Kabarett im Kino – eine gelungene Premiere
Inka Meyer nimmt im Filmtheater in Wertingen Alltagssituationen scharfzüngig aufs Korn und meistert auch einen „Blackout“.
Der „Black Friday“spielte sich nicht nur in der Wertinger Innenstadt ab, sondern bekam auch beim „Kabarett im Kino“realsatirische Bedeutung. Ein Blackout der Scheinwerfer im Filmtheater in der Zusamstadt bescherte der Kabarettistin Inka Meyer kurzfristig einen „schwarzen Freitag“, der jedoch mit viel Humor und einigen Handy-Lichtquellen rasch seinen Schrecken verlor. Wortgewandt, humorvoll und ohne Unterbrechung ihres Programms über die Banalitäten und Kuriositäten des alltäglichen Wirrwars in Familien, im Freundeskreis und insgesamt in der maroden Gesellschaft meisterte sie die paar Minuten der Dunkelheit, ehe die Scheinwerfer unter tosendem Applaus wieder aufflammten. Dass im Wertinger Kino live Kabarett präsentiert wurde, war übrigens eine Premiere. Die Kleinkunstbühne Lauterbach war der Bitte von Prisca Färber, der Besitzerin des Kinos, gerne nachgekommen, auch mal ihr Haus als Spielstätte zu nutzen.
Dort versteht es Inka Meyer ausgezeichnet, zwei Stunden lang bekannten, meist belanglosen Alltagssituationen und verqueren gesellschaftlichen Aktionen mit ihrem verschmitzten Humor, ihrer staunenswerten sprachlichen Fabulierkunst und ihrer ungemein sympathischen Ausstrahlung „die Seichtigkeit des Scheins“nachzuweisen und mit treffenden Pointen in die „Leichtigkeit des Seins“umzudeuten. Ganz harmlos fängt sie mit ihrer eigenen Biografie als „friesisches Migrantenkind“an, fängt die große Zuhörerschar mit einem kräftigen „Moin“, kommt dann aber rasch von Gebärstreikenden, die keine „Umweltschädlinge“in die Welt setzen wollen, denn eine Kuh stößt weniger CO2 aus als ein Kind, zu Veganern und Vegetariern, vor denen die Pflanzen unbedingt geschützt werden müssen. Schließlich landet sie bei den vielen Krisen unserer Zeit. Ob Coronakrise, Klimakrise, Wirtschaftskrise oder Bahnkrise – das
Leben ist ohne Coach, ohne Ratgeber, Kalendersprüche und AlpakaTouren nicht zu bewältigen. So wird uns täglich von den Medien suggeriert, ob analog oder digital. Da hilft nur noch der friesische Gute-Laune-Tee: Rum mit einem Schuss Tee!
Natürlich darf in Inka Meyers Parforceritt durch die Niederungen der Gesellschaft das Gendern nicht fehlen, auch nicht die sexistische Werbung, die Entfremdung von der Arbeit durch Work-LifeBalance oder die neue Lebensform des Waldbadens, das schon der Philosoph Rousseau vor über 300 Jahren hochgelobt hat. Und der kategorische Imperativ von Kant spielt in der „Leichtigkeit des
Seins“natürlich auch eine wichtige Rolle. Inka Meyers rasante Wortkaskaden, der Weg ihrer Geschichten durch das seichte Gewässer des Alltags hin zu scharfzüngigen, geschliffenen Pointen und der rasche Wechsel von einer Situation in die nächste fordern vom Publikum volle Konzentration, um den humorvollen Knalleffekt nicht zu verpassen.
Wer die Kabarettpremiere im Kino verpasst hat, dem entging ein unterhaltsamer und sympathischer Auftritt einer „Knallerfrau“, ein Riesenspaß an einer satirisch fein verpackten Gesellschaftskritik mit durchaus ernst gemeinten Denkanstößen für das eigene Verhalten.