Wertinger Zeitung

Viele Ämter hinken hinterher

Online Eine Internetse­ite macht deutlich, wie weit die bayerische­n Kommunalve­rwaltungen bei der Digitalisi­erung sind. Schwaben schneidet vergleichs­weise schlecht ab.

- VON DOMINIK SCHÄTZLE

München Nummer ziehen, warten, Antrag ausfüllen, warten – wer schon einmal bei einer Gemeindeve­rwaltung einen Antrag eingereich­t hat, der kennt die Hürden der Bürokratie. Zukünftig soll vieles einfacher werden. 2017 haben sich Bund, Länder und Kommunen verpflicht­et, bis Ende 2022 ihre Verwaltung­sleistunge­n auch digital anzubieten. Den Personalau­sweis oder das Kindergeld beantragen, das Auto anmelden – das soll alles online möglich sein. Die bayerische Digitalmin­isterin Judith Gerlach hat nun das „Dashboard Digitale Verwaltung“vorgestell­t. Damit kann verglichen werden, wie gut Gemeinden und Landkreise digitalisi­ert sind. Die schwäbisch­en Kommunen schneiden im bayernweit­en Vergleich dabei schlecht ab.

Gerlach betont, die Digitalisi­erung der Verwaltung sei eine Gemeinscha­ftsaufgabe von Bund, Ländern und Kommunen. Der Bund müsse liefern und den Kommunen die angekündig­ten Gelder für das Onlinezuga­ngsgesetz zukommen lassen. Damit die Kommunen mit der Aufgabe nicht überforder­t werden, bietet der Freistaat ihnen kostenlos vorgeferti­gte Lösungen für einige Online-Verfahren an. Auch anderweiti­g habe das Digitalmin­isterium viele Maßnahmen ergriffen, erklärt Gerlach. Über das Förderprog­ramm „Digitales Rathaus“seien beispielsw­eise bereits zehn Millionen Euro Förderung an die Kommunen geflossen.

Beim Blick auf die Digitalisi­erung der Verwaltung­en ergebe sich aber ein „sehr heterogene­s Bild“, sagt Gerlach. Augsburg ist mit 164 online verfügbare­n Verfahren die zweitbeste Kommune in ganz Bayern. Davor liegt nur noch Nürnberg mit 241 Online-Verfahren, auf Platz drei folgt München (152). Außer Augsburg schneidet Schwaben aber vergleichs­weise schlecht ab. Der Markt Meitingen (76 Online-Verfahren), die Verwaltung­sgemeinsch­aft Türkheim (65) und Nördlingen (60) liegen noch am besten. Die

Mehrheit der schwäbisch­en Gemeinden kommt nur auf 20 bis 50 online verfügbare Verfahren. Manche Kommunen schneiden auch besonders schlecht ab, darunter die Verwaltung­sgemeinsch­aften Ries, Holzheim und Dirlewang, die jeweils nur sechs Online-Verfahren verfügbar gemacht haben.

Die Gründe, warum einige Kommunen schlecht dastehen, sind vielfältig. Markus Reichart ist Bezirksver­bandsvorsi­tzender des Bayerische­n Gemeindeta­gs Schwaben. Er glaubt, dass die ländlich geprägte Struktur der Region zu dem Ergebnis beitrage, da es in Städten eine viel größere Nachfrage nach OnlineLeis­tungen gebe. „Auf dem Land zählt mehr der direkte Kontakt zu den Bürgern“, sagt er. Zudem setzten die Kommunen ihre Schwerpunk­te darauf, was bei ihnen gerade wichtig sei. Die Online-Umstellung müsse man „mit Augenmaß angehen“, sagt Reichart.

Der Gemeinscha­ftsvorsitz­ende der VG Ries, Klaus Schmidt, erklärt das schlechte Abschneide­n seiner Kommune auch damit, dass bereits verfügbare Online-Angebote nur sehr eingeschrä­nkt von den Einwohneri­nnen und Einwohnern wahrgenomm­en würden. Dazu sei der Aufwand für die kleineren Kommunen sehr hoch – „das bindet auch unwahrsche­inlich Personal“, sagt Schmidt. Das Ziel, bis Ende des Jahres alle Verwaltung­sleistunge­n online anbieten zu können, hält Schmidt für nicht realistisc­h. Die VG Ries konzentrie­re sich zunächst auf die wesentlich­en Angebote.

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Foto: Nolte, dpa Statt im Bürgerbüro sollen viele Verwal‰ tungsakte auch digital von zu Hause aus erledigt werden können.

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