Berlin jubelt meisterlich in München
Eishockey Die Eisbären feiern nach einem 5:0 beim EHC Red Bull den zweiten Titelgewinn in Serie. Der überragende Berliner Akteur wechselt zur neuen Saison die Seiten. Ligenleiter Tripcke freut sich aus einem anderen Grund.
München Um 10 Uhr am Donnerstag hob der Flieger aus München ab, um die Berliner Eishockey-Profis wieder in die Heimat zu fliegen. Mit an Bord der in der Vergangenheit schon oft verbeulte Henkelpott für den deutschen Meistertitel, den sich die Mannschaft am Abend zuvor mit einer überragenden Vorstellung verdient hatte. Mit 5:0 schossen die Eisbären den EHC Red Bull aus der eigenen Halle am Olympiagelände. Mit 3:1-Siegen setzte sich das Team von Serge Aubin im Play-off-Finale durch. Das Gesicht des Teams ist Verteidiger Frank Hördler. Bei allen neun Titeln des Rekordmeisters stand der 37 Jahre alte Kapitän auf dem Eis. Er kennt das Gefühl und doch merkte er an: „Deutscher Meister zu werden ist so ein langer Weg.“Der Silbermedaillengewinner von 2018 in Pyeongchang wurde zudem als wertvollster Spieler der DEL-Play-offs ausgezeichnet.
Mit einem genialen Pass leitete Hördler das Debakel für die Münchner vor 5533 Zuschauern ein. Mit einer Vorlage von der Höhe der Torlinie schickte der Teamkapitän seinen Torjäger Matt White auf die Reise. Und der flinke Außen, der in Augsburg seine DEL-Premiere gefeiert und sich für höhere Aufgabe empfohlen hatte, versenkte den
Puck scheinbar spielerisch leicht zum 1:0 ins Netz. Noch zwei weitere Male traf der US-Amerikaner White, der als dreifacher Torschütze dennoch nicht der entscheidende Mann war. Torwart Mathias Niederberger bildete an diesem Abend die Wand, an der die Münchner immer wieder scheiterten.
„Er war der große Unterschied, keine Frage“, lobte daher auch
Don Jackson lächelnd. Bei den Olympischen Spielen in Peking hatte der 29-Jährige wie die gesamte Mannschaft nicht überzeugen können. Doch in den Play-offs lief der Sohn des ehemaligen Nationalverteidigers Andreas Niederberger zu großer Form auf.
In den letzten drei Play-off-Partien wies der Keeper bei einer überragenden Fangquote von 97 Prozent nur noch 0,78 Gegentore pro Spiel auf. Niederberger demonstrierte, warum sich die Münchner mit den Brause-Millionen von Red Bull die Dienste des Berliners für die kommende Saison sicherten. Die Verkündung des Wechsels gilt nur noch als Formsache, wahrscheinlich kommt es zum Torwarttausch. Münchens Keeper Henrik Haukeland ist als Neuzugang bei den EisEHC-Coach bären im Gespräch. Die Oberbayern, die Ende 2023 in den 11.500 Zuschauer fassenden SAP-Garden auf dem Olympiagelände als neuen Spielort umziehen werden, wollen mit aller Macht den nächsten Titel. Nur das zählt in der Fußballstadt München. Zuletzt holten sie 2018 den Henkelpott.
Die Eisbären feierten nach der Schlusssirene im goldenen Konfettiregen den Titel. Auch Gernot Tripcke atmete nach zwei schwierigen Spielzeiten unter Corona-Auflagen auf. „Die Hallen haben sich jetzt wieder gefüllt. Das ist ein tolles Gefühl. Es ist schön, so in den Sommer gehen zu können“, sagte der DELGeschäftsführer. Ein imageschädigendes Sommertheater bleibt der Profiliga erspart. Absteiger Krefeld geht, anders als ursprünglich angekündigt, nicht vor das DELSchiedsgericht. Nach der erwarteten Lizenzierung des sportlichen DEL2-Aufsteigers Löwen Frankfurt geht die Liga wieder mit 15 Mannschaften in die kommende Saison.
Berlin ist mit dem zweiten Titelgewinn in Serie das Team der Stunde. Für den Freitag hat Berlins Bürgermeisterin Franziska Giffey zum Empfang ins Rote Rathaus eingeladen. Am Montag folgt der MeisterUmzug. Partyzeit in der deutschen Eishockey-Hauptstadt.