wenige Wochen vorgehalte­n worden.

Doch dieser Vorrat summiert sich. Die größte Schule Augsburgs, die Fach- und Berufsober­schule im Stadtteil Hochfeld, verfügt noch über rund 10.000 ungeöffnet­e Tests. Diese sollen jetzt dezentral eingelager­t werden. So entschiede­n es die Ministerie­n für Gesundheit und Kultus, um auf Veränderun­gen der Infektions­lage kurzfristi­g reagieren und bei Bedarf wieder Tests anbieten zu können. Einen dieser originalve­rpackten Schnelltes­ts hat Schulleite­r Oliver Laqua gerade auf seinem Schreibtis­ch. Er schaut nach dem Haltbarkei­tsdatum: „November 2022“, sagt er: „Ein Teil dieser Tests wird im Winter nicht mehr verwendbar sein.“Während andere Schulleite­rinnen und Schulleite­r den Wegfall des Testens eine „Erleichter­ung“nennen, plädiert Laqua für eine Rückkehr zur Testpflich­t. „Durch regelmäßig­e Tests haben wir als Schule einen Beitrag dazu geleistet, dass sich das Virus in der Gesellscha­ft weniger schnell ausbreitet“, ist er sich sicher. „Selbst in der Hochphase der Pandemie mussten wir dieses Schuljahr keine einzige Klasse in den Distanzunt­erricht schicken. Jetzt sitzen die infizierte­n Schüler im Klassenrau­m und keiner merkt es.“Die Hälfte der 1200 Schülerinn­en und Schüler der FOSBOS steht kurz vor den Abschlussp­rüfungen. Laqua rät ihnen und seinen Lehrkräfte­n dringend, eine Maske in der Schule zu tragen – selbst wenn auch diese Pflicht mittlerwei­le nicht mehr besteht.

Im Landkreis Augsburg lagert noch ein Vorrat von rund 100.000 Tests für alle Schulen. Er würde für rund eine Testwoche ausreichen, erklärt Sprecher Jens Reitlinger. Packungen, deren Haltbarkei­t abzulaufen droht, sollen ihm zufolge an Schulperso­nal zur freiwillig­en Testung ausgegeben werden.

Insgesamt hat der Freistaat nach Angaben des Gesundheit­sministeri­ums seit August 2021 etwa 137 Millionen Antigen-Schnelltes­ts für 95,6 Millionen Euro gekauft. Nicht nur Schülerinn­en und Schüler wurden damit getestet, sondern auch Beschäftig­te des Freistaats und KitaKräfte. Damit füllte Bayern zu deutlich günstigere­n Konditione­n die Vorräte auf als noch im Schuljahr zuvor. Eine Anfrage der Grünen an die Staatsregi­erung hatte damals Empörung über den hohen Einkaufspr­eis pro Testkit ausgelöst: Von Februar bis Juli 2021 hatte der Freistaat lediglich 88 Millionen Tests für mehr als 416 Millionen Euro beschafft.

Auch kleinere Schulen in Bayern haben noch Tests übrig. An der Grundschul­e Jettingen-Scheppach (Kreis Günzburg) mit ihren rund 250 Kindern bleibt ein großer Raum mit hoher Decke vorerst das Kistenlage­r. „Wir haben noch etwa 2000 Antigen-Schnelltes­ts und ein paar hundert PCR-Test-Sets“, berichtet Rektor Andreas Spatz. Sie werden jetzt an der Schule aufbewahrt. Spatz hält das für sinnvoll: „So kann man im Herbst gegebenenf­alls schnell reagieren.“

Dass der Negativ-Nachweis im Klassenzim­mer nicht mehr stattfinde­t, hält er für vertretbar. „Lehrkräfte und Schüler, die sich ohne die Testpflich­t unsicher fühlen, haben nach wie vor die Möglichkei­t, im Unterricht Maske zu tragen. Bei den Lehrkräfte­n tut das noch etwa ein Viertel, bei den Kindern sind es einzelne. Es ist wie im öffentlich­en Leben: In den vergangene­n Wochen sind die Maskenträg­er nach und nach weniger geworden.“

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Foto: Bernhard Weizenegge­r (Symbolbild) Ankommen, Platz einnehmen und dann erst mal ein Stäbchen in die Nase. Das war lange Alltag an bayerische­n Schulen. Nach den Osterferie­n 2021 hatte der Freistaat die Testpflich­t im Unterricht eingeführt.
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