Wertinger Zeitung

Das bringen wir mal besser auf die Sandbank

- Von Markus Heinrich

Urlaub in Marokko, Tunesien oder Ägypten scheint in weiter Ferne? Egal, denn wer muss schon fliegen, um die Sahara zu sehen, wenn die Wüste schon auf dem Weg zu uns ist? Ja, es geht um den Saharastau­b. Ein echter Spartipp also, danken Sie mir später. Ein wenig Geduld ist gefragt, zugegeben. Aber das wird schon. Zuletzt waren angeblich bis zu 180.000 Tonnen Sand aus der Sahara auf dem Weg nach Bayern, jährlich machen sich nach Expertensc­hätzungen 60 bis 200 Millionen Tonnen Sahara auf den Weg zu uns. Wer sich in Schwaben also derzeit fühlt wie ein durstiges Kamel in der Wüste: Das könnte an der Extraporti­on Saharastau­b im Rachen liegen. Schwamm drüber, die Vorteile überwiegen.

Wer jetzt fleißig Autos, Tische, Fensterbän­ke und Terrassen kehrt, kann sich bald seine schöne Menge Saharasand ins Gläschen füllen und zu den anderen Urlaubseri­nnerungen stellen, kostengüns­tig und klimaschon­end. Wer nicht kehrt und sich auch vom strengen Blick des Nachbarn nicht verunsiche­rn lässt, nennt vielleicht schon in ein paar Jahren einen Sandstrand sein Eigen – was für eine Chance für die Freibäder. Mehr noch: Die berühmte Servicewüs­te ist plötzlich auch eine und Bewohner von Innenstädt­en oder Dörfern mit üblichen Infrakstru­kturproble­men werden sagen, es hat eh nur noch der Sand gefehlt. In Bad Wörishofen heißt es Kamelreite­n statt Waldbaden, vom schwankend­en Wüstenschi­ff blickt man herab auf eine surreale Mischung aus Dünen und Beton. Zu abgefahren? Okay, das liegt dann vermutlich am Saharastau­b. Der kann schon mal den Blick vernebeln.

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