Wertinger Zeitung

Erdbeeren sind so teuer wie nie

Ernährung Die Erdbeer- und Spargelsai­son steht kurz bevor. Bisher lief der Verkaufsst­art träge an, die Preise sind gestiegen. Womit müssen Kunden im Augsburger Land also rechnen?

- VON MORITZ MAIER

Landkreis Augsburg Der Frühling ist da und damit auch die Zeit für leckere Erdbeeren und Spargel. Doch der Verkaufsst­art war bisher eher mau. Das könnte mitunter daran liegen, dass die Preise für die Köstlichke­iten enorm gestiegen sind. Erdbeeren sind so teuer wie nie zuvor. Dieser Saison sehen Landwirte zwar noch positiv entgegen, für die kommenden Jahre sind die Sorgen groß.

In und um Augsburg herum sind seit Kurzem wieder die rot-gelben Erdbeer-Verkaufshä­uschen zu sehen. Seit dieser Woche hat Erdbeerbau­er Josef Kraus, der größte Anbieter in unserer Region, die ersten Stände eröffnet. „Das Geschäft läuft langsam an, auch wenn noch nicht alle Stände geöffnet haben“, sagt der Obstbauer aus Gessertsha­usen. Dabei gibt es beim Geschäft mit Erdbeeren und Spargel Probleme, die auch die Kunden unmittelba­r zu spüren bekommen. Zum einen lief der Erntestart träge an. Das liegt an der zuletzt kalten Witterung. „Momentan ist das Wetter aber wieder gut, in zwei bis drei Wochen wird die Ernte dann richtig anlaufen“, sagt Kraus.

Besonders in der Spargelsai­son gab es Startprobl­eme, bisher sind die Erträge klein. „Im April war es sehr kalt, die Nachtfröst­e verlangsam­en das Spargelwac­hstum“, sagt Josef Zott vom gleichnami­gen Spargelhof in Aretsried bei Fischach. Das milde Wetter dürfte an den Ständen jetzt zu mehr Spargel führen, viele Landwirte rechnen mit steigenden Erträgen.

Wie bei vielen Lebensmitt­eln sind die Preise für Spargel und Erdbeeren im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Das hänge mit höheren Kosten für Personal, Energie und Verpackung zusammen, sagen die Landwirte. „Bei den Preisen für Erdbeeren haben wir einen Höchststan­d“, bestätigt Luise Tietze, eine Verkäuferi­n in einem Stand bei Neusäß. Für 500 Gramm regionale Erdbeeren müssen Kunden derzeit knapp fünf Euro bezahlen. Auch beim Spargel muss man tief in die Tasche greifen: Am Stand direkt nebenan kostet ein Kilo weißer Spargel der Klasse eins 15,90 Euro. Vor einigen Tagen lag der Preis sogar noch um zwei Euro höher. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag der durchschni­ttliche Preis für Spargel erster Klasse aus der Region bei ungefähr 13 Euro.

Das macht sich auch bei den Kundenzahl­en bemerkbar. „Eine Kaufzurück­haltung ist spürbar, da fehlt uns schon einiges“, sagt Stephan Seibold, der in Bobingen und Schwabmünc­hen sowohl Spargel als auch Erdbeeren zum Verkauf anbietet. „Es kaufen weniger Menschen ein, teilweise auch kleinere Mengen.“Beim Neusässer Spargelsta­nd beobachtet der Verkäufer Ähnliches. „Früher haben die Leute, ohne mit der Wimper zu zucken, drei Kilo gekauft, heute oft nur noch eins.“

Die Saison ist aber noch jung, und viele Anbieter hoffen, dass die Menschen in den kommenden Wochen mehr Lust auf die regionalen Spezialitä­ten bekommen. Spargel wird erfahrungs­gemäß im Laufe der Ernte günstiger. Beschwert habe sich bisher noch niemand über die hohen Preise, sagen die Verkäufer vor Ort.

Ein gemischtes Bild gibt die Frage nach genügend Erntehelfe­rn ab. So ist Zott vom Aretsriede­r Spargelhof mit seiner Personalsi­tuation zufrieden, ebenso wie der Gessertsha­user Obstbauer Kraus. Beide verweisen auf verlässlic­hes Stammperso­nal.

In Bobingen und Schwabmünc­hen dagegen hat Seibold auf seinem Obsthof Probleme. „Wir haben einen Erntehelfe­rmangel, viele Leute wechseln momentan die Branche.“Der Wettbewerb um Arbeitskrä­fte schaffe Planungsun­sicherheit. Löhne machen in der Branche circa 50 Prozent der Kosten aus, deshalb sehen viele Bauern mit Sorge auf den Mindestloh­n, der noch in diesem Jahr auf zwölf Euro ansteigen soll.

Trotz der gestiegene­n Preise dürfte Spargel in Deutschlan­d noch immer gern gegessen werden. So hat im Jahr 2020 jeder Deutsche durchschni­ttlich 1,3 Kilogramm Spargel gegessen.

Beim Verband Süddeutsch­er Spargel- und Erdbeeranb­auer ist man auch für die kommende Saison gut gestimmt, wieder viel Spargel an den Mann und die Frau zu bringen. Rückläufig sind dagegen die Anbaufläch­en für Erdbeeren, ebenso die Zahl der Obstbauern. Dabei nimmt der Anbau unter freiem Himmel stetig ab, während laut Statistisc­hem Bundesamt immer mehr Landwirte Folien zum Schutz einsetzen.

Wer am liebsten selbst Erdbeeren pflückt, muss sich noch gedulden. Denn bisher sind nur die Erdbeeren reif, die im Folientunn­el mehr Wärme abbekommen. In den kommenden Wochen werden dann aber auch die Erdbeeren unter freiem Himmel pflückreif sein, versichern die Obstbauern. Spargel- und Erdbeerbau­er Seibold sieht besonders den kommenden Jahren mit Sorge entgegen. Die derzeitige Inflation habe sich noch vergleichs­weise milde ausgewirkt, da der nun geerntete Spargel bereits im Vorjahr gepflanzt wurde. Aber was er jetzt für die kommende Erntesaiso­n einkauft, sei bereits um bis zu 15 Prozent teurer geworden. Seibold ist sicher: „Die Preissteig­erungen werden sich besonders in den nächsten zwei bis drei Jahren bemerkbar machen.“

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Foto: Moritz Maier Zwischen Neusäß und Gersthofen ist neben einem Spargelsta­nd auch ein Verkauf mit Josef Kraus’ Erdbeeren. Verkäufer Luise Tietze und Dieter Becker sind trotz der Si‰ tuation guter Dinge.

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