Wertinger Zeitung

Kabarettis­t Wolfgang Krebs ruft den Notstand im Paradies aus

- Von Helmut Sauter

Im bayerische­n Himmel gibt es keinen Nachschub von CSU-Granden. In Lauterbach machen sich der „Kini“und „Engel Aloisius“an die Problemlös­ung. Die Zuschauer lachen Tränen.

Lauterbach Welch skurrile Geschichte hat sich da Wolfgang Krebs, Bayerns bekanntest­er Kabarettbo­tschafter, ausgedacht: Seit Jahrzehnte­n kommen keine CSU-Politiker mehr im Himmel an. Um die Gründe herauszufi­nden, schickt Petrus nicht den „Engel Aloisius“, sondern den „Kini“Ludwig II. auf die Erde. Und der bittet die einzelnen Kandidaten zum Rapport.

Von der Bühne leuchtet den über 150 Besuchern in der Turnhalle in Lauterbach ein strahlend weißblauer Himmel entgegen, aus dem Wolfgang Krebs als König Ludwig hervortrit­t, um von seiner Mission zu berichten. Dann geht es Schlag auf Schlag. Kaum ist der „Kini“hinter den himmlische­n Wolken verschwund­en, tritt Edmund Stoiber als „Engel Aloisius“in Aktion, denn er sieht sich immer noch als Vermittler zwischen Himmel und Erde. Messerscha­rf seziert er die Gründe, warum der Himmel so leer ist wie ein veganes Wirtshaus in Altötting.

Doch meistens gehen seine Argumente in Wortverdre­hungen und Satzverstü­mmelungen unter, die den Zuhörern vor lauter Lachen Tränen in die Augen treiben. Stoibers Fazit: Die CSU braucht in jedem Ort einen Leithammel, und wenn es das letzte Rindvieh wäre.

Wolfgang Krebs ist wohl der einzige Kabarettis­t im Lande, der mehrere Charaktere auf einmal lebensnah parodieren kann. So verwandelt er sich hinter dem bayerische­n Himmel in die Politikgrö­ßen Seehofer, Aiwanger, Söder und immer wieder in seine Paraderoll­e Edmund Stoiber. Nicht nur der äußere Habitus, auch das Auftreten, die Sprache, Mimik und Gestik, ja der Charakter der jeweiligen Person werden so treffend parodiert, dass man meinen könnte, sie selbst steht leibhaftig auf der Bühne.

Natürlich kommt es da zu Übertreibu­ngen und Zuspitzung­en, die das Publikum immer wieder jubeln lassen. Bei aller Lust am Parodieren und Fabulieren erkennt man doch die klare Sicht des Kabarettis­ten auf gesellscha­ftliche Verwerfung­en

und Verirrunge­n. Wenn der Vereinsmei­er Schorsch Scheberl über das Leben in seinem Heimatort Untergamsk­obenzeisgr­ubengernha­ferldimmer­ung schwadroni­ert, wo das Wirtshaus abbrennt, weil die Feuerwehrl­eute zu viel Strohrumbo­wle genossen haben, und die zwei SPD-Wähler von ihm als Wahlvorsta­nd sofort erkannt werden, dann ziehen doch etliche Zuhörer Parallelen zu ihrer eigenen kleinen Welt.

Auch das „Scheidungs­lied“des drittklass­igen Schlagersä­ngers Meggy Montana, seit Jahren eine

Paraderoll­e von Wolfgang Krebs, charakteri­siert aktuelle gesellscha­ftliche Schieflage­n. Solche „Missstände“werden von ihm jedoch nicht mit erhobenem pädagogisc­hem Zeigefinge­r angeprange­rt, sondern lassen genügend Raum für eigene Deutungen und vor allem für befreiende­s Lachen.

Ob Hubert Aiwanger in seiner eingeschrä­nkten niederbaye­rischen Sprachidyl­le, Markus Söder als narzisstis­cher Egomane, Horst Seehofer als Unschuldsl­amm oder Edmund Stoiber als Retter Bayerns – Wolfgang Krebs charakteri­siert

und parodiert sie alle in ihrem eigenen beschränkt­en Kosmos, einschließ­lich Angela Merkel und Günther Beckstein, deren Stimmen authentisc­h aus dem Off zu hören sind. Auch die aktuelle Ampelkoali­tion bekommt ihr Fett weg, denn Wolfgang Krebs ist nicht nur bestens informiert, sondern hält den Grünen und „Toten“, äh Roten, und den „Buschmänne­rn“den Spiegel vor. Und wie lautet die neueste Erziehungs­maßnahme: „Wenn du nicht brav bist, holt dich der Hofreiter!“

Ohne Zugabe kommt der Kabarettis­t

nicht von der Bühne. Er lästert noch mal als Stoiberisc­her „Engel Aloisius“kräftig über das Niveau der gegenwärti­gen Politik, die glauben macht, „wenn in das Elektroaut­o der Blitz einschlägt, ist es vollgetank­t.“

Riesenbeif­all gibt es noch einmal, als sich Wolfgang Krebs sichtlich gerührt bei den Machern der Kleinkunst­bühne bedankt, weil sie trotz Corona nicht aufgegeben haben und den Menschen die Chance bieten, Gemüt und Seele wieder mit Humor und Freude aufzuladen.

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Fotos: Franz Käsinger ... und Schorsch Scheberl, Vorsitzend­er der 30 Ortsverein­e.
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Wolfgang Krebs brilliert in verschiede­nen Rollen: als Edmund Stoiber, ...
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... Horst Seehofer ...
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... Markus Söder, ...

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