Wertinger Zeitung

Hatte ein Duo die Gewalttat lange geplant?

Gericht Im Fall der am Memminger Flughafen getöteten Jugendlich­en nähert sich der Prozess.

- VON ANDREAS BERGER

Memmingerb­erg Es soll heimtückis­cher Mord gewesen sein: Im Fall der getöteten 16-Jährigen aus Memmingen hat die Staatsanwa­ltschaft nun Anklage erhoben. Die Jugendlich­e war am 14. November 2021 nahe dem Allgäu Airport in der Gemeinde Memmingerb­erg (Kreis Unterallgä­u) getötet worden. Verdächtig­t werden ein 25-Jähriger und eine 16-Jährige, beide sitzen seit November in Untersuchu­ngshaft.

Die Details der Ermittlung­en sind erschütter­nd. Die Angeschuld­igten sollen laut Staatsanwa­ltschaft schon in den Wochen vor der Tat beschlosse­n haben, das 16 Jahre alte Mädchen zu töten. Die Tatverdäch­tige, damals 15 Jahre alt, soll sich dann mit dem späteren Opfer für den frühen Abend des 14. November verabredet haben. Sie trafen sich in der Nähe ehemaliger Hangars und Shelter, in denen früher Flugzeuge untergebra­cht waren. Der 25-Jährige kam ebenfalls zu dem Treffen.

Zu dritt gingen sie nach Einschätzu­ng der Ermittler zu einem der Shelter. Dort soll die damals 15-Jährige dem späteren Opfer GelatineKa­pseln gegeben haben, in denen sich die Droge MDMA befand, besser bekannt unter dem Namen Ecstasy. Das soll sie zuvor von dem 25-Jährigen erhalten haben. Der Mann war schon vor der Tat bei der Polizei bekannt – nach Informatio­nen unserer Redaktion wegen Drogendeli­kten.

Die mutmaßlich­e Täterin soll der 16-Jährigen gesagt haben, dass es sich um Vitaminpil­len handle. Nachdem das Opfer die Kapseln geschluckt hatte, soll ihr die 15-Jährige einmal mit einer Glasflasch­e auf den Kopf geschlagen haben. Die 16-Jährige ging zu Boden und blieb auf dem Bauch liegen. Dann soll der 25-Jährige mit einem Butterflym­esser mehrfach in den Rücken und in die Seite des Opfers gestochen haben. Die 16-Jährige starb laut Staatsanwa­ltschaft nach wenigen Minuten durch die Messerstic­he und die Vergiftung.

Die Jugendlich­e habe zum Tatzeitpun­kt nicht damit gerechnet, angegriffe­n zu werden. „Sie war deshalb auch nicht in der Lage, sich zu wehren. Diese Arg- und Wehrlosigk­eit des Opfers nutzten die Angeschuld­igten bei der Tat bewusst aus“, schreibt die Staatsanwa­ltschaft in einer Stellungna­hme. Zu den Gründen für die Tat äußert sie sich allerdings nicht: „Trotz umfangreic­her Ermittlung­en konnte das Motiv für die Tat nicht mit hinreichen­der Sicherheit geklärt werden.“Die beiden Verdächtig­en haben sich, seit sie in Untersuchu­ngshaft sitzen, nicht mehr geäußert.

Nun muss das Memminger Landgerich­t entscheide­n, ob die Anklage der Staatsanwa­ltschaft zugelassen wird. Zu einem Prozess könnte es dann etwa im September oder im Oktober kommen, sagte Ivo Holzinger, stellvertr­etender Pressespre­cher des Memminger Landgerich­ts.

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Foto: Andreas Berger (Archivbild) Nach der Tat nahe dem Memminger Flughafen erinnerten Kerzen und Blumen an das getötete Mädchen.
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